Naturtrüber Direktsaft aus Streuobstwiesen der Region ist besonders empfehlenswert

Lemgo. Ob als Saft oder Schorle: Apfelsaft ist der beliebteste Fruchtsaft in Deutschland. Öko-Test hat 32 naturtrübe Apfelsäfte im Labor prüfen lassen. Das Ergebnis: Zwar sind viele Säfte empfehlenswert, aber nicht alle frei von Pestiziden. Testsieger waren die BIO-Säfte. Ein Kritikpunkt im Test: Pestizide. Während alle Bio-Apfelsäfte – bis auf Pestizidspuren im Penny-Bio-Apfelsaft – frei von Pestiziden sind, wies das Labor in 15 der 16 konventionellen Säfte Pestizidrückstände nach. Da in 14 der Säfte gleich mehrere Pestizide stecken, wertete Öko-Test die Säfte ab. Was die Verbraucherschützer:innen besonders ärgert: Auch das Insektizid Acetamiprid wurde gefunden. Es kann das Nervensystem von Bienen schädigen und ihren Orientierungssinn beeinträchtigen.

 Foto BUND Lemgo - Karla Ebert vom Biolandhof in Lemgo, Carolin Harbusch und Laura Dziachan bei der Präsentation des Testsiegers


Foto BUND Lemgo – Karla Ebert vom Biolandhof in Lemgo, Carolin Harbusch und Laura Dziachan bei der Präsentation des Testsiegers

Bei der Lemgoer Gruppe im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland wollte man genau wissen, wie viele Wirkstoffe von Pestiziden, Herbiziden, Fungiziden und Insektiziden untersucht worden sind und wie die Kombinationswirkung der Gifte beurteilt wird. Frau Dr. Blaum von ÖKO-Test hat die Anfrage direkt beantwortet. Im Screenings der Untersuchung wurden über 500 Komponenten erfasst. Bei der Frage zur Kombinationswirkung wird deutlich, dass hier viele Fragen offen bleiben. Die Antwort von ÖKO-Test

„Die Problematik der Kombinationswirkung ist uns bewusst, allerdings können wir diese nicht im Einzelfall für jede Pestzidkombination bewerten, da hierfür die Datengrundlage nicht ausreichend ist. Daher wertet ÖKO-TEST schon lange Mehrfachrückstände an Pestiziden in Produkten ab.“

Im Test gab es einen Apfelsaft mit 6 nachgewiesenen Pestiziden. Der darf im Handel verkauft werden, weil die Wirkstoffe bezüglich der Grenzwerte nur einzeln bewertet werden. Summenparameter gibt es nicht. Zum Problem gibt es inzwischen auch Forschungsprojekte, u.a. beim Bundesinstitut für Risikobewertung. Dies erläutert: „Verbraucher und Verbraucherinnen werden über die Nahrung mit Mischungen verschiedener Pflanzenschutzmittel bzw. deren Rückständen exponiert. Da die toxikologische Prüfung im Rahmen regulatorischer Verfahren meist nur für Einzelsubstanzen erfolgt, ist die Datenlage hinsichtlich der von mehreren Substanzen möglicherweise ausgehenden Kombinationseffekte begrenzt.“ Auch das Umweltbundesamt kritisiert die jetzige Situation: „Wie die einzelnen Mittel zusammenwirken, wird vorher in der Zulassung nicht überprüft. Dort werden Mittel nur einzeln bewertet. Die Folge: Unerwünschte Kombinationswirkungen von Pestiziden auf die Umwelt bleiben oft unentdeckt. Laut einer neuen Studie für das UBA muss sich das rasch ändern.“ Die Erkenntnisse führen dann beim Apfelsaft zur Empfehlung seitens der Fachinstitutionen: „Wenn du Apfelsaft kaufst, solltest du dich für einen naturtrüben Bio-Saft entscheiden – am besten aus heimischem Anbau und von Streuobstwiesen.“ Laut BUND Lemgo ist also der naturtrübe BIO-Apfelsaft aus Lemgoer Streuobstwiesen genau die richtige Wahl. Neben der Regionalität weist man darauf hin, dass schon bei der Ernte darauf geachtet wird, dass keine faulen Äpfel aufgesammelt werden. Zwischen der Ernte und der gesonderten Vermostung bei der Biolandmosterei Johanettental in Detmold und der Abfüllung in Mehrwegflaschen liegt maximal eine Woche. Dazu kommt, dass meist mehr als 15 bis 20 unterschiedliche Apfelsorten zur Mosterei kommen und diese, dass zeigen die Analysen aus dem Bereich des Apfelallergieprojektes des BUND Lemgo, haben einen wesentlich höheren Gehalt an gesundheitsfördernden Polyphenolen als z.B. die klassischen Supermarktsorten. Der BIO-Streuobstwiesenapfelsaft aus Lemgo hat zudem vor einigen Jahren bei einem Geschmacksvergleich von 5 verschiedenen Apfelsäften Platz 1 erreicht. Verbraucher sollten laut BUND Lemgo noch einen weiteren Aspekt bedenken. Eingesetzte Spritzmittel verwehen, verdunsten, werden bei Starkregen ausgewaschen und gelangen so in die Gewässer, belasten die Böden und gelangen ins Grundwasser. Die Auswirkungen lassen sich kaum erfassen und bewerten.

Bericht über Testergebnisse und Spritzmittelrisiken

Netzwerk des LWL-Naturfonds tagt zu Westfälischen Streuobstwiesen

Die Teilnehmenden des zweiten Treffens der Akteurinnen und Akteure im Netzwerk Natur & Klima des LWL-Naturfonds vor historischer Kulisse im LWL-Freilichtmuseum Detmold. Foto: LWL/ Svenja Boer

Die Teilnehmenden des zweiten Treffens der Akteurinnen und Akteure im Netzwerk Natur & Klima des LWL-Naturfonds vor historischer Kulisse im LWL-Freilichtmuseum Detmold.
Foto: LWL/ Svenja Boer

Detmold (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) begrüßte am Donnerstag (10.10.) etwa 50 Akteurinnen und Akteure des Netzwerkes Natur & Klima im LWL-Freilichtmuseum Detmold. Schwerpunkt des Treffens war das Thema Streuobstwiesen, das aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven beleuchtet wurde. Ein weiterer Fokus der Veranstaltung lag darauf, spezifischer Formate, potentieller Projekte und gemeinsamer Bedarfe zu benennen, um das noch junge Netzwerk des LWL-Naturfonds weiter zu beleben.

Der LWL vergibt seit 2023 aus seinem LWL-Naturfonds rund 900.000 Euro Fördermittel pro Jahr für Projekte in den Bereichen Kulturlandschaftspflege, Natur- und Klimaschutz, Umweltbildung und Inklusion in Westfalen-Lippe. Darüberhinaus hat der LWL sich zum Ziel gesetzt, die antragberechtigten Einrichtungen mit einer Plattform für Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch zu unterstützen. Einmal im Jahr findet eine zentrale Netzwerk-Veranstaltung statt, zu der alle im LWL-Naturfonds antragsberechtigten Einrichtung eingeladen sind. Dazu zählen die Biologischen Stationen, Regionalzentren für die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), Natur- und Geoparke in Westfalen-Lippe sowie auch die Stiftung Westfälische Kulturlandschaft und die vier Landesverbände der in NRW anerkannten Naturschutzverbände, nämlich  Bund für Umwelt und Naturschutz NRW (BUND), Landesgemeinschaft Natur und Umwelt NRW (LNU), Schutzgemeinschaft Deutscher Wald NRW (SDW) und Naturschutzbund Deutschland NRW (NABU).

Zwei Förderprojekte, die das Oberthema Streuobst thematisieren, stellten sich vor:
Die Biologische Station Kreis Recklinghausen und das Naturschutzzentrum Märkischer Kreis bieten Lehrgänge zur Ausbildung von Streuobstpädagog:innen an, um einen Beitrag zum Erhalt von Streuobstwiesen in Westfalen-Lippe zu leisten und diese als Lern- und Gestaltungsorte für unterschiedliche Zielgruppen zu stärken. Im Frühjahr 2025 startet der zweite Lehrgang.

Im LWL-Freilichtmuseum Detmold gibt es viele historische Obstbaumsorten. Foto: LWL/Robin Jähne

Im LWL-Freilichtmuseum Detmold gibt es viele historische Obstbaumsorten.
Foto: LWL/Robin Jähne

Das dreijährige Projekt „Wissen wachsen lassen – Ausbau und Stärkung des Streuobstwiesen-Netzwerkes im Kreis Lippe“ unterstützt das ehrenamtliche Engagement im Bereich der Pflege und Betreuung von Obstbäumen. Das Wissen über artenreiche Streuobstwiesen als wesentliches Element der alten Kulturlandschaft wird im Rahmen des Projekts besonders auch jüngeren Menschen vermittelt. Der Aufbau einer Internetplattform, Netzwerktreffen, die Vermittlung von Obstwiesenpat:innen, Erntetage, die Planung gemeinsamer Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit und Wissensvermittlung sind weitere Schlagworte dieses umfangreichen Projekts der Biologischen Station Lippe.

Ergänzend informieren Vertreter:innen der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen über die kulturhistorische Bedeutung der Streuobstwiesen sowie über das Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben „Grüne Infrastruktur im Kreis Lippe“, das der Kreis Lippe mit verschiedenen Partnern wie auch dem LWL umsetzt. Der vernetzende und mulitfunktionale Aufbau des Vorhabens kann als Vorbild für mögliche zukünftige Projekte dienen. Das Projekt wird durch das Bundesamt für Naturschutz gefördert.

Der fachliche und methodische Austausch der Akteurinnen und Akteure des „Netzwerkes Natur und Klima“ ist eine notwendige und zentrale Grundlage für zukünftige erfolgreiche Kooperationen zum Erhalt der westfälischen Kulturlandschaft.

Informationen zu den laufenden Projekten und zum „Netzwerk Natur & Klima“ im Internet unter: https://www.lwl-naturfonds.de.

Als Koordinatorin und Fachberaterin steht Elke Happe telefonisch unter 0251-591-7510 oder unter elke.happe@lwl.org zur Verfügung.