Neuausrichtung eines Traditionsvereins

Bielefeld/Ostwestfalen-Lippe. Volles Haus zur Auftaktveranstaltung des Jubiläumsjahrs des Vereins Deutscher Ingenieure, Bezirksverein Ostwestfalen-Lippe (VDI OWL): Rund 180 Mitglieder und Gäste fanden sich jetzt in der „WissensWerkStadt Bielefeld“ ein. Mit dem Jubiläum richtet sich der Ingenieursverein neu aus: Künftige Zielrichtung ist das interdisziplinäre Zusammenwirken an technischen Entwicklungen im Dienst der Menschheit, im Sinne der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (UN). Deshalb war unter den Gästen eine FridaysForFuture-Gruppe. Unkonventionelle Denkansätze lieferte auch Humor-Expertin Eva Ullmann.

Im Dialog mit der nächsten Generation: Rune McCallum (19 Jahre), Laura Frank (17), David Nalimov (14) und Simon Erichsen (17) (v.l.) von der Bielefelder FridaysForFuture-Bewegung forderten auch die Mitglieder des VDI OWL wie Fabian Schoden (2.v.r.) und Karsten Ollesch (r.) und zum Handeln auf. Foto: Katrin Biller / VDI OWL

Im Dialog mit der nächsten Generation: Rune McCallum (19 Jahre), Laura Frank (17), David Nalimov (14) und Simon Erichsen (17) (v.l.) von der Bielefelder FridaysForFuture-Bewegung forderten auch die Mitglieder des VDI OWL wie Fabian Schoden (2.v.r.) und Karsten Ollesch (r.) und zum Handeln auf. Foto: Katrin Biller / VDI OWL

1856 entstand der Bundesverein, am 14. März 1894 wurde der VDI in der Region aus der Taufe gehoben. Eineinviertel Jahrhundert Ingenieursgeschichte in OWL werden im Laufe dieses Jahres mit verschiedenen Aktionen, mit Mitgliedern und der Öffentlichkeit gefeiert. Zur ersten Jubiläumsveranstaltung 2019 begrüßte Prof. Rainer Barnekow, Vorsitzender des VDI OWL, das Publikum in der ehemaligen Stadtbibliothek an der Wilhelmstraße, die bis 2022 zur WissensWerkStadt umgebaut wird. Glückwünsche zum 125-jährigen Bestehen übermittelte Ralf Appel, Direktor des VDI e.V. Er betonte: „Deutschland ist ein rohstoffarmes Land. Unsere Rohstoffe sind Ingenieure und Naturwissenschaftler – sie setzen sich mit den Chancen und Risiken von Technik und Innovationen auseinander.“ Der VDI bringe sich vermehrt ein in den Diskurs über Technik, entwickele sich hin zu einer Denkfabrik.

Der Bezirksverein OWL ist mit rund 3.500 Mitgliedern – Ingenieurinnen und Ingenieure, Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler in Wirtschaft, Gesellschaft und Hochschulen – Vorreiter. Mit Projekten wie der 2018 gestarteten Reihe „Zirkuläre Wertschöpfung“ („Circular Economy“) zur Nutzung von Roh- und Wertstoffen in lebenslangen Kreisläufen werden Zeichen und Trends gesetzt. 2020 wird das Thema bundesweit zum VDI-Schwerpunkt. „Wir können das machen!“ heißt der neue Leitsatz des VDI OWL, der sich fortan gemäß der UN-Ziele mit seinen Kompetenzen für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen will. Die Unabhängigkeit des Vereins erlaube Experimentieren und Scheitern, so Vorstandsmitglied Karsten Ollesch. „Jeder Ingenieur kann mit seiner Arbeit die Welt ein wenig besser machen“, erklärte Vorstandsmitglied Fabian Schoden, „wir gestalten derzeit die Zukunft der nächsten Generation.“ Mit dieser wolle man künftig noch stärker in den Dialog treten.

Ingenieurinnen und Ingenieure gefordert

Als Vertreter dieser jungen Generation war eine vierköpfige Abordnung der „FridaysForFuture“-Klimaschutz-Bewegung eingeladen. „Die Zeichen des Klimawandels werden immer deutlicher, es ist kurz nach 12“, sagte der 17-jährige Simon Erichsen, Mitgründer der Bielefelder Gruppe, „es ist an der Zeit für Politik und Wissenschaft, auch für Ingenieurinnen und Ingenieure, etwas zu ändern!“ Nach dem deutschlandweiten Start mit gerade 30 Schülerinnen und Schülern im Januar seien es jetzt über 300.000 junge Menschen, die für konsequenten Klimaschutz demonstrierten, „ein Riesenerfolg“, so der Schüler am Oberstufen-Kolleg.

Wie ernste Themen, Problemstellungen und Herausforderungen in der Arbeitswelt mit Humor zu meistern sind, zeigte die Leipziger Humor-Expertin Eva Ullmann als Workshop-Leiterin und Gastrednerin auf. Sie plädierte für eine humorvolle und flexible Kommunikation als Schlüssel für konstruktives Arbeiten – in der Welt der Ingenieur- und Naturwissenschaften genauso wie in anderen (Arbeits-)Bereichen. Ullmann, Gründerin und Leiterin des Deutschen Instituts für Humor in Leipzig, bot dem Publikum einen Schnellkurs in Ironie, Satire und Übertreibung, Wortspiel und Wortwitz. Humor helfe in Stresssituationen oder bei unfairer Kritik, sorge für Irritation, volle Aufmerksamkeit und Lernvertiefung. „Wenn das die Lösung ist, hätte ich gerne mein Problem zurück“, so einer ihrer provokanten Aussprüche vor dem Auditorium. In diesem Sinne, so Rainer Barnekow, wolle man das Jubiläumsjahr auch mit einer Prise Humor angehen. Weitere Informationen unter www.vdi.de/owl 

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