Friedhofskultur in Deutschland ist immaterielles Kulturerbe

Paderborn.  Der Ostfriedhof Paderborns steht jetzt im Zeichen des immateriellen Kulturerbes Friedhofskultur. Bürgermeister Michael Dreier enthüllte am Freitagmorgen ein entsprechendes Schild am Eingang des Friedhofs an der Driburger Straße, um so auf die wichtige Bedeutung der Friedhofskultur für Paderborn aufmerksam zu machen. Paderborn ist damit teil eines bundesweiten Netzwerks von über 100 Städten, die den diesjährigen Tag des Friedhofs am Sonntag, 20. September, der Ernennung der Friedhofskultur in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe widmen.

nBürgermeister Michael Dreier (links) enthüllte im Beisein von Michael Kriesten vom Amt für Umweltschutz und .Foto: © Stadt Paderborn

nBürgermeister Michael Dreier (links) enthüllte im Beisein von Michael Kriesten vom Amt für Umweltschutz und .Foto: © Stadt Paderborn

„Die Friedhöfe gehören fest zum Leben dazu. Sie dienen den Menschen als Anker, um Ruhe zu finden und als Rückzugsort“, betont Bürgermeister Michael Dreier. „Sie sind für die Menschen ganz besondere Orte in Paderborn, an denen vielschichtige kulturelle Ausdrucksformen erlebbar werden.“

Bereits im März hatte die Kultusministerkonferenz auf Empfehlung der Deutschen UNESCO-Kommission diese Ernennung zum immateriellen Kulturerbe beschlossen. Allerdings ging die Auszeichnung im Corona-Lockdown unter, weshalb man jetzt mit der Aktion „Friedhöfe auszeichnen“ auch in Paderborn auf dieses vielschichtige Kulturerbe aufmerksam macht. Dabei sind nicht die Friedhöfe an sich zum immateriellen Kulturerbe ernannt worden, sondern die Friedhofskultur, also all das, was Menschen auf dem Friedhof tun. Dazu gehört das Trauern, Erinnern und Würdigen genauso wie das Gestalten, Pflegen und Weiterentwickeln.

„Der Friedhof ist vor allem auch ein Ort der Lebenden“, betont Michael Kriesten vom Amt für Umweltschutz und Grünflächen, „der weit über die persönlichen Trauerrituale hinaus identitätsstiftende Bedeutung für unsere Gesellschaft hat.“ Hervorzuheben ist zum Beispiel die historische Dimension der Denkmäler. Der Kulturraum Friedhof bildet zudem den größten Skulpturenpark der Stadt und ist zugleich Inspirationsfläche für viele Kunstformen. Besonders bedeutsam ist seine soziale Funktion: Der Friedhof erweist sich als Treffpunkt für Familien oder Angehörige und wirkt auch sozialer Vereinsamung von Hinterbliebenen entgegen. Nicht zuletzt zeigt sich dieser Kulturraum über kulturelle und religiöse Unterschiede hinweg als ein Ort der Integration und des Friedens. Nicht zu vergessen ist die Bedeutung der Friedhöfe für den Naturschutz, zum Beispiel auch als Ort der Biodiversität.

Grundvoraussetzung für die Ernennung der Friedhofskultur in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe war für die UNESCO „die Lebendigkeit der kulturellen Ausdrucksform“. Dabei geht es nicht um ein mumifizieren der Friedhöfe, sondern um deren zeitgerechte Weiterentwicklung. So wird man auch in Zukunft Bestattungsformen anbieten, die den Wünschen der Menschen entsprechen wie zum Beispiel naturnah gestaltete oder pflegeleichte beziehungsweise pflegefreie Grabformen.

Die Auszeichnung des Ostfriedhofs hat das „Kuratorium Immaterielles Erbe Friedhofskultur“ initiiert, welches sich der Pflege und Weiterentwicklung dieses Kulturerbes verschrieben hat. Auf seiner Seite www.kulturerbe-friedhof.de finden sich umfangreiche Informationen über die Friedhofskultur in Deutschland, die Ernennung zum immateriellen Kulturerbe und deren Bedeutung für unsere Gesellschaft.

image001