Behutsame Aneignung durch syrisch-orthodoxe Kirche

LWL zeichnet ehemaliges Dominikanerkloster als Denkmal des Monats aus

Das ehemalige Neue Dominikanerkloster in Warburg, Ansicht der Hofseite. Foto: LWL/Heuter

Das ehemalige Neue Dominikanerkloster in Warburg, Ansicht der Hofseite.
Foto: LWL/Heuter

Warburg (lwl). Das sogenannte Neue Dominikanerkloster, das zum Beginn des 20. Jahrhunderts am Nordrand der Neustadt von Warburg (Kreis Höxter) errichtet wurde, ist eine der seltenen Klosterneugründungen des 19. und 20. Jahrhunderts in Deutschland. Nachdem die Dominikaner zu Beginn der 1990er Jahre nach Leipzig gezogen waren, hat die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien in Deutschland die Kirche und das Kloster gekauft und zum Bischofssitz ihres Erzbistums Deutschland gemacht. Außerdem hat sie hier das weltweit erste Museum der syrisch-orthodoxen Kirche eingerichtet.

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat das Kloster jetzt als Denkmal des Monats Dezember ausgezeichnet. „Nachdem die neuen Eigentümer erste Ausbau- und Gestaltungsmaßnahmen vorgenommen hatten, setzte Ende 2012 mit der Amtseinführung des jungen Erzbischofs Mor Philoxenus Matthias Nayis ein Prozess ein, in dem sie sich die Gebäude zielstrebig aber behutsam angeeignet haben“, sagt LWL-Denkmalpfleger Christoph Heuter. „Der Erzbischof hat ein Team junger Gemeindemitglieder um sich geschart, die die vielfältigen Aufgaben in enger Zusammenarbeit mit den Denkmalbehörden vorbildlich initiieren und umsetzen.“ Als erstes restaurierten sie die beschädigten Bleiglasfenster im Kreuzgang und die Kreuzigungsgruppe am Eingang.

Danach wurde das Kirchendach denkmalgerecht mit Sauerländer Schiefer eingedeckt und das Fenstermaßwerk (Einfassung aus Tuffstein), das bereits Risse zeigte, ebenso restauriert wie die 100 Meter lange Klostermauer. Neben diesen dringend notwendigen Arbeiten haben Erzbischof Mattias und sein Team auch symbolische Maßnahmen im Blick. So statteten sie die beschädigte Bischofsfigur des Kirchenportals wieder mit einem Bischofsstab aus, und sie tauschten die marode Turmbekrönung gegen ein neues Kreuz nach eigenem Entwurf aus. Und als der Patriarch Moran Mor Ignatius Afrem II. bei seinem Besuch am 6. Juli 2019 die neugegossenen Kirchenglocken erstmals erklingen ließ, hatte die Nordstadt von Warburg auch ihren akustischen Bezugspunkt zurückerhalten. „Die Anteilnahme der Warburger Bevölkerung ist enorm: Bei Familienfesten oder dem Tag des offenen Denkmals zeigt sich, dass das Kloster mit seinen Baudenkmälern und dem zu besonderen Anlässen zugänglichen Museum der syrisch-orthodoxen Kirche, ein geistlicher und kultureller Mittelpunkt für Warburg und weit darüber hinaus ist“, so Heuter. „Somit wird der Namen mit Leben erfüllt, den der Erzbischof bei seiner Bischofsweihe verliehen bekam: Philoxenus – der Gastfreundliche oder Freund der Fremden.“

Hintergrund: Förderer wie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, das Land NRW, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie die Evangelische Landeskirche und des Erzbistums Paderborn haben die bisherigen Maßnahmen unterstützt. In den kommenden Jahren steht die Gemeinde vor weiteren Aufgaben: Die Nebendächer der Kirche müssen neu eingedeckt werden, die Eingangslaube des Klosterportals benötigt eine statische Sicherung, das bedeutende Kruzifix aus dem 14. Jahrhunderts muss restauriert werden. 2012 kehrte auch Leben in das Kloster zurück: Neben dem Erzbischof leben hier zwei Mönche, eine Nonne und sieben Studenten des Priesterseminars.

Dazu kommen in den Ferien bis zu 240 Messdienerschülerinnen. Die Stadt Warburg blickt auf eine reiche Tradition klösterlicher Einrichtungen zurück, hier gibt es viele bauliche Zeugnisse dieser Geschichte: Das ehemalige Zisterzienserkloster Hardehausen (gegründet 1140) und das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Wormeln (gegründet 1246) – beide heute in der barocken Gestalt des 18. Jahrhunderts – das 1281 gegründete Dominikanerkloster „zwischen den Städten“ (1824 aufgehoben und in den 1950er-Jahren als Gymnasium Marianum umgebaut) sowie das sogenannte Neue Dominikanerkloster am Nordrand der Neustadt. Für die 1892 vom Dominikanerorden gegründeten Niederlassung ließen die Dominikaner 1905 bis 1908 vom Düsseldorfer Architekten Caspar Clemens Pickel die Kirche Mariä Himmelfahrt und in den 1920er-Jahren das Klostergebäude errichten. Kurz nach dem Mauerfall 1989 zog es die Dominikaner nach Leipzig, um in den neuen Bundesländern seelsorgerisch zu wirken.

Die neuen Eigentümer haben die Kirche St. Jakob von Sarug geweiht. Die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien in Deutschland (SOKAD) ist eine christliche Glaubensgemeinschaft der Aramäer. Sie stammt aus Mesopotamien und siedelte sich besonders nach den Verfolgungen im osmanischen Reich seit Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland an. Die Kirche mit etwa 100.000 Mitgliedern in Deutschland finanziert sich ausschließlich über Spenden, zum Beispiel von aramäischen Geschäftsleuten, die Mitglieder der Gemeinde sind.

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