Flussumgestaltung bei Paderborn-Sande

Renaturierung der Lippe: Bauarbeiten beginnen

Detmold. Die Renaturierung der Lippe im Unterlauf der Lippeseeumflut beginnt am Montag, 17. August. Angesiedelt ist der 650 Meter lange Abschnitt unterhalb der Ortschaft Paderborn-Sande. Bauherrin ist die Bezirksregierung Detmold. Die Umgestaltung soll dem begradigten und mit Steinen befestigten Flusslauf neue Entwicklungsmöglichkeiten geben. Kanuten, Wanderer und Angler müssen während des Baus auf Touren und Ausflüge dorthin verzichten.

Flussregenpfeifer

Vögel wie der Flussregenpfeifer bekommen in dem renaturierten
Abschnitt der Lippe bei Paderborn-Sande neuen Lebensraum. © Bezirksregierung Detmold

Die Bauarbeiten greifen grundlegend in die Landschaft ein, großes Gerät kommt zum Einsatz. Steinschüttungen werden entfernt, Schleifen und Mäander verlängern den Flussverlauf, die Sohle des Flusses wird angehoben, und nicht zuletzt werden typische Auenlebensräume gestaltet.

Wenn später dann die Bagger abrücken, übernimmt die Natur. Denn die Umgestaltung ist nur der Anfang, die Lippe selbst formt anschließend die Landschaft. Wasser, Sand und Kies prägen künftig die neuen Strukturen. Flussregenpfeifer, Eisvogel, Bachforellen und Biber bekommen neue Lebensräume. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich bis Februar 2021 dauern und etwa 1,8 Millionen Euro kosten. In den nächsten Tagen wird zunächst das Baufeld vorbereitet und die Baustelle eingerichtet. Anschließend sollen die Erdarbeiten beginnen – etwa ab Mitte September.

Den Anfang macht die Herstellung einer so genannten Sohlgleite am westlichen Ende des Renaturierungsabschnittes. Dazu werden große Steine quer zur Strömungsrichtung im Fluss platziert. Sie sollen die Tiefenerosion der Gewässersohle verhindern und die Sohle anheben. Ist die Sohlgleite fertig, entstehen die verschiedenen Bögen und Schleifen des Flusses sowie die Aue. Im weiteren Verlauf des Baufortschritts werden die fertig gestellten Abschnitte an den Lippeverlauf angeschlossen.

Doch bevor etwas Neues entstehen kann, muss erst der Bestand gelichtet werden. Dazu werden ausschließlich an den notwendigen Stellen die vorhandenen, vorwiegend relativ jungen, Gehölze gerodet. „Wir haben zuvor spezielle Untersuchungen vorgenommen und können so sicherstellen, dass es keine Konflikte mit geschützten Arten gibt“, erklärt Anna Morsbach, zuständige Dezernentin bei der Bezirksregierung Detmold. Zwar gebe es einzelne ältere Kopfweiden, diese würden aber innerhalb des Baufeldes umgepflanzt. ​

Beim „Flussneubau“ fällt zudem reichlich Erdaushub an. Der Oberboden wird aus der neuen Lippelandschaft abtransportiert und fachgerecht wiederverwendet. Sandiger Unterboden wird über eine Baustraße zur Abgrabung Heddinghauser See transportiert und dort in einer Uferzone vorgeschüttet. „Um Belästigungen zu verringern und Verschmutzungen von Straßen und Wegen zu vermeiden, wird im Baufeld eine Reifenwaschanlage installiert“, betont Morsbach.

Während der Arbeiten sind die Lippe und das Baufeld eine Baustelle. Daher gelten strenge Regeln für Sicherheit und Arbeitsschutz. Morsba ch: „Unbefugte dürfen das Baufeld in dieser Zeit nicht betreten. Kanuten dürfen die Lippe in diesem Bereich nicht befahren, das Angeln im Fluss ist während dieser Zeit untersagt.“

Auf Naturfreunde und Anlieger kommen also vorübergehende Einschränkungen zu. „Die spätere naturnahe Landschaft mit ihren vielen Tieren und Pflanzen wird sie dafür jedoch mehr als entschädigen“, sagt Anna Morsbach.

Die Bezirksregierung Detmold wird über den Projektfortschritt regelmäßig informieren. Einzelheiten gibt es in Kürze unter „www.wilde-lippe.de“.

 

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