Bürgerstiftung Gütersloh feiert ihr 25-jähriges Bestehen

Bundespräsident Steinmeier: „Ein Leitstern, der viele inspiriert hat“.

Gütersloh. „Von Gütersloh ging ein Signal aus. Der Leitstern dieser Gründung hat viele inspiriert und ihnen den Weg gewiesen. Wir haben heute allen Grund zu feiern. Wir feiern gemeinsam, und jede und jeden Einzelnen, der in den letzten 25 Jahren zum Erfolg dieser Stiftung beigetragen hat. Wir könnten hier sehr viele Namen aufrufen, aber ich weiß, dass Sie sich als ein Wir verstehen und der Verdienst ein gemeinsamer ist. Sie tun Ihrer Stadt und damit zugleich unserem Land gut.“
Gratulation zum 25-jährigen Bestehen der ersten Bürgerstiftung des Landes: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (m.) gratuliert Von links nach rechts Brigitte Büscher Vorstandssprecherin und Dr. Ernst Wolf Kuratoriumsvorsitzender der Bürgerstiftung Gütersloh.

Gratulation zum 25-jährigen Bestehen der ersten Bürgerstiftung des Landes: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (m.) gratuliert Von links nach rechts Brigitte Büscher Vorstandssprecherin und Dr. Ernst Wolf Kuratoriumsvorsitzender der Bürgerstiftung Gütersloh.

Besser als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Laudatio hätte man das Engagement und die Zielsetzung der Bürgerstiftung Gütersloh nicht auf den Punkt bringen können. In einem – trotz coronabedingter Einschränkungen – rundum gelungenen Festakt, unter Wahrung aller notwendigen Sicherheits- und Abstandsregeln, hat die Bürgerstiftung Gütersloh im Theater der Stadt ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert. Dem Staatsoberhaupt war es wichtig, der ersten Bürgerstiftung im Land persönlich zu gratulieren. Gut gelaunt kam er in Begleitung von NRW-Staatssekretärin Andrea Milz ins Theater, wo er von der Vorstandssprecherin der Bürgerstiftung, Brigitte Büscher, und dem Kuratoriumsvorsitzenden Dr. Ernst Wolf herzlich begrüßt wurde.

„In dieser aufgewühlten Zeit ist die Stiftung ein leuchtendes, ein inspirierendes Vorbild. Denn im Kern stand und stehen Eigenverantwortung, Vernunft, Mitmenschlichkeit und Solidarität“, würdigte Steinmeier als Ehrengast. Zivilgesellschaftliche Selbstorganisation, wie die Bürgerstiftung sie lebe, habe ein ungeheures Potenzial, sei fester Bestandteil des Fundaments unseres modernen demokratischen Staats. Denn: „Demokratie bedeutet auch, Verantwortung füreinander zu tragen. Verantwortung für das Gelingen des Miteinanders zu übernehmen“, betonte der Bundespräsident. „Und Sie, meine Damen und Herren, haben einen erheblichen Anteil an diesem Gelingen.“ Die Bürgerstiftung stehe für Zuversicht. Eine Haltung, die sie selbst in düsteren Pandemie-Zeiten ausstrahle.

Da passte es gut, dass die große 25 in ihrem hoffnungsvollem, Zuversicht symbolisierendem Grün als Bühnenblickfang fungierte. Waren die Gäste schon im Vorfeld mit einer unterhaltsamen Diashow, die sowohl entscheidende als auch emotionale Momentaufnahmen aus 25 Jahren Bürgerstiftung bündelte, auf den Festakt eingestimmt worden, so führte Brigitte Büscher in charmanter Weise per Talk in die Tiefe. An ihrer Seite: zwei Männer der ersten Stunde: Die Gründerväter Prof. Dr. Mark Wössner, erster Kuratoriumsvorsitzender, und der frühere, langjährige Geschäftsführer Michael Jacobi. Der eigens aus München angereiste Wössner erinnerte sich, wie Reinhard Mohn nach dem Vorbild der amerikanischen Community Foundations die Initialzündung zur Gründung der Bürgerstiftung gegeben habe. „Wir sind mit einer Millionen Euro angefangen, heute sind es zwölf.“ Sein Appell (nicht nur an die im Publikum sitzenden Gütersloher Unternehmer): „Fühlt euch alle als unsere Nachfolger. Haltet die Bürgerstiftung am Leben – mit Zeit, Geld und Ideen.“ Und Michael Jacobi gab als Perspektive zur Weiterentwicklung vor, mit Blick auf den demographischen und gesellschaftlichen Wandel den Schwerpunkt auf Projekte zu legen, die sich gezielt an den lokalen Bedürfnissen der Menschen orientieren. Das sichere den Machern Akzeptanz und Unterstützung.

Zwei Faktoren, die sich auch der diesjährige Träger des Preises der Bürgerstiftung auf die Fahne oder besser gesagt auf die Schürze schreiben kann. Denn die mit 5000 Euro dotierte Ehrung ging an das zehnköpfige Organisationsteam der Gütersloher Vesperkirche, der ersten in NRW, die seit 2018 nach dem Motto „Von Gütersloher Bürgern für Gütersloher Bürger“ agiert. Unter dem Dach der Martin-Luther-Kirche findet alljährlich über zwei Wochen hinweg ein überkonfessionelles Miteinander von Alt und Jung, Arm und Reich, Alteingesessenen und Neubürgern bei einem kostenlosen Mittagessen statt. Ein offener Ort für die gesamte Stadtgesellschaft. Kuratoriumsvorsitzender Dr. Ernst Wolf würdigte den vorbildlichen Einsatz des Teams, das das alles ermöglicht,  und überreichte – stellvertretend für alle – an Dr. Nils Wigginghaus und Dörte Sonnabend die Urkunde.

Immer für eine Überraschung gut, hatte die Bürgerstiftung selbstverständlich noch ein Abschiedsgeschenk für ihren Ehrengast parat: Dem Bundespräsidenten wurde eine Winterlinde – passenderweise auch Steinlinde genannt – geschenkt, die kürzlich beim Pflanzfest im BürgerWald in die Erde gekommen ist. Büscher und Wolf versprachen, sie zu hegen und zu pflegen, damit sie Wurzeln schlage und gut gedeihe.

Umrahmt von den groovigen Arrangements klassischer und moderner Kompositionen, die das Saxophonquartett Blattwerk bot, klang ein für die Bürgerstiftung Gütersloh wichtiger und motivierender Abend aus. Er war Anerkennung und Ansporn zugleich.