„Die Figuren über Emotionen aufbauen“, so beschreibt Hsuan Cheng Floth ihren faszinierenden Ausdruckstanz. Ihr spontaner Dialog ganz ohne Worte mit dem Maler Tom Schulte „brauche viel Zeit“, offenbart die Künstlerin mit taiwanesischen Wurzeln, die über die volle Distanz von 45 Minuten mit bedachtsam fließenden Bewegungen Modell stand. Ihre Performance begann in den rot-orangen Strahlen der untergehenden Abendsonne, als sie im blauen Gewand das nasse Spiel mit der wertvollen Ressource Wasser tänzerisch entwickelte.
Akustisch kombiniert wurde der Auftritt mit Fragmenten aus Händels „Wassermusik“ und Bachs „Air“, auch vertonte Texte von Rainer Maria Rilke und Hermann Hesse wurden rezipiert. Absoluter Hochgenuss für das Publikum war die Arie „Casta Diva“ aus der Oper „Norma“ von Vincenzo Bellini, gesungen von Maria Callas. Das berühmte Gebet an die Mondgöttin der Oberpriesterin Norma, die ihr Keuschheitsgelübde gebrochen und zwei Kinder mit dem Prokonsul gezeugt hat, steigert in der Paraderolle der prominenten Sopranistin und ihren unübertrefflichen Koloraturen die Ästhetik der Gütersloher Aufführung.
Hsuan Cheng Floth, die inzwischen ihre Position vor der Leinwand mit dem Standpunkt hinter dem von hinten angestrahlten weißen Gewebe eingetauscht hat, offeriert nun dem ausführenden Künstler figürliche Schattenrisse, die dieser umgehend in seine agilen Ausführungen hineinkopiert. Farbliche Akzente setzt Schulte mit roten und blauen Acrylfarben und Kreiden, die er mit rapidem Pinselstrich oder feuchtem Schwamm aufträgt und die Silhouette der Tänzerin vielfältig in Szene setzt.
Sein genreübergreifendes Oeuvre in der Dimension von fünf Quadratmetern wird demnächst an einem öffentlichen Ort ausgestellt. „Das Bild ist eine Leihgabe an die Stadt Gütersloh, befristet auf ein Jahr“, freut sich Tom Schulte, der bereits einen potentiellen Käufer gewonnen hat. Lena Jeckel, Leiterin des Fachbereichs Kultur bei der Stadt Gütersloh, resümiert die Aktion: „Gemeinsam mit unseren Projekt-Partnern in dieser Zeit die Ressource Wasser zum Thema am letzten ‚Roten Teppich‘ in diesem Jahr machen zu können, halte ich für eine wichtige künstlerische Intervention im städtischen Raum.“