Workshop zum Thema Handarbeit und Nachhaltigkeit mit New Yorker Designerin am Fachbereich Gestaltung
Bielefeld. In Zeiten von Billigkleidung und Massenware setzen sich derzeit Studierende der Mode der Fachhochschule (FH) Bielefeld mit den Themen Nachhaltigkeit und traditionelles Handwerk auseinander. In dem Seminar „Studio Lampingstraße“ am Fachbereich Gestaltung lernen sie unter Anleitung von Professor Philipp Rupp und der Designerin Daphne Correll mehr über Handarbeit und Nachhaltigkeit in der Mode und erstellen eigene Kleidungsstücke aus ungewöhnlichen Materialien.
Zu Beginn des Seminars beschäftigten sich die Teilnehmenden intensiv mit einer traditionellen Handarbeit, einem Handwerk oder einer Technik und recherchierten deren Herkunft und Geschichte. „Über Material nachzudenken ist ein wichtiger und grundlegender Teil der Mode“, so Philipp Rupp. Gerade in Zeiten, in denen auch Kleidung vermehrt online gekauft wird, gewinne dies an Bedeutung. „Ein Hauptaugenmerk des Seminars liegt auf der Frage, wie Handwerk und Handarbeit eingesetzt werden können, um die haptische Erfahrung wieder zum essentiellen Bestandteil der Wahrnehmung von Kleidung werden zu lassen“, so der Professor für Kollektionsgestaltung und Modedesign.
In einem Workshop experimentieren die Studierenden in dieser Woche mit den verschiedenen Techniken und setzen erste Ideen um. Statt mit gekaufter Meterware arbeiten die 14 Teilnehmenden des Seminars mit selbst hergestellten Materialien wie geknoteten Abschleppseilen, gebrauchten Plastiktüten oder „Second-Hand“-Kleidungsstücken. Geleitet wird der Workshop neben Professor Philipp Rupp von der internationalen Designerin Daphne Correll. „Der Workshop soll Freiraum bieten und den Studierenden die Möglichkeit geben, sich auszuprobieren“, erläutert die Designerin, die mit ihrer Zwillingsschwester 2006 das New Yorker Label correllcorrell gründete und in ihren Kollektionen Wert auf Nachhaltigkeit und Handwerk legt. Bereits in ihrer Abschlussarbeit setzten sich die Schwestern mit dem Thema auseinander und „upcycleten“ alte T-Shirts, die sie zu neuen Kleidungsstücken vernähten.
Unter Upcycling versteht man die Wiederverwertung und Aufbereitung von alten Gegenständen und Kleidungsstücken. Dieser Ansatz ist auch in der Arbeit der Studentin Juliane Buchholz im Rahmen des Workshops erkennbar. Auf dem Ärmel einer gebrauchten Funktionsjacke webt sie farblich angepasste Gummibänder ein, die sowohl einen dekorativen als auch einen funktionalen Charakter haben. Für Buchholz war die Auseinandersetzung mit dem traditionellen Handwerk des Webens eine neue Herausforderung. „Bisher habe ich mich hauptsächlich mit Schnitten beschäftigt. In Zukunft möchte ich aber mehr traditionelle Handarbeit in meinen Arbeiten einsetzten“, so die Studentin, die für ihr Projekt auch Gebrauch von der Siebdruckwerkstatt der Fachhochschule machte. „Durch die kurzen Wege können die Studierenden die verschiedenen Werkstätten im Gebäude nutzen. Dieser ‚Hands-on‘-Aspekt ist für den Schaffungsprozess wichtig“, erklärt Rupp.
Bis zum Ende des Semesters sollen die Studierenden zwei Outfits aus ihren selbst hergestellten Materialien erstellen. Während des Gestaltungsprozesses könne gleichzeitig „ein gesundes Verständnis von Nachhaltigkeit entwickelt werden“, so Daphne Correll.
Fotos: © Sarah Heise