Über 150000 Menschen fordern Wissings Rücktritt

Vor wenigen Tagen hat das Umweltbundesamt die Bilanz für die Klimaziele 2022 vorgestellt – das Ergebnis: ein erneutes Verfehlen der Ziele im Verkehrs- sowie Gebäudesektor, wobei die Emissionen in Wissings Ressort sogar weiter anstiegen.

Verkehrsminister Volker Wissing (FDP)

Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) Foto: Kira Hofmann

Kiel. Fridays for Future fordert nun in einer gemeinsamen Petition mit Campact, die seit Dienstag bereits über 150000 Unterschriften sammeln konnte, den Rücktritt des Verkehrsministers Volker Wissing. Er lasse seit über einem Jahr nicht erkennen, dass er seiner Pflicht zur Senkung der Emissionen im Verkehrssektor gerecht werde.

Ein komplettes Jahr hatte der Minister nun Zeit, ein Sofortprogramm für den Verkehr vorzulegen, dass den regierungseigenen Ansprüchen entspricht. Stattdessen wurde dieser Zeitraum verschwendet und die Klimaziele im Verkehr nun noch radikaler unterwandert. Dieses Versagen muss Folgen haben. Es braucht einen Verkehrsminister, der die existenziellen Krisen unserer Zeit ernst nimmt und auch die für die Verkehrswende unverzichtbaren Beschäftigten in den Verkehrsbetrieben unterstützt. Wissing hat diese Notwendigkeit offensichtlich nicht verstanden und ist als Verkehrsminister schon lange nicht mehr tragbar. In keinem anderen beruflichen Umfeld wäre es denkbar, eine solche Missachtung von Absprachen und öffentlichen Versprechen ohne Konsequenz zu übergehen. Wir erwarten ein Machtwort von Olaf Scholz und fordern den Rücktritt von Volker Wissing.” erklärt Annika Rittmann von Fridays for Future

Fridays for Future forderte zuletzt gemeinsam mit der Gewerkschaft ver.di massive Investitionen in den ÖPNV von Bund und Ländern, um die Verdoppelung der Kapazität bis 2030 zu ermöglichen.

Neben einem Ausbau des öffentlichen Personenverkehrs statt weiterer Autobahnen seien auch eine bessere Bezahlung und faire Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in Bus und Bahn notwendig, um die Verkehrswende gerecht umzusetzen. Das Ziel sei, emissionsarme Mobilität für alle Menschen zugänglich und bezahlbar zu gestalten. Fridays for Future organisiert anlässlich des bundesweiten Streiktags der Gewerkschaften am 27.03. in über 30 Orten Aktionen, um gemeinsam mit ver.di und ÖPNV-Beschäftigten die Finanzierung der Verkehrswende einzufordern. In Leipzig und Köln wird es Fahrrad-Demonstrationen geben. In Potsdam, Magdeburg, Hannover, Duisburg und weiteren Orten finden Kundgebungen in Kooperation mit ver.di statt.

PM Text:

Fridays For Future fordert klares Signal in der Agrarpolitik für bindende Klimaziele

Fridays For Future kritisiert Ambitionslosigkeit der Gemeinsamen Agrarpolitik im Kontext der Sonder-Agraministerkonferenz von Bund und Ländern

Im Rahmen der heute stattfinden Sonder-Agrarministerkonferenz kritisiert Fridays For Future, dass die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) noch immer keine bindenden Klimaziele enthält. Damit trägt die GAP zum Scheitern des Paris-Abkommens bei. Heute verhandeln die Agrarminister*innen von Bund und Ländern über die nationale Umsetzung der GAP und stellen damit die Weichen für die nächsten sieben Jahre Subventionspolitik. Die Aktivist*innen sehen in der GAP-Reform eine der größten Klimaentscheidungen des nächsten Jahrzehnts und in der nationalen Umsetzung die letzte agrarpolitische Möglichkeit das Versagen der EU im Umgang mit der Klimakrise abzuwenden.

„Das ist die letzte GAP-Reform, die zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze beitragen kann. Zurzeit ist keiner der Agrarminister*innen aus Bund und Ländern bereit diese Tatsache anzuerkennen und das Paris-Abkommen in der nationalen GAP festzusetzen. Diese Verantwortungslosigkeit trifft nicht nur zukünftige Generationen, sondern auch jetzt schon Bäuerinnen und Bauern .“ sagte Fridays For Future-Aktivist Tilman von Samson.

Die Sonder-Agrarministerkonferenz müsse jetzt ein klares Signal senden, um Deutschlands Klimaversprechen Glaubwürdigkeit zu verleihen. Die EU bietet den Mitgliedstaaten einen großen Spielraum bei der nationalen Umsetzung der GAP. Dieser Verantwortung müssten die Mitgliedsstaaten jetzt gerecht werden und die nationale Umsetzung mit den völkerrechtlich bindenden Klimazielen von Paris in Einklang bringen, so die Aktivist*innen. Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes haben sich die Treibhausgasemissionen der deutschen Landwirtschaft in den letzten 15 Jahren nicht signifikant verringert.

„Die Verantwortung gegenüber der Klimakrise wird auf die Bäuerinnen und Bauern abgeschoben. Die Politik lässt sie mit dieser Aufgabe im Stich, während sie unter enormen wirtschaftlichem Druck stehen. Diese Entwicklung ist derzeit weltweit erkennbar.“, so Josefina Pöpperl von Fridays For Future.

2021 werden die Gelder der Gemeinsamen Agrarpolitik für die nächsten sieben Jahre neu verteilt. Mit ca. 32% ist die GAP einer der größten EU-Haushaltsposten. Parallel zu den Beratungen zur nationalen Umsetzung finden die Trilog-Verhandlungen auf EU Ebene statt. Wissenschaftler*innen hatten wiederholt ermahnt, dass der aktuelle Reformvorschlag nicht im Einklang mit den Zielen des Paris-Abkommens oder auch nur des Green Deals steht. Eine Studie des Freiburger Öko-Instituts errechnete, dass auch weiterhin ein Großteil der 55 Milliarden Euro jährlich in die sogenannten Direktzahlungen fließen werden, ohne dass klimaschädliche Emissionen verringert würden.

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Potenziale vor Ort: „HyDrive OWL“ bewertet Standorte für Wasserstoffproduktion

Kreis Lippe. Der Einsatz von Wasserstoff rückt immer stärker in den bundesweiten Fokus bei der Umsetzung der Klimaziele. Seine Erzeugung benötigt allerdings ausreichend Energie. Das Projekt HyDrive OWL vom Kreis Lippe in Kooperation mit Bielefeld und dem Kreis Minden Lübbecke sucht daher nach regenerativen Energiequellen für eine regionale Wasserstoffproduktion.

Potenziale vor Ort: „HyDrive OWL“ bewertet Standorte für Wasserstoffproduktion.Foto:Kreis Lippe

Potenziale vor Ort: „HyDrive OWL“ bewertet Standorte für Wasserstoffproduktion.Foto:Kreis Lippe

Fachleute vom Fraunhofer ISE, die das Projekt wissenschaftlich begleiten, haben nun bei Begehungen von verschiedenen Standorten in Lippe Potenziale beurteilt. „Ich bin davon überzeugt, dass die nachhaltige Produktion und die Nutzung des Wasserstoffes vielfältige Chancen für die Zukunft eröffnen und unserer Region einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Ohne klimafreundliche Alternativen wird es keinen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt geben“, betont Landrat Dr. Axel Lehmann.

Die Abfallbeseitigungs-GmbH Lippe (ABG) in Lemgo bietet etwa verschiedene Voraussetzungen für eine effiziente Erzeugungsinfrastruktur. Das dortige Blockheizkraftwerk im Kompostwerk Lemgo wird mit anfallendem Biogas aus Bioabfällen betrieben und erzeugt durchschnittlich 6,5 Millionen Kilowattstunden Strom. Die PV-Module auf der abgedeckten Deponie Dörentrup liefern zusätzlich etwa 4,5 Millionen Kilowattstunden. Die im direkten Umfeld stehenden Windenergieanlagen würden eine kontinuierliche Stromerzeugung absichern. „Bei der Begehung schätzen die Experten ein, inwieweit die Produktionskapazitäten genügen. Zudem wollen wir klären, ob und wie wir die Wind-, Sonnen- und abfallbasierte Energieerzeugung vernetzen können“, erklärt Dennis Hetmann, Mobilitätsmanager beim Kreis Lippe.

Neben Lippe untersuchen die Partner Standorte in Bielefeld und Minden-Lübbecke, wie die Müllverbrennungsanlage der Stadtwerke oder das Kraftwerk in Minden. Jede Anlage wird nach individuellen und allgemeinen Aspekten bewertet. „Es geht uns nicht darum, eine Anlage als beste und einzige Lösung zu finden. Vielmehr wollen wir ein Netzwerk für die Produktion schaffen, in dem sich die Produktionsstätten potenziell ergänzen“, so Hetmann.

Die gesammelten Ergebnisse fließen in ein Feinkonzept ein, das das Fraunhofer ISE erstellt. Die Begehungen sind ein Teil der Gesamtbetrachtung. Ein interdisziplinäre Team aus Ingenieuren, Wirtschaftsingenieuren und Sozialwissenschaftlern des Fraunhofer bewerten und identifizieren bis Ende des Jahres potenzielle Standorte für die Erzeugung von Wasserstoff und die Errichtung von Wasserstofftankstellen.

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