Das Mittelalter lässt grüßen: Der Blasheimer Markt wird 450

Vier Tage pures Kirmesvergnügen vom 5. bis 8. September

Lübbecke. Der Countdown läuft: Noch 14 Tage, dann feiert das traditionsreichste Familien-Volksfest der Region sein 450. Jubiläum. Nervenkitzel pur in rasanten Fahrgeschäften, ein Höhenfeuerwerk zum Auftakt, familienfreundliche Atmosphäre und Partystimmung satt in drei Festzelten – das sind die Zutaten, aus denen in Lübbecke vier bunte Markttage für rund 300.000 Besucher gemacht werden.

Feuerwerk Foto:

Feuerwerk Foto: Stadt Lübecke

Dazu wird im Jubiläumsjahr hoher Besuch aus der Bundespolitik erwartet. Der Beleg dafür, dass man hierzulande weiß, wie man es im doppelten Wortsinn richtig krachen lässt, wird direkt zum Auftakt geliefert: Salutschüsse aus den Böllerkanonen des Bürgerschützen-Bataillons werden am Donnerstagnachmittag um Punkt 16 Uhr bis weit in den Altkreis unüberhörbar verkünden, dass Lübbeckes „Fünfte Jahreszeit“ offiziell begonnen hat. Und später am Abend wird das traditionelle Höhenfeuerwerk den Himmel über dem Festgelände farbenfroh erleuchten. Im Jahr, in dem sich vieles um die große Vergangenheit des Marktes drehen wird, ist die  Eröffnungsveranstaltung ganz auf seine Zukunft ausgerichtet: Im Mittelpunkt stehen die kleinsten Besucher des großen Festes, für die ein buntes Programm mit Musik, Tanz und Theater auf die Beine gestellt wurde. Beginn der Veranstaltung ist um 15 Uhr im Festzelt Borchard, und am Ende wird niemand mit leeren Händen gehen: Mitglieder des Martausschusses, gewandet in mittelalterliche Kostüme, werden 450 Überraschungstüten und 450 Jubiläums-Lebkuchenherzen verteilen. Am Freitagmittag erwartet die Stadt Lübbecke bis zu 500 Gäste zum feierlichen Empfang im Festzelt „Meiers Deele“. Als Festredner gibt sich der ehemalige Vizekanzler und Außenminister Sigmar Gabriel die Ehre, moderiert wird die Veranstaltung vom bekannten ostwestfälischen Kabarettisten Harald Meves.

Auch im Jubiläumsjahr werden wieder rund 300 Schausteller aus den verschiedensten Branchen vertreten sein. Wie immer können sich die Besucher auf spektakuläre Fahrgeschäft-Highlights freuen. Ein flottes Tänzchen mit den Newtonschen Gesetzen verspricht etwa die Neuheit „Ghost Rider“. Thematisiert nach dem gleichnamigen Marvel-Film und mit besonderem Blick auf Umweltverträglichkeit konstruiert, lässt das spektakuläre Rundfahrgeschäft mit sich um die eigene Achse drehenden Gondeln die am Ende kopfüber hängenden Fahrgäste ein Gefühl des Schwebens erleben. Zusätzlichen Kick beim Fahrerlebnis versprechen Feuer-, Nebel- und LED-Lichteffekte. Bekannt, beliebt und ebenfalls eher nichts für Zartbesaitete ist die große Schaukel „Artistico“, die zuletzt 2017 zu Gast war. In ihr erleben die Fahrgäste den „irren Kick mit Aus(sen)blick“: Aus fast 50 Metern Höhe von 0 auf 100 in 3 Sekunden, was einer Beschleunigung des fast Fünffachen der Erdanziehungskraft entspricht – für einen gesunden Menschen unbedenklich, aber trotzdem eine Erfahrung, für die schon eine kleine Portion Mut sowie ein stabiler Magen mitzubringen sind.

Blasheimer Markt, Foto:

Blasheimer Markt, Foto: Stadt Lübecke

Die Fahrt der 424 Meter langen und über 15 Meter hohen Achterbahn „Spinning Racer“ wiederum kann aufgrund der Gondeldrehung zwar etwas ruppig sein, bleibt jedoch ebenso familientauglich wie die mit viel Detailliebe gestaltete „Geister Villa“. Europas größter und höchster Fliegender Teppich „1001 Nacht“ verspricht märchenhafte Ausblicke aus einer Flughöhe von 27 Metern und ist als eines von wenigen Hochfahrgeschäften auch behindertenfreundlich. Das Fünf-Etagen-Funhouse „Fuzzy’s Lachsaloon“ mit Freifallturm und Riesenrutsche besteht aus 30 Spiel-Stationen, die Spaß für Groß und Klein bieten. Im Wahrzeichen des Blasheimer Marktes, dem Riesenrad der Schaustellerfamilie Wilhelm, bieten sich bei gemäßigtem Tempo die zeitlos schönen Panoramablicke weit in das Lübbecker Land. Traditionsfahrgeschäfte wie der „Break Dancer“, der „Musikexpress“, die Autoscooter „Formel 1“ und „Top In“, das Kettenkarussell „Wellenflug“ oder der Schmetterling „Disco-Swing“ sowie viele Kinderangebote runden das Programm ab.

Ein Dutzend Ausschank- und rund 50 Verzehrstände sorgen für reichlich Abwechslung auf den Gaumen der Besucher. Dazu kommen mehr als 100 Verkaufsstände aller Art, Schau- und Belustigungsgeschäfte sowie Losbuden. In der großen Gewerbeschau präsentieren sich 53 Aussteller auf 2.500 Quadratmetern Zeltfläche. In den drei großen Festzelten „Borchard“, „Meiers Deele“ und „Rose“ werden zudem wieder an allen vier Markttagen bekannte Partybands für Stimmung sorgen. Den Auftakt besorgt am Donnerstagabend der Ballermann-Entertainer Lorenz Büffel („Johnny Däpp“) bei „Meiers Deele“. Mit der offiziell 450. Auflage ist der Blasheimer Markt ein echtes historisches Schwergewicht unter den deutschen Volksfesten. Sein Termin am ersten Septemberwochenende orientiert sich am katholischen Feiertag Mariä Geburt (8. September), weil die Kirmes in ihrem Ursprung auf auf das Kirchweihfest der 1514 fertiggestellten Blasheimer Marienkirche zurückgeht. Nach Recherchen des Stadtarchivs dürfte der Markt tatsächlich erheblich älter sein als 450 Jahre.

Zur Einordnung: Das größte Volksfest der Welt, die Münchener „Wiesn“, wird in diesem Jahr in 189. Auflage 210 Jahre alt, der „Cannstatter Wasen“ in Stuttgart durfte letztes Jahr sein 200. Jubiläum feiern. Für sich genommen sind das stolze Zahlen, aber im Vergleich zum „BlaMa“, eben doch, mit Verlaub, eher schlapp. Und wer sich nicht so sehr für die Historie interessiert, findet einen ganz praktischen Vorzug des Blasheimer Marktes gegenüber den süddeutschen Großkirmes-Veranstaltungen in den Verzehrgewohnheiten: In Lübbecke kann man zwar sein Bier aus gläsernen Eimern trinken, man muss aber nicht. Man bestellt einfach öfter – und dann schmeckt es tatsächlich auch.

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