Beschäftigte in OWL sollen „NRW-Check“ machen

Ostwestfalen-Lippe .Gewerkschaft rät zum „Wahl-Check“: „Wer seine beiden Kreuze bei der Landtagswahl macht, sollte mit einem ‚Partei-Kompass‘ in die Wahlkabine gehen und wissen, wen und was er wählt“, sagt Thorsten Kleile. Der Regio-Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ruft zum „NRW-Check“ für die Landtagswahl am 15. Mai auf. Seinen Appell richtet er dabei insbesondere an die rund 66.500 Menschen, die in Ostwestfalen-Lippe in der Lebensmittelbranche und im Gastgewerbe arbeiten: „Corona, Klima, Ukraine – die aktuellen Krisen wirken sich auch auf die Arbeitswelt der Menschen vor Ort aus. Es kommt jetzt besonders darauf an, dass die Beschäftigten ihre eigenen Belange im Blick haben, wenn sie wählen gehen. Für sie steht viel auf dem Spiel. Die Weichen für gute Arbeitsbedingungen und zukunftsfeste Jobs in OWL werden teils auch in Düsseldorf gestellt“, so Kleile.

Beschäftigte in OWL sollen „NRW-Check“ machen

Am 15. Mai das Kreuz machen – sich aber vorher informieren, was die NRW-Wahlprogramme der Parteien in puncto Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik bedeuten, so der Appell der Gewerkschaft NGG.

Zum Beispiel beim Essen in Schulkantinen: Über die öffentliche Auftragsvergabe könne das Land nicht nur mitbestimmen, ob gesunde und nachhaltig produzierte Lebensmittel auf dem Tisch landeten, sondern auch, ob die Beschäftigten bei den Cateringfirmen fair bezahlt würden. „Die nächste Landesregierung muss beim Tariftreue- und Vergabegesetz nachbessern. Bisher sind Billig-Löhne im öffentlichen Auftrag nicht ausgeschlossen. Nur Unternehmen, die Tarifverträge anwenden, dürfen künftig staatliche Aufträge bekommen“, fordert Kleile.

Eine große Baustelle für Beschäftigte, die in Bäckereien, Restaurants und Lebensmittelfabriken arbeiten, sei zudem die Bildungspolitik. „Wer lange Arbeitszeiten oder Schichtdienste hat, muss sich auf eine gute Betreuung der eigenen Kinder verlassen können. Der Lehrermangel trifft häufig die am stärksten, die wenig verdienen. Sie können sich private Nachhilfe, den Unterricht in der Musikschule oder Sprachkurse nämlich nicht leisten“, kritisiert Kleile. Der Geschäftsführer der NGG-Region Bielefeld-Herford macht sich zusammen mit dem DGB für einen „Sozialindex“ stark: Danach sollen Schulen in einem schwierigen Umfeld mehr finanzielle Mittel, mehr Personal und eine bessere Ausstattung bekommen.

Doch auch bei der Berufsbildung sei viel zu tun. Zwar schreibe die Landesverfassung vor, dass jeder junge Mensch Anspruch auf einen Ausbildungsplatz habe. Doch die Praxis sei davon weit entfernt. „Jedes Jahr bleiben in NRW 50.000 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz und landen in Übergangssystemen. Nötig ist eine echte Ausbilungsgarantie“, fordert Kleile. Diese könne über einen „Zukunftsfonds Ausbildung“ organisiert werden, in den alle Betriebe einzahlen, die nicht ausbilden. Davon würden die Unternehmen, die Plätze anbieten, profitieren – gerade auch Kleinbetriebe in der Hotel- und Gastrobranche sowie im Bäckerhandwerk, die auch aus Kostengründen bislang häufig auf Azubis verzichteten. Region Bielefeld-Herford .

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NGG: Gerade jetzt Beschäftigte halten – Jobs für die Zeit nach Corona attraktiver machen

Ostwestfalen-Lippe. OWL nicht in Feierlaune: Reihenweise abgesagte Weihnachtsfeiern machen der Gastronomie zu schaffen. „Die vierte Corona-Welle schlägt voll durch. Dazu kommt die Corona-Variante Omikron. Das sorgt für weniger Weihnachtsfeiern, für immer weniger Gäste in Restaurants, für leere Hotelbetten. Und das bedeutet mehr Kurzarbeit“, sagt Thorsten Kleile von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Kaum eine andere Branche in OWL bekomme die „Wucht der Welle“ wirtschaftlich so zu spüren wie das Hotel- und Gaststättengewerbe.

Gastro-Beschäftigte in der Region: 23 Prozent haben Branche in Pandemie verlassen .Foto:NGG

Gastro-Beschäftigte in der Region: 23 Prozent haben Branche in Pandemie verlassen
.Foto:NGG

In OWL würden hier immerhin rund 36.500 Menschen arbeiten, so Kleile. Der Geschäftsführer der NGG-Region Bielefeld-Herford macht sich um deren Jobs Sorgen. Dabei rechnet er nicht mit einem gravierenden Arbeitsplatzabbau. Ihm geht es vor allem um das „Durchhaltevermögen von Köchen, Kellnerinnen & Co.“: „Das Geschäft wird nach der Welle weitergehen. Aber die Durststrecke bis dahin ist das Problem. Wer in Kurzarbeit geschickt wird und mit 60 Prozent seines Lohnes klarkommen muss, der macht das, was jeder machen würde: Der guckt sich woanders um“, sagt Thorsten Kleile.

Viele Gastronomie-Beschäftigte seien bereits in andere Branchen abgewandert. Besonders in den Handel und in die Industrie – oft in Drogeriemärkte oder in die Lebensmittelindustrie. „Servicekräfte aus der Gastronomie sind taff, eloquent, flexibel und sie können zupacken. Mit diesen Qualitäten müssen sie nicht lange suchen“, so der NGG-Geschäftsführer. Kleile hat dazu Zahlen parat: Vor der Pandemie – im Dezember 2019 – hätten in Ostwestfalen-Lippe noch 47.450 Menschen im Hotel- und Gaststättengewerbe gearbeitet. Mittlerweile sei die Zahl der Beschäftigten allerdings um 23 Prozent zurückgegangen. Das gehe aus der aktuellsten Statistik der Arbeitsagentur hervor. Die Pandemie-Zahlen stammten aus dem Frühjahr und dürften sich inzwischen nochmals verschlechtert haben, so die NGG.

„Dieser Trend wird sich fortsetzen. Denn die Gastro-Beschäftigten vermissen vor allem eines: eine Perspektive im Job. Da geht es insbesondere um einen ordentlichen Lohn. Aber auch um die Chance, sich im Job weiterentwickeln zu können. Und um eine bessere Ausbildungsqualität“, sagt Thorsten Kleile.

Der Geschäftsführer der NGG-Region Bielefeld-Herford macht deutlich, dass die im Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DeHoGa) zusammengeschlossenen Arbeitgeber jetzt am Zuge seien: „Sie haben es in der Hand, durch einen Lohn von ‚12 plus X Euro‘ die Branche für die Zeit nach der Pandemie deutlich attraktiver zu machen“, so Kleile. Dann werde es ohnehin bundesweit den gesetzlichen Mindestlohn von 12 Euro pro Stunde geben, den die Ampel-Koalition in Berlin beschlossen habe. „Wer meint, Beschäftigte in Hotels, Restaurants und Gaststätten mit einem ‚Lohn light‘ knapp oberhalb des Mindestlohnlimits halten zu können, der vertut sich gewaltig“, sagt der Gewerkschafter.

Es komme jetzt bei der nächsten Verhandlungsrunde am kommenden Mittwoch (Hinweis f.d. Red.: 15. Dezember) darauf an, „gegen die ‚Pandemie-Delle‘ ein deutliches Zeichen der Job-Attraktivität in der Branche zu setzen“. Dazu gehöre auch, den Beschäftigten gute Chancen zu bieten, sich im Job weiterzuentwickeln. „Von der Köchin über den Kellner bis zur Rezeptionistin: Wer lange im selben Betrieb arbeitet und dem Gastgewerbe über viele Jahre die Treue hält, sammelt enorm viel Know-how. Dieses Plus an Erfahrung muss honoriert werden: Ein flexibleres Lohnstufen-Modell würde hier die richtigen Anreize setzen – für mehr Qualifikation und Bindung an die Branche. Als eine ‚Gastro-Karriereleiter‘ sozusagen“, so Thorsten Kleile.

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OWL: Gewerkschaft NGG warnt

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OWL: Gewerkschaft NGG warnt .Foto:NGG

Ostwestfalen-Lippe. Mehr Demokratie hinterm Werkstor: Beschäftigte, die sich in Ostwestfalen-Lippe über schlechte Arbeitsbedingungen ärgern, sollen sich stärker um ihre Interessen kümmern – und die Betriebsratswahlen im kommenden Jahr nutzen. Dazu ruft die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) auf. „Betriebsräte helfen nicht nur, Jobs zu sichern. Sie geben auch kreative Impulse aus der Belegschaft an die Chefetage weiter und tragen dazu bei, Firmen fit für die Zukunft zu machen“, sagt Thorsten Kleile, Geschäftsführer der NGG-Region Bielefeld-Herford. Doch ein Großteil der Menschen, die in Ostwestfalen-Lippe in der Lebensmittelbranche (34.100 Beschäftigte) und im Gastgewerbe (32.100 Beschäftigte) arbeiten, könne nicht auf eine Arbeitnehmervertretung bauen. Das liege auch daran, dass gerade in Kleinbetrieben viele Chefs die Gründung eines Betriebsrats blockierten, berichtet der Gewerkschafter.

Die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie wichtig die betriebliche Mitbestimmung sei. Dort, wo es Betriebsräte gebe, sei nicht nur häufiger das Kurzarbeitergeld aufgestockt worden. Auch beim Infektionsschutz am Arbeitsplatz komme es entscheidend auf die Mitsprache der Arbeitnehmervertreter an, so Kleile. Die NGG appelliert daher an die Beschäftigten aus ihren Branchen, sich im eigenen Betrieb schon jetzt über die Kandidatinnen und Kandidaten zu informieren – oder sich selbst zur Wahl aufstellen zu lassen. „Einen Betriebsrat zu wählen, ist ein demokratisches Grundrecht, das jeder nutzen und nicht verschenken sollte. Schon in Betrieben ab fünf Mitarbeitern ist die Wahl möglich“, betont Kleile. Die regulären Betriebsratswahlen beginnen im März 2022. Getreu dem Motto „Haste keinen, wähl Dir einen!“ können Belegschaften, die keinen Betriebsrat haben, jederzeit die Wahl einleiten. Die NGG bietet Unterstützung bei den Vorbereitungen.

Dabei gelten neue Regeln: Das in diesem Jahr eingeführte Betriebsrätemodernisierungsgesetz stärkt die Position der Beschäftigten. „Wer eine Betriebsratswahl vorbereitet, ist nun schwerer kündbar. Außerdem erhalten Betriebsräte bei Themen wie dem mobilen Arbeiten, der betrieblichen Weiterbildung und Künstlicher Intelligenz mehr Mitsprache“, erklärt Kleile. Von der automatisierten Warenbestellung in der Backwarenfabrik bis hin zur Software-Schulung von Hotelangestellten – bei vielen Umstellungen am Arbeitsplatz könnten die Interessenvertreter jetzt mehr mitreden, so die NGG.

Dabei nutze die Mitbestimmung auch den Unternehmen: Nach einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung sind Firmen mit Betriebsrat durchschnittlich 18 Prozent produktiver als Unternehmen, bei denen es diese Mitbestimmung am Arbeitsplatz nicht gibt. Der Grund: Arbeitnehmervertretungen erkennen Probleme im Arbeitsalltag schneller und sorgen für einen besseren Austausch zwischen Belegschaft und Management. Dennoch ging die Zahl der Betriebsräte in den letzten Jahren zurück. Konnte im Jahr 2000 noch jeder zweite Beschäftigte in Westdeutschland auf einen Betriebsrat zählen, so waren es im vergangenen Jahr nur noch 40 Prozent. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

„Die Zahlen zeigen, dass in puncto Mitbestimmung mehr getan werden muss. Die Politik hat zwar einige Hürden für die Betriebsratswahl abgebaut. Aber es kommt auch auf die Beschäftigten an, ihr gutes Recht wahrzunehmen“, betont Kleile.

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Gastro-Beschäftigte in OWL

Ostwestfalen-Lippe. Sie arbeiten dann, wenn andere frei haben, kommen mit ihrem Lohn aber kaum über die Runden: Köche, Servicekräfte und Hotelangestellte verdienen in Ostwestfalen-Lippe weit unterdurchschnittlich – und könnten aus Geldsorgen ihrer Branche immer häufiger den Rücken kehren. Davor warnt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und verweist auf eine Analyse der Hans-Böckler-Stiftung, die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit ausgewertet hat. Demnach kommen Beschäftigte aus dem Gastgewerbe, die eine Vollzeitstelle haben, in OWL auf ein mittleres Monatseinkommen von aktuell nur Euro brutto. Zum Vergleich: Branchenübergreifend liegt der Median bei Vollzeit in der Region bei #REF! Euro.

Gastro-Beschäftigte in OWLbeim Einkommen 295 Prozent unterm Schnitt .Foto:NGG

Gastro-Beschäftigte in OWL beim Einkommen 295 Prozent unterm Schnitt .Foto:NGG

„Wenn Hotel- und Gastro-Beschäftigte 295 Prozent weniger verdienen als der Schnitt, dann darf sich keiner darüber wundern, dass sie sich in Zeiten der Corona-Krise einen neuen Job suchen. Denn viele von ihnen mussten monatelang mit dem Kurzarbeitergeld auskommen, ein Teil der Beschäftigten ist noch immer darauf angewiesen. Das sind harte Einbußen bei einem ohnehin niedrigen Einkommen“, betont Gaby Böhm, Geschäftsführerin der NGG-Region Bielefeld-Herford. Obwohl die Wirte und Hoteliers ebenfalls stark von den Folgen der Corona-Pandemie getroffen seien, müsse nun alles dafür getan werden, Löhne und Arbeitsbedingungen attraktiver zu machen. Gelinge das nicht, dürfte es in vielen Hotels, Gaststätten und Cafés schon bald nicht mehr genügend Personal geben, warnt die Gewerkschafterin.

An den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Nordrhein-Westfalen appelliert die NGG, die Branche über einen neuen Tarifvertrag für die Zukunft aufzustellen. „Die Arbeitgeber klagen selbst über die anhaltende Personalabwanderung. Dabei haben viele Probleme lange vor der Pandemie existiert – von unbezahlten Überstunden und langen Arbeitszeiten bis hin zu einem rauen Umgangston hinter den Kulissen“, betont Böhm. Bei den für diesen Herbst geplanten Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft habe der Dehoga NRW die Chance, die Betriebe gegen den Fachkräftemangel zu wappnen. Über tarifliche Standards müsse das Lohn-Niveau angehoben und die Arbeitsbedingungen verbessert werden.

Die Gewerkschaft verweist darauf, dass seit anderthalb Jahren keine Tarifverhandlungen mehr für das nordrhein-westfälische Gastgewerbe stattgefunden haben. Mehrere Gesprächsangebote seien unter Verweis auf die Corona-Pandemie abgelehnt worden. „Umso wichtiger ist es jetzt, am Verhandlungstisch zu Lösungen zu kommen, damit die Beschäftigten nach dieser schwierigen Zeit endlich eine Perspektive haben“, betont Böhm. Dazu gehörten armutsfeste Löhne „deutlich über dem gesetzlichen Mindestlohn“ – auch wenn dieser je nach Ausgang der Koalitionsverhandlungen im Bund auf zwölf Euro pro Stunde steigen sollte. Nur durch eine bessere Bezahlung könnten Hotels und Gaststätten auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig sein, so die NGG.

„Ein wichtiger Punkt ist dabei, das Personal nach der fachlichen Qualifikation zu bezahlen“, sagt Böhm. Viele Berufsbezeichnungen wie „Demi Chef de Cuisine“ oder „Concierge“ seien veraltet und führten dazu, dass Beschäftigte in einer Lohngruppe landeten, in der sie weniger verdienten, als ihnen zustehe.

Außerdem sollten die Unternehmen die weiterhin verbreitete Kurzarbeit nutzen, um ihre Beschäftigten weiterzubilden und etwa in puncto Digitalisierung fit zu machen. Bei der Berufsausbildung müsse mehr für die Qualität getan werden: „Wenn der Azubi das Auto des Chefs waschen muss, statt in der Küche zu lernen oder die Ausbilderin im Homeoffice ist, statt dem Nachwuchs etwas beizubringen, dann kann es nicht überraschen, dass viele junge Menschen die Lehre hinschmeißen“, so Böhm.

Darüber hinaus müsse die Tarifbindung gestärkt werden. „Eine Mitgliedschaft im Arbeitgeberverband sollte nur dann möglich sein, wenn die Tarifverträge akzeptiert werden, die man gemeinsam ausgehandelt hat.“ Nach Beobachtung der NGG kommt es immer häufiger zu sogenannten Mitgliedschaften „ohne Tarifbindung“. Dieser Trend müsse gestoppt werden, um flächendeckend nicht nur faire Arbeitsbedingungen für das Personal zu haben – sondern auch faire Wettbewerbsbedingungen für die Firmen.

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Beschäftigte in OWL sollen Urlaubsgeld-Check machen

Ostwestfalen-Lippe. Augen auf beim Urlaubsgeld: Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) rät Beschäftigten in OWL, bei ihrer aktuellen Lohnabrechnung auf die Sonderzahlung zur Jahresmitte zu achten. „Für viele Menschen steht der erste Urlaub nach langer Zeit an – ein paar zusätzliche Euro vom Arbeitgeber sind da hochwillkommen. Zwar gibt es keinen gesetzlichen Anspruch auf ein Urlaubsgeld, doch in vielen Branchen – wie etwa der Ernährungsindustrie, dem Nahrungsmittelhandwerk und der Gastronomie – ist die Extra-Zahlung klar im Tarifvertrag geregelt“, sagt NGG-Geschäftsführerin Gaby Böhm. Das Lebensmittel- und Gastgewerbe beschäftigt in Ostwestfalen-Lippe nach Angaben der Arbeitsagentur rund 66.000 Menschen.

Sparen für den Urlaub: Für viele Menschen steht die erste Auszeit seit Beginn der Corona-Pandemie an – ein Urlaubsgeld ist da besonders willkommen. Die Gewerkschaft NGG rät Beschäftigten dazu, ihre aktuelle Lohnabrechnung auf die Sonderzahlung zu prüfen. Foto:NGG

Sparen für den Urlaub: Für viele Menschen steht die erste Auszeit seit Beginn der Corona-Pandemie an – ein Urlaubsgeld ist da besonders willkommen. Die Gewerkschaft NGG rät Beschäftigten dazu, ihre aktuelle Lohnabrechnung auf die Sonderzahlung zu prüfen. Foto:NGG

Nach Beobachtung der Gewerkschaft gehen in der Region dennoch viele Menschen leer aus. „Gerade bei Azubis, Minijobbern und Teilzeit-Kräften wird das Urlaubsgeld gern vergessen, obwohl es ihnen per Tarif zusteht“, so Böhm. Sie sollten daher ganz genau hinschauen: Wenn den Vollzeit-Beschäftigten im Betrieb ein Urlaubsgeld gezahlt wird, müssen auch 450-Euro- und Teilzeit-Jobber ein solches bekommen. Dieses wird je nach Arbeitszeit anteilig gezahlt, so die NGG. Auch in vielen Ausbildungsverträgen könne ein Urlaubsgeld klar geregelt sein. Böhm rät: „Wer Fragen hat, sollte sich an die Gewerkschaft wenden.“

Nach einer Analyse des Portals lohnspiegel.de erhalten aktuell bundesweit 46 Prozent der Beschäftigten von ihrem Arbeitgeber ein Urlaubsgeld. Klar im Vorteil sind demnach Beschäftigte, die in einem Betrieb mit Tarifvertrag arbeiten. Von ihnen bekommen 73 Prozent die Sonderzahlung. In Betrieben ohne Tarifbindung sind es dagegen nur 35 Prozent. Das Urlaubsgeld wird in der Regel mit der Juni- oder Juli-Abrechnung überwiesen.

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Bis zu fünf Prozent mehr Geld für Beschäftigte in der Ernährungsindustrie

Ostwestfalen-Lippe. Lohn-Plus für Ernährer: Wer in OWL Lebensmittel herstellt oder Getränke abfüllt, bekommt deutlich mehr Geld. Um bis zu fünf Prozent steigen die Einkommen in der Branche, teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit. „In der Corona-Pandemie ist deutlich geworden, wie sehr es auf die Ernährungsindustrie ankommt. Damit Supermarktregale voll bleiben, machen die Beschäftigten in vielen Betrieben Überstunden und Sonderschichten. Für ihre systemrelevante Arbeit erhalten sie nun eine faire Anerkennung“, sagt NGG-Regionalchefin Gaby Böhm. Nach Angaben der Arbeitsagentur beschäftigt die Lebensmittelindustrie in Ostwestfalen-Lippe rund 34.000 Menschen in 558 Betrieben.

 Damit der Einkaufskorb nicht leer bleibt: Beschäftigte in der Ernährungsindustrie sorgen für ausreichend Lebensmittel auch in Krisenzeiten. Jetzt gibt es für sie mehr Geld. .Foto:NGG

Damit der Einkaufskorb nicht leer bleibt: Beschäftigte in der Ernährungsindustrie sorgen für ausreichend Lebensmittel auch in Krisenzeiten. Jetzt gibt es für sie mehr Geld. .Foto:NGG

In der nordrhein-westfälischen Süßwarenindustrie steigen die Löhne zum Juni um 2,5 Prozent – im kommenden Jahr gibt es ein weiteres Plus von noch einmal 2,5 Prozent, so die NGG. Die Einkommen in der obst- und gemüseverarbeitenden Industrie erhöhen sich ebenfalls um insgesamt fünf Prozent. Beschäftigte in der Milchverarbeitung erhalten rückwirkend zum April 2,2 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von einem Jahr – und eine steuerfreie Corona-Prämie von 250 Euro. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Rheinisch-Westfälischen Brauereien gibt es eine 750-Euro-Prämie und im kommendem Jahr 2,4 Prozent beim Lohn oben drauf. Beschäftigte bei Dr. Oetker bekommen in zwei Stufen fünf Prozent mehr Geld und eine Prämie von 200 Euro.

„Vom Einkauf der Rohstoffe über die Produktion bis hin zur Logistik – ohne den Einsatz der Beschäftigten in der Ernährungsindustrie wäre die Versorgung der Bevölkerung nicht gesichert. Jetzt wird diese Arbeit deutlich besser bezahlt“, unterstreicht Böhm. Beschäftigte, die keine Lohnerhöhung bekommen, sollen sich an die Gewerkschaft wenden, so die NGG.

Die Ernährungswirtschaft gilt als viertgrößter Industriezweig Deutschlands. In Nordrhein-Westfalen beschäftigt die Branche laut Arbeitsagentur knapp 150.000 Menschen in 3.300 Betrieben. Zu den Firmen, die an Rhein, Ruhr und Weser produzieren, zählen unter anderem Haribo, Lieken, Nestlé, Lindt, Sinalco, Warsteiner, Diebels, Storck und Dr. Oetker.

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Beschäftigtenzahl geht leicht zurück

Erstmals seit dem Jahr 2009 zeigt sich die Zahl der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Kreis Gütersloh rückläufig

Kreis Gütersloh. 11 Jahre lang nahm die Anzahl der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Menschen im Kreis Gütersloh im Vergleich zum Vorjahr zu. Nun ist für das Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr eine leicht negative Gesamtentwicklung im Kreis Gütersloh festzustellen. Das geht aus Berechnungen der Agentur für Arbeit, IT.NRW und der pro Wirtschaft GT hervor. Der Kreis hat zum Stichtag 30.06.2020 0,1% Prozent, oder 145 Beschäftigte weniger zu verzeichnen als im Juni 2019. Die Corona-Pandemie und ihre Folgen haben wohl nur einen geringen Einfluss auf diese Entwicklung.

„Ich rechne den Arbeitsplatzabbau, der aus diesen Zahlen hervorgeht, eher dem beginnenden Strukturwandel im Kreis Gütersloh denn der Corona-Pandemie zu“, sagt Albrecht Pförtner, Geschäftsführer der pro Wirtschaft GT. „Schließlich hatte sich die Pandemie samt ihren Folgen zum Stichtag der Daten im Juli nur geringfügig auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt“, so Pförtner.

Hinsichtlich der Zahlen in den einzelnen Kommunen im Kreisgebiet gibt es keine großen Ausreißer. Die Werte für die jeweiligen Städte und Gemeinden bewegen sich zwischen einem Zuwachs von 3,2% in Langenberg bis zu einer Minderung in Versmold um 2,2% in einem relativ engen Korridor.

Im Jahr 2021 könnten sich dann die kombinierten Effekte des beginnenden Strukturwandels und der corona-betroffenen Wirtschaft in der Statistik zeigen. „Nachdem es Jahre lang praktisch nur bergauf ging, zeigen uns diese Zahlen, dass wir im Kreis Gütersloh uns jetzt für jeden neuen und bestehenden Arbeitsplatz stark einsetzen sollten“, sagt Pförtner.

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Bislang in ganz NRW nur 8.600 Beschäftigte gefördert

Appell an Betriebe in Ostwestfalen-Lippe: Kurzarbeit zur Weiterbildung nutzen

Agentur für Arbeit, Foto: NGG-Region Bielefeld-Herford

Agentur für Arbeit, Foto: NGG-Region Bielefeld-Herford

Bielefeld. Damit Kurzarbeit keine verlorene Zeit ist: Betriebe in Ostwestfalen – Lippe sollen sich stärker als bislang um die berufliche Weiterbildung ihrer Mitarbeiter kümmern. Dazu ruft die Gewerkschaft Nahrung – Genuss – Gaststätten (NGG) auf. „Während der Corona – Pandemie können viele Beschäftigte gar nicht oder nur sehr eingeschränkt arbeit en. Die Firmen sind gut beraten, jetzt die hohen staatlichen Zuschüsse für die Qualifizierung abzurufen“, so NGG – Geschäftsführerin Gaby Böhm.

Die Gewerkschaft verweist auf aktuelle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Danach wurden über das 2019 eingeführte Qualifizierungschancengesetz, das erstmals hohe Zuschüsse für die  Weiterbildung von Beschäftigten vorsieht, in ganz Nordrhein -Westfalen bis Mitte des laufenden Jahres lediglich 8.584Menschen gefördert. „Das ist eine ernüchternde Bilanz. Hier müssen die Firmen dringend nachlegen“, betont Böhm. Im ersten, von der Pandemie geprägten Halbjahr wurde laut Arbeitsagentur NRW – weit die Weiterbildung von 2.250 Beschäftigten bezuschusst – das sind19 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. „Für Hotels, Pensionen und Gaststätten, die sehr hart von Corona getroffen wurden, ist das Gesetz eine große Chance.

Unter Servicekräften und Hotelangestellten ist in puncto Weiterbildung viel Luft nach oben. Denn in den letzten Boom – Jahren war für viele Betriebe dafür kaum Zeit“, unterstreicht Böhm. Aber auch für Branchen wie die Ernährungsindustrie, in der die Digitalisierung rasant voranschreite und mancherorts auch Arbeitsplätze bedrohe, seien die staatlichen Angebote relevant. Fortbildungen müssten dabei auch unter Pandemie – Bedingungen organisiert werden – etwa per Online – Seminar, so die NGG. Nach Angaben der Arbeitsagentur beschäftigt das Gastgewerbe allein in Ostwestfalen – Lippe rund 29.600 Menschen, in der Ernährungsindustrie arbeiten 31.100 Beschäftigte. Mit dem Qualifizierungschancengesetz können Unternehmen seit 2019 staatliche Zuschüsse für Weiterbildungsmaßnahmen ihrer Beschäftigten erhalten. In Betrieben mit weniger als zehn Mitarbeitern übernimmt die Arbeitsagentur die Kosten für die Kurse komplett – ebenso das Gehalt. In Betrieben bis 249 Beschäftigten ist es die Hälfte der Kosten. Die Kurse müssen mindestens vier Wochen Vollzeit – Unterricht umfassen. Wer sich in seiner Freizeit weiterbilden will, wird unter bestimmten Voraussetzungen ebenfalls gefördert. Weitere Infos und Angebote vor Ort gibt es imNetz unter:https://kursnet-finden.arbeitsagentur.de/kurs/

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Höhere Löhne in Bäckereien gefordert

 8.900 Beschäftigte in Ostwestfalen-Lippe sollen profitieren 

Ostwestfalen-Lippe.  Lohn-Plus für systemrelevante Arbeit: In Ostwestfalen-Lippe sollen die rund 8.900 Menschen, die in Bäckereien arbeiten, mehr Geld bekommen. Das fordert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). „Wer in der Corona-Krise die Bevölkerung mit Brot, Brötchen und Kuchen versorgt, macht nicht nur einen unverzichtbaren Job – sondern setzt sich auch einem besonderen Infektionsrisiko aus“, sagt Gaby Böhm, Geschäftsführerin der NGG-Region Bielefeld-Herford. Dafür hätten die Beschäftigten mehr Anerkennung verdient. 

 Wer in der Bäckerei arbeitet, macht einen systemrelevanten Job. Der soll jetzt besser bezahlt werden, fordert die Gewerkschaft NGG in der laufenden Tarifrunde für die Branche in Nordrhein-Westfalen . Foto: NGG

Wer in der Bäckerei arbeitet, macht einen systemrelevanten Job. Der soll jetzt besser bezahlt werden, fordert die Gewerkschaft NGG in der laufenden Tarifrunde für die Branche in Nordrhein-Westfalen . Foto: NGG

Die Gewerkschaft fordert in der laufenden Tarifrunde für das nordrhein-westfälische Bäckerhandwerk eine Lohnerhöhung von einem Euro pro Stunde. Bäckerei-Beschäftigte in Vollzeit kämen damit auf rund 170 Euro mehr am Monatsende. Außerdem sollen Minijobber bessergestellt und Azubis übernommen werden. Laut Arbeitsagentur beschäftigt die Branche in ganz NRW knapp 70.000 Menschen. 

„Geht es jedoch nach den Arbeitgebern, soll es nur eine Nullrunde geben. Das wäre ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten – die aktuell auch noch mit einer sinkenden Akzeptanz von Kunden für Maskenpflicht und Abstandsregeln zu kämpfen haben“, sagt NGG-Verhandlungsführer Helge Adolphs. Zwar habe es in einigen Bereichen der Bäckerbranche Umsatzrückgänge wegen Corona gegeben. Allerdings sei der Staat unter anderem mit dem Kurzarbeitergeld, der Stundung von Schulden und Azubi-Prämien eingesprungen. 

„Die Bäckermeister betonen, wie sehr sie ihren Mitarbeitern für ihren Einsatz gerade in Krisenzeiten zum Dank verpflichtet sind. Dieser Ankündigung müssen jetzt Taten folgen“, betont Adolphs. Die Verhandlungen zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern gehen Mitte Oktober in die nächste Runde. 

 

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Solidaritätspakete für die Beschäftigten von Tönnies

Rheda-Wiedenbrück/Ostwestfalen-Lippe. In den nächsten Tagen sammeln die Gewerkschaften in Ostwestfalen-Lippe Solidaritätspakete für die in Quarantäne befindlichen Beschäftigten von Tönnies. „Es ist nicht akzeptabel, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Schlachthofes jetzt zu Sündenböcken zu erklären! Daher wollen wir diesen unsere Solidarität zeigen und ihnen gerade in diesen schwierigen Zeiten Pakete zukommen lassen. Wir würden uns freuen, wenn sich viele Bürgerinnen und Bürger beteiligen.“, sagt Anke Unger, Regionsgeschäftsführerin DGG OWL.

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Solidaritätspakete für die Beschäftigten von Tönnies schnürten die Gewerkschaften in Ostwestfalen-Lippe . Foto: Jürgen Riedel

„In die Pakete können beispielsweise Snacks, Getränke, Hygieneartikel, Bücher oder Zeitschriften, Material zum Deutschlernen, Kartenspiele oder Spielzeug für Kinder gepackt werden. Dies alles können die Betroffenen gerade gut gebrauchen. Gerne kann auch eine Karte mit einer persönlichen Botschaft, die Mut macht und Solidarität zum Ausdruck bringt, in das Päckchen gelegt werden.“, führt Szabolcs Sepsi von der Beratungsstelle Faire Mobilität aus.

Die Pakete können am Freitag, 26. 06. 2020, zwischen 10 und 17 Uhr im Beratungsbüro von Faire Mobilität, Schulte-Mönting-Straße 3, 33378 Rheda-Wiedenbrück kontaktlos abgestellt werden. „Am Wochenende werden die Pakete von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern an die uns bekannten Adressen verteilt. Wir halten gerade jetzt zusammen und helfen wo wir können.“, sagt Armin Wiese, Geschäftsführer der Gewerkschaft NGG OWL.

Den Aufruf und die Aktion unterstützen Interessensgemeinschaft WerkFairträge, Beratungsstelle Faire Mobilität, DGB OWL, Gewerkschaft NGG Region Detmold-Paderborn, IG Metall Gütersloh-Oelde, ver.di OWL und das ehemalige Mitglied des DGB Bundesvorstand Annelie Buntenbach.

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Miele produziert wieder in allen Werken

  • Kurzarbeit dauert in anderen Bereichen an
  • Viele Schutzmaßnahmen für die Beschäftigten ergriffen

Gütersloh. Der Hausgerätehersteller Miele hat am 20. April in allen deutschen Werken die Produktion wieder aufgenommen. Der Shutdown, der seit dem ersten April galt, ist damit beendet. Auch in allen ausländischen Werken läuft die Fertigung wieder. In einigen Verwaltungsbereichen dauert die Kurzarbeit hingegen an. In den vergangenen Wochen hatte Miele Vorkehrungen getroffen, um die Beschäftigten bei Wiederaufnahme der Arbeit bestmöglich vor Ansteckungen mit dem Coronavirus zu schützen. So werden beispielsweise an allen Standorten Mundschutzmasken bereitgestellt.

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Miele produziert wieder in allen Werken.Foto: Miele

Das Unternehmen hatte den Shutdown mit der Unterbrechung von Zulieferketten sowie mit einem starken Absatzrückgang bedingt durch Ladenschließungen im Handel begründet. „Bei den Zulieferteilen hat sich die Lage etwas entspannt, ist aber keineswegs stabil. Wir produzieren auf Sicht, fest planbar sind maximal zehn Tage. Daher ist Kurzarbeit in den kommenden Wochen in einzelnen Werken oder Fertigungsbereichen nicht auszuschließen. Wir sind weltweit mit einer sehr dynamischen Situation konfrontiert, die von vielen Unsicherheiten geprägt ist“, sagt Dr. Stefan Breit, Geschäftsführer Technik der Miele Gruppe und ergänzt: „Da viele Händler ihre Geschäfte wieder öffnen dürfen, hoffen wir auf eine steigende Nachfrage.“

In zugeordneten Abteilungen – Beispiele sind die Verwaltung und Bereiche mit Publikumsverkehr (Ausstellungen, Miele-Museum) – gilt weiterhin Kurzarbeit. Welche Abteilungen in welchem Umfang davon betroffen sind, wird wöchentlich angepasst. Alle für Kunden und Handel wichtige Leistungen sind aber sichergestellt. Dazu zählen unter anderem die Logistik, das Kundentelefon, Handelsmarketing und der Werkkundendienst, hier insbesondere der Professional-Kundendienst. Dessen Techniker warten regelmäßig Desinfektions- und Sterilisationsgeräte sowie Wäschereimaschinen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen und tragen dazu bei, dass diese Einrichtungen den Betrieb aufrechterhalten können.

Zur Wiederaufnahme der Produktion stellt das Unternehmen seinen Beschäftigten in allen Werken Mundschutzmasken zur Verfügung, bittet aber zugleich darum, eigene Masken mitzubringen, falls vorhanden. Das Tragen dieser Masken ist freiwillig. Miele orientiert sich hier an den Empfehlungen der Bundesregierung. An Arbeitsstationen, an denen die räumliche Nähe zu anderen gegeben ist, wurden Plexiglasscheiben installiert. Selbstgefertigte Türöffnungshilfen ermöglichen das Öffnen von Türen mit dem Unterarm oder Ellenbogen. Es wurden mehr Desinfektionsspender und Infos zu Vorsichts- und Hygienemaßnahmen bereitgestellt. Miele hat zeitversetzte Schichtwechsel eingeführt, damit sich weniger Beschäftigte bei Arbeitsbeginn/-ende begegnen.

Schon vor einigen Wochen hatte das Unternehmen die rechtlichen und technischen Möglichkeiten für ausgedehnte Home-Office-Regelungen geschaffen. Das hat sich bewährt und wird fortgeführt, um Bürobesetzungen zu reduzieren. Miele unterstützt Eltern in dieser schwierigen Situation durch eine sehr flexible Handhabung der Arbeitszeiten, wo immer das möglich ist. Zudem bietet das Unternehmen Freistellungsmöglichkeiten bei Kinderbetreuungsengpässen an, wie sie auch im aktuellen Tarifabschluss 2020 zwischen den Vertragsparteien vereinbart wurden.

 

Über das Unternehmen: Miele ist der weltweit führende Anbieter von Premium-Hausgeräten für die Bereiche Kochen, Backen, Dampfgaren, Kühlen/Gefrieren, Kaffeezubereitung, Geschirrspülen, Wäsche- und Bodenpflege. Hinzu kommen Geschirrspüler, Waschmaschinen und Trockner für den gewerblichen Einsatz sowie Reinigungs-, Desinfektions- und Sterilisationsgeräte für medizinische Einrichtungen und Labore (Geschäftsbereich Professional). Das 1899 gegründete Unternehmen unterhält acht Produktionsstandorte in Deutschland sowie
je ein Werk in Österreich, Tschechien, China, Rumänien und Polen. Hinzu kommen die zwei Werke der italienischen Medizintechnik-Tochter Steelco Group. Der Umsatz betrug im Geschäftsjahr 2018/19 rund 4,16 Milliarden Euro (Auslandsanteil rund 71 Prozent). In fast 100 Ländern ist Miele mit eigenen Vertriebsgesellschaften oder über Importeure vertreten. Weltweit beschäftigt der in vierter Generation familiengeführte Konzern etwa 20.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 11.050 davon in Deutschland. Hauptsitz ist Gütersloh in Westfalen.

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34.000 Beschäftigte in Ostwestfalen-Lippe

Hochproduktion durch Corona | „Arbeitszeitvorschriften nicht aushebeln“ – Lebensmittelindustrie arbeitet am Limit: 

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EInkaufskorb, Foto: NGG

Bielefeld. Sie sorgen für Nachschub im Supermarkt: Die rund 34.000 Menschen, die in derostwestfälischen Lebensmittelindustrie arbeiten, leisten in der Coronavirus – Pandemie einen entscheidenden Beitrag dafür, dass Essen und Trinken nicht knapp werden. Darauf hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss – Gaststätten (NGG) hingewiesen. „Überstunden und Extra – Schichten sind in der Lebensmittelindustrie schon seit Wochen an der Tagesordnung. Die Menschen arbeiten am Limit, damit Aldi, Lidl, Rewe, Edeka & Co. die Ware nicht ausgeht “, sagt Gaby Böhm von der NGG – Region Bielefeld -Herford. Die Politik habe dies erkannt und die Lebensmittelbranche für „systemrelevant“ erklärt. Bei den Beschäftigten allerdings tauchen gerade jetzt viele Fragen auf, so die Gewerkschaft. Nach Angaben der Arbeitsagentur beschäftigt die Branche in ganz Nordrhein- Westfalen 146.000 Menschen. „Klar ist, dass die Versorgung mit Lebensmitteln an der Industrie, aber auch am Bäcker- und Fleischerhandwerk nicht scheitert.

Wenn Nudelregale einmal leer oder Tiefkühlpizzen ausverkauft sind, dann liegt das vor allem an übertriebenen Hamsterkäufen und an Problemen in der Logistik“, macht Böhm deutlich. Scharfe Kritik übt die NGG – Geschäftsführerin vor allem aber auch an den Vorgaben von Supermarktketten. Die Konzerne forderten von den Herstellern auf der einen Seite, in der Krise noch schneller und noch mehr zu produzieren. Zugleich wolle man die Preise drücken. „Das geht letztlich auf Kosten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ohnehin unter Volllast arbeiten“, so Böhm .Da es, wie auch die Politik bestätigt, in der Lebensmittelindustrie derzeit keinerlei Versorgungsengpässe gibt, warnt die NGG vor geplanten einschneidenden Eingriffen in das Arbeitszeitgesetz. „Corona darf nicht dafür herhalten, die Höchstgrenzen bei der Arbeitszeit auszuhebeln.

In Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen haben wir in der Lebensmittelindustrie längst die nötige Flexibilität, um Hochphasen zu stemmen. Sonst wären die Supermarktregale ja längst leer“, betont die Gewerkschafterin . Gesetzliche Standards seien wichtig. Sonst leide am Ende die Gesundheit der Beschäftigten: „Wer eine 12-Stunden- Schicht in der Backwarenindustrie hinter sich hat, bei dem steigt die Unfallgefahr“, sagt Böhm. Das derzeit gültige Arbeitszeitgesetz setze ein klares Limit: nicht mehr als zehn Stunden am Tag und nicht mehr als 60 Stunden pro Woche. Auch der richtige Arbeitsschutz sei mit Blick auf den laufenden Hochbetrieb in der Ernährungsindustrie und im Lebensmittelhandwerk „extrem ernst“ zu nehmen. „Die Firmen müssen dafür sorgen, dass genug Schutzkleidung da ist und die Abstandsregeln – etwa an Produktionsstraßen –eingehalten werden. Der Schutz vor Infektionen hat höchste Priorität“, so Böhm.

Die NGG rät Beschäftigten, die Missstände beobachten oder unter Überlastung leiden, sich an die Gewerkschaft oder den Betriebsrat zu wenden. Umfassende Arbeitnehmer -Infos zur Coronavirus-Pandemie–von der notwendigen Vorsorge am Arbeitsplatz durch die Arbeitgeber über die Kinderbetreuung und wichtige Azubi – Fragen bis hin zu Fieberkontrollen am Werkstor –hat die NGG online gestellt: www.ngg.net/corona Mit einer digitalen Demonstration unter dem Motto #GesichterDer Krise gibt die NGGbetroffenen Beschäftigten zudem die Möglichkeit, auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Weitere Infos: www.facebook.com/GewerkschaftNGG

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Corona-Schutzschirm für 37.000 Beschäftigte im Gastgewerbe gefordert

OWL. Leere Hotels, geschlossene Restaurants: Das neuartige Coronavirus trifft in Ostwestfalen-Lippe die rund 3.000 Betriebe im Gastgewerbe besonders hart und damit auch die rund 37.000 Arbeitnehmer der Branche. Darauf weist die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hin – und fordert einen Corona-Schutzschirm. 

image001„Die meisten Kellnerinnen, Köche und Hotelfachangestellten müssen jetzt zuhause bleiben. Zwar können sie Kurzarbeitergeld bekommen. Das liegt aber nur bei 60 Prozent (Eltern: 67 Prozent) des ohnehin oft geringen Einkommens. Für viele Betroffene geht das an die Existenz“, sagt Gaby Böhm von der NGG-Region Bielefeld-Herford. Die Gewerkschaft ruft deshalb den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) dazu auf, per Tarifvertrag eine deutliche Aufstockung des Kurzarbeitergelds für die Branche auf den Weg zu bringen. 

Bislang habe der Dehoga dies jedoch abgelehnt, kritisiert Böhm. „Es kann nicht sein, dass Gastwirte und Hotelbesitzer nach Milliardenhilfen vom Staat rufen, aber auf der anderen Seite ihre Beschäftigten im Regen stehen lassen.“ Ziel müsse sein, die Einbußen für Arbeitnehmer so gering wie möglich zu halten und Arbeitsplätze in der Krise zu sichern. Wie das gehen könne, hätten die Unternehmen in der Systemgastronomie (McDonald’s, Burger King, Nordsee) gezeigt. Zusammen mit der NGG hat sich die Branche am Dienstag auf eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes auf 90 Prozent des Nettolohns geeinigt. 

Das neue Kurzarbeitergeld wurde in der vergangenen Woche im Rekordtempo von Bundestag und Bundesrat verabschiedet. Danach übernimmt die Bundesagentur für Arbeit rückwirkend ab März die Sozialversicherungsbeiträge für Betriebe, in denen mindestens zehn Prozent der Beschäftigten vom Arbeitsausfall betroffen sind. Außerdem sagte die Bundesregierung betroffenen Firmen großzügige Kredite zu. „Gastronomen und Hoteliers sollten einen Teil der Hilfen für die Aufstockung des Kurzarbeitergeldes einsetzen. Damit können auch Fachkräfte gehalten werden – die man nach dem Ende der Corona-Pandemie wieder braucht“, so Böhm. 

Was Beschäftigte jetzt wissen müssen – von der Kinderbetreuung bis zur Lohnfortzahlung – hat die NGG im Netz zusammengefasst: www.ngg.net/corona

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Jeder fünfte Vollzeit- Beschäftigte in Ostwestfalen – Lippe arbeitet zum Niedriglohn

40 Stunden die Woche arbeiten –und trotzdem reicht’s am Monatsende nicht: In Ostwestfalen – Lippe arbeiten rund 101.400 Vollzeit – Beschäftigte zum Niedriglohn.
 
Wer in der Backstube arbeitet, macht einen harten Job. Zu viele Bäckereien speisen ihre Mitarbeiter trotzdem mit Niedriglöhnen ab, kritisiert die Gewerkschaft NGG. Foto: NGG

Wer in der Backstube arbeitet, macht einen harten Job. Zu viele Bäckereien speisen ihre Mitarbeiter trotzdem mit Niedriglöhnen ab, kritisiert die Gewerkschaft NGG. Foto: NGG

Kreis Lippe. Damit liegt jeder fünfte Arbeitnehmer (18,7 Prozent) trotz voller Stundenzahl unter der amtlichen Niedriglohnschwelle von aktuell 2.203 Euro brutto im Monat. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung – Genuss – Gaststätten mit. Die NGG Bielefeld – Herford beruft sich hierbei auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Geschäftsführerin Gaby Böhm spricht von einem „Alarmsignal“. Tausende Menschen hätten trotz langer Arbeitstage enorme Probleme, finanziell über die Runden zu kommen. „In Bäckereien, Konditoreien, Fastfood – Betrieben, Restaurants und Hotels ist der Anteil von Niedriglohn – Beschäftigten dabei besonders hoch. Hier müssen die Firmen endlich deutlich höhere Löhne zahlen“, fordert Böhm . Nach Angaben der Arbeitsagentur liegen bundesweit 53 Prozent aller Vollzeit – Beschäftigten im Lebensmittel – und Gastgewerbe unter der Niedriglohngrenze. Eine Hauptursache für diesen Zustand ist nach Einschätzung der Gewerkschaft NGG die pschwindende Tarifbindung.

 
„Auch in Ostwestfalen – Lippe zahlen immer weniger Hoteliers und Gastronomen nach Tarif. Statt mit dem Tariflohn von 12,50 Euro pro Stunde geht ein gelernter Koch dann nur mit dem Mindestlohn von 9,19 Euro nach Hause. Wie soll man damit eine Familie durchbringen?“, kritisiert Böhm . Um diesen Trend zu stoppen, müssten sich Firmen, die Mitglied im Arbeitgeberverband sind, an die mit der Gewerkschaft ausgehandelten Tarifverträge halten und armutsfeste Löhne zahlen . Nach Beobachtung der NGG nimmt die Zahl der Verbandsmitglieder, die aus der Tarifgemeinschaft ausscheren, seit Jahren zu. „Außerdem muss es noch mehr Tarifverträge geben, zu denen ganze Branchen durch die Politik verpflichtet werden – gerade da, wo der Niedriglohnsektor wuchert “, so Böhm . Eine sogenannte Allgemeinverbindlichkeit könne vom Bundes – oder Landesarbeitsministerium erklärt werden. Am Ende komme es aber auch auf die Beschäftigten selbst an, betont die NGG. „Wer in der Gewerkschaft mitmacht , profitiert davon mehrfach: Unsere Mitglieder erhalten Informationen zu korrekten Löhnen einschließlich Weihnachtsgeld und Urlaub und bekommen Beratung und Rechtsschutz, um sich für ihre tariflichen Ansprüche einsetzen zu können. Vor allem aber stärken sie die Gewerkschaft, die damit wiederum bessere Löhne durchsetzen kann.
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