DFG fördert Open-Access- Publikationen der FH erneut

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Dr. Karin Ilg, Leiterin der Hochschulbibliothek an der FH Bielefeld. (Foto: fm-fotomanufaktur / Jennifer Kordus)

Bielefeld (fhb). Erneut wird die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) das Open-Access-Publizieren an der Fachhochschule (FH) Bielefeld finanziell unterstützen. Die Mittel für die Jahre 2022 bis 2024 hat die DFG nun per Förderbescheid freigegeben. Das DFG-Programm „Open-Access-Publikationskosten“ zielt darauf ab, die Finanzierungs- und Monitoringstrukturen für das Publizieren im Open Access zu verbessern. „Open Access“ steht für den freien Zugang zu wissenschaftlicher Information und erleichtert die weltweite Sichtbarkeit von Forschungsergebnissen und den wissenschaftlichen Austausch.

FH Bielefeld im Bereich „Open Access“ führend unter den HAWs

„Der Antragserfolg stärkt unsere Spitzenposition als Hochschule für Angewandte Wissenschaften im Bereich Open Access“, sagt Dr. Karin Ilg, Leiterin der Hochschulbibliothek an der FH und federführend im Bereich „Open Access“. „Die eingeworbenen Mittel kommen den publizierenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Hochschule unmittelbar zugute.“ Konkrete Ziele des mit dem neuen Projekt verbundenen Arbeitsprogramms sind die forcierte Förderung frei zugänglicher Publikationen, der Ausbau von Open-Access-bezogenen Angeboten und Services sowie die Optimierung von Prozessen, Rahmenbedingungen und infrastrukturellen Voraussetzungen für Open Access an der FH. Open Access soll in strategischen Handlungsfeldern der FH nachhaltig positioiert und das Profil als Open-Access-starke Hochschule für angewandte Wissenschaften weiter konturiert werden. „Die Ausgangslage für die Umsetzung dieses Programms ist gut, auch die DFG-Begutachtungsgruppe hat unsere Aktivitäten sehr positiv hervorgehoben“, so Ilg.

Stark ausgeprägte „Open Access“-Tradition

Open Access hat an der FH Bielefeld Tradition: Ein zentraler Open-Access-Publikationsfonds, den die Hochschulbibliothek und die Fachbereiche gemeinschaftlich tragen, existiert an der FH bereits seit 2017. In den Jahren 2019 und 2020 wurde er mit DFG-Fördermitteln aufgestockt. Der Publikationsserver, Schaufenster für den Forschungsoutput der FH, bietet auch eine Plattform für Zweitveröffentlichungen im Open Access.

Damit nicht genug: 2018 beschloss die FH Bielefeld eine Open-Access-Policy und gehört damit zu den wenigen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften im deutschsprachigen Raum, die eine solche Richtlinie implementiert haben. Zudem führte die Hochschulbibliothek in den Jahren 2019 bis 2020 das landesweite DH.NRW-Vorprojekt openaccess.nrw ein. Ziele: Analyse der Voraussetzungen, Bedarfe und Umsetzungsoptionen für die Implementierung einer landesweiten digitalen Servicestruktur der NRW-Hochschulen und des Hochschulbibliothekszentrums NRW im Bereich Open Access. Gerade erst im Dezember 2021 gab die Hochschulbibliothek bei der virtuellen Open Access Staff Week für (Fach-)Hochschulen des BMBF-Projekts open-access.network als eine von drei ausgewählten Bibliotheken Einblick in ihre Praktiken und unterstrich damit die Bedeutung der FH Bielefeld in einem bundesweiten Netzwerk.

Flexibles Fügen und wandlungsfähige Prozessketten: der Schlüssel für effiziente Produktion

 Seit über 50 Jahren fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) langfristige Projekte in Form von Sonderforschungsbereichen (SFB). In diesen Programmen betreiben Wissenschaftler fächer- und hochschulübergreifend Grundlagenforschung, die für die antragstellenden Hochschulen schwerpunkt- und strukturbildend ist. An der Universität Paderborn werden aktuell vier Sonderforschungsbereiche geleitet. Welche Ziele die Wissenschaftler darin verfolgen, wird in dieser Themenreihe vorgestellt.

 

Paderborn. Schrauben, Nieten, Clinchen – Überall, wo Produkte gefertigt werden, ob im Fahrzeugbau, der Medizin- oder Haushaltsgerätetechnik, werden Konstruktionen aus einzelnen Bauteilen zu mehr oder weniger komplexen Strukturen mit zahlreichen Verbindungsstellen zusammengesetzt. Zunehmende Produktvielfalt, immer kürzere Modellzyklen und ökologische Rahmenbedingungen stellen die Fügbarkeit in modernen Produktionsprozessen allerdings vor große Herausforderungen. Hier setzen Wissenschaftler des Sonderforschungsbereichs „Methodenentwicklung zur mechanischen Fügbarkeit in wandlungsfähigen Prozessketten“ der Universität Paderborn an: Ihr Ziel ist es, Produktionsbedingungen zu verbessern, indem sie wandlungsfähige Fügetechnologien entwickeln, die bisherige starre Verfahren aufbrechen und eine flexible Prozesskette ermöglichen sollen.

Wachsende Anforderungen an die Fügetechnik

Foto: Universität Paderborn

Foto: Universität Paderborn

Fügestellen prägen nachhaltig die Eigenschaften von Produkten. Während eine Waschmaschine schon mit wenigen Clinchpunkten zusammengehalten werden kann – allein durch Umformen und ohne Hilfsfügeteile wie Schrauben – muss eine Autokarosserie mit bis zu 3.500 Stanznietverbindungen gefügt werden. Durch den steigenden Wunsch nach leichten, aber stabilen Strukturen von Produkten wachsen die Anforderungen an die Fügetechnik. Wie wichtig deshalb wandlungsfähige Prozessketten und flexible Fügeverfahren heute sind, weiß Prof. Dr.-Ing. Gerson Meschut, Sprecher des Sonderforschungsbereichs und Leiter des Laboratoriums für Werkstoff- und Fügetechnik (LWF) an der Universität Paderborn. „Die Fügbarkeit von Bauteilen ist häufig der Schlüssel für effiziente Produktionsprozesse und wird für den Entwicklungs- und Produktionsstandort Deutschland bei der Serienfertigung variantenreicher Produkte zunehmend zum strategischen Wettbewerbsfaktor“, erklärt er.

„Bisher sind mechanische Fügeverfahren allerdings starr für das entsprechende Produkt konfiguriert. Das limitiert nicht nur die Konstruktionsfreiheit bei der Werkstoffauswahl, sondern auch die Gestaltungsmöglichkeiten von Fabrikaten“, erklärt Meschut. Wenn es zu Änderungen in der Produktion komme – beispielsweise zur Veränderung der Blechdicke einer Autokarosserie – müssten derzeit sämtliche Anpassungen der Verfahren durch Trial-and-Error-Methoden durchprobiert werden. „Das kann sehr hohe Kosten verursachen und ist mit Blick auf Ressourceneinsatz und Umweltbelastung unbedingt zu ändern“, betont der Wissenschaftler.

Wandlungs- und Prognosefähigkeit mechanischer Fügeverfahren

In dem SFB nehmen die Wissenschaftler die gesamte Prozesskette – vom Werkstoff (Fügeeignung) über die Konstruktion (Fügesicherheit) bis hin zur Fertigung (Fügemöglichkeit) – unter die Lupe. Seit 2019 erforschen sie, wie in wandlungsfähigen Prozessketten zielgerichtete Änderungen in der Produktentstehung ermöglicht werden können. Dadurch sollen bei den einzelnen Prozessschritten, beispielsweise an dem Halbzeug, der Fügestelle, dem Bauteil oder dem Fügeverfahren passgenaue Überarbeitungen vorgenommen werden können. Ergebnis ist eine unikale, das heißt einzigartige Fügestelle mit einem eigenen mechanischen Eigenschaftsprofil hinsichtlich verschiedener Beanspruchungsarten.

Foto: Michael Austermeier

Foto: Michael Austermeier

Dabei spielt insbesondere die Prognosegüte eine große Rolle: „Die bisherige experimentell geprägte Herangehensweise bei Änderungen im Produktionsprozess ist vor dem Hintergrund der wachsenden Anzahl an Werkstoff-Geometrie-Kombinationen nicht effizient“, erklärt Dr.-Ing. Mathias Bobbert, Geschäftsführer des SFB/Transregio 285. Vielmehr sind hier abgesicherte Prognosen der Fügbarkeit Voraussetzung für robuste Fügeprozesse: „Die ganzheitliche Prognose entlang der gesamten Prozesskette ist entscheidend für die Eigenschaften des späteren Endprodukts“, sagt Meschut.

Die Wissenschaftler arbeiten dafür u. a. mit Computersimulationen und experimentellen Prüfmethoden. Betrachtet werden die gesamten Eigenschaften der verschiedenen Verbindungen: von den einzelnen Fügeteilwerkstoffen (Fügeeignung), z. B. Aluminium, Stahl oder Kunststoff, über die darauf angepassten Fügeprozesse (Fügemöglichkeit) bis zur schlussendlichen Belastbarkeit (Fügesicherheit), z. B. schlagartig wie im Fahrzeugcrash oder schwingend wie im Fahrbetrieb.

Universelle Lösungen

Im Zentrum der Forschungsarbeit stehen die Wechselwirkungen zwischen den jeweils vorausgegangenen Fertigungsschritten und der Fügestellenbelastbarkeit. Darauf aufbauend sollen Grundlagen geschaffen werden, die auch mit neuartigen Verfahrensansätzen eine Wandlungsfähigkeit der mechanischen Fügeverfahren ermöglichen.

Langfristiges Ziel der Wissenschaftler ist es, eine flexible, übertragbare und branchenübergreifend anwendbare Auslegungsmethodik zu schaffen, die Eigenschaften und Anforderungen bei neuen Fügeaufgaben genauestens prognostiziert. Durch die Erarbeitung fachübergreifender Methoden sollen nicht nur sicherere Prognosen der Fügbarkeit ermöglicht und Verbindungseigenschaften verbessert, sondern auch wirtschaftliche Vorteile erzielt werden.

Interdisziplinäres Forscherteam

Die Paderborner Wissenschaftler arbeiten dafür gemeinsam mit Wissenschaftlern der Technischen Universität Dresden und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg in einem interdisziplinären Forschungsverbund, aufgeteilt in 16 Teilprojekten, zusammen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Transregio-Initiative TRR 285 bis 2023 mit rund 10 Millionen Euro.

„Eine wesentliche Stärke des SFB ist die interdisziplinäre Forschung, die wir in den verschiedenen Fachbereichen an drei Standorten betreiben“, sagt Meschut.  „Rund 60 Wissenschaftler aus den Bereichen Werkstofftechnik, Konstruktion, Mechanik, Messtechnik und Leichtbau kooperieren hier, um das Thema der Fügbarkeit von allen Seiten zu durchdringen.“

 

Neues DFG-Projekt an der Universität Paderborn

Paderborn. In einem neuen Forschungsprojekt der Universität Paderborn soll untersucht werden, wie sich Texte in Tageszeitungen und der sogenannten Erbauungsliteratur während der vergangenen Jahrhunderte verändert haben. Die Methode, die die Wissenschaftler dabei anwenden, soll zu einem standardisierten Verfahren der historischen Textanalyse in der Sprachwissenschaft werden. Neu bei der Vorgehensweise ist u. a. die Kombination von vollautomatischer Textanalyse und manueller Annotation, mit deren Hilfe alle Textebenen erfasst werden sollen. Neben den Prinzipien des Textsortenwandels geht es bei dem Vorhaben auch um das Zusammenspiel mit gesellschaftlichen Entwicklungen.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt das Projekt mit insgesamt rund 458.000 Euro. „Aufgrund ihrer Bedeutung als maßgebliche Genres für breite Bevölkerungsschichten sind Texte aus Zeitungen und der Erbauungsliteratur wichtige historische Dokumente. Allerdings sind weder Textsorten der Pressekommunikation im Zeitraum von 1830 bis 1930 noch solche der Erbauungsliteratur von 1600 bis 1800 bisher umfassend in ihrem Wandel beschrieben worden“, sagt Prof. Dr. Britt-Marie Schuster von der Universität Paderborn, die das Vorhaben leitet. Bei Erbauungsliteratur handelt es sich um Texte und später Textsammlungen, die als Anleitungen für ein frommes und ehrenhaftes Leben mit religiöser Motivation verstanden werden können und die laut Schuster früher von einem Großteil der Bevölkerung gelesen wurden. „Die Daten beider Genres decken zusammen sowohl einen großen Zeitraum als auch ein breites Textsortenspektrum ab“, begründet Schuster deren Auswahl.

 „Für die Studie nutzen wir mehrdimensionale Textsortenmodelle. Das heißt, wir differenzieren unter anderem zwischen thematischen, funktionalen und strukturellen aber auch zwischen sozialen und stilistischen Dimensionen und wollen zeigen, wie sich die daraus ergebenden Muster in den verschiedenen Textsorten manifestiert und weiterentwickelt haben.“ Die Texte, die den Wissenschaftlern dabei als Grundlage dienen, liegen als Korpora, also volldigitalisierte Textarchive, vor. Im Rahmen der Analyse werden computerlinguistische Verfahren eingesetzt und um manuelle Auswertungen ergänzt. Im Ergebnis sollen signifikante Merkmale und musterhafte Ausprägungen der Textsorten für verschiedene Epochen identifiziert werden. Das Forschungsprojekt mit dem Titel „Die Evolution von komplexen Textmustern: Entwicklung und Anwendung eines korpuslinguistischen Analyseverfahrens zur Erfassung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels“ wird in Kooperation mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften durchgeführt und läuft bis 2022.

Heilpraktiker Stiv Dudkin