Pflege-Reform: Johanneswerk-Geschäftsführer kritisiert Pläne des Gesundheitsministers

Bielefeld . „Die Mehrheit pflegebedürftiger Senioren in stationären Einrichtungen wird von der geplanten Reform nicht profitieren“, betont der stellvertretende Geschäftsführer des Ev. Johanneswerks, Dr. Bodo de Vries und reagiert damit auf einen Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Der möchte Betroffene finanziell entlasten, indem er den Eigenanteil für pflegebedingten Aufwand auf monatlich 700 Euro und maximal drei Jahre begrenzt. „Die eigentliche Pflege macht aber nur ein Drittel der Kosten aus“, erklärt de Vries.

Pflege-Reform: Johanneswerk-Geschäftsführer Dr. Bodo de Vries kritisiert Pläne des Gesundheitsministers und legt Gegenvorschlag des DEVAP vor.Foto: Johanneswerk

Pflege-Reform: Johanneswerk-Geschäftsführer Dr. Bodo de Vries kritisiert Pläne des Gesundheitsministers und legt Gegenvorschlag des DEVAP vor.Foto: Johanneswerk

Den größten Teil der Kosten, der sich aus Unterkunft, Verpflegung und steigenden Investitionskosten zusammensetzt, müssten Betroffene weiterhin selbst tragen. „Hier von Entlastung und Planungssicherheit zu sprechen, grenzt deshalb an Irreführung“, betont de Vries, der auch als Vorsitzender des Deutschen evangelischen Verbandes für Altenhilfe und Pflege (DEVAP) zu dem Thema Stellung bezieht.

Die Begrenzung auf drei Jahre komme nur sehr wenigen Bewohnern in Pflegeheimen zugute, da zwei Drittel von ihnen innerhalb dieser Zeitspanne versterben würden. „Die meisten sind irgendwann auf finanzielle Hilfe vom Staat angewiesen, weil ihr Vermögen durch den langen Aufenthalt aufgebraucht ist.“ Ausgehend von einem pflegebedingten Eigenanteil von 818 Euro in NRW würden die Pläne des Gesundheitsministers auf eine Ersparnis von 118  Euro pro Monat hinauslaufen. „Das kann im Einzelfall sicher hilfreich sein, ändert aber wenig an der hohen Gesamtbelastung“, so der DEVAP-Vorsitzende.

Darüber hinaus liege in jedem zweiten Bundesland der durchschnittliche Eigenanteil des pflegebedingten Aufwandes unterhalb der 700 Euro-Grenze. „Damit ist ein wesentlicher Anteil der Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen gar nicht von der geplanten Entlastung betroffen“, resümiert de Vries.  Bedauerlicherweise sei dieser Fakt bislang nicht kommuniziert worden.

Um betroffene Senioren tatsächlich dauerhaft zu entlasten, hat der DEVAP der Politik jetzt einen Konzeptvorschlag für eine Finanz- und Strukturreform der Pflegeversicherung vorgelegt. „Wir müssen zu einer echten Teilkaskoversicherung kommen“, betont de Vries. Das würde bedeuten, dass der von Pflegebedürftigen und deren Angehörigen zu leistende Gesamtbetrag festgeschrieben und damit kalkulierbar wäre. Im Konzept ist zudem die Empfehlung enthalten, medizinische Behandlungskosten in das fünfte Sozialgesetzbuch, also in die gesetzliche Krankenkasse zu überführen.

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