Wiedereröffnung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals

Bustickets für Eröffnungsfest werden verlost – Zufahrt am 7. und 8. Juli gesperrt

Porta Westfalica. Am 8. Juli wird der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Porta Westfalica (Kreis Minden-Lübbecke) wiedereröffnen. Nach einem Festakt mit geladenen Gästen wird das Denkmal an diesem Sonntag im Juli mit einem Fest ab 13.30 Uhr eröffnet. Da der Zugang am Eröffnungstag aus Sicherheitsgründen begrenzt ist, verlost der LWL zusammen mit dem Mindener Tageblatt kostenlose Bustickets für den 8. Juli auf der Internetseite http://www.kaiser-wilhelm-eroeffnung.lwl.org.

Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Foto: WLV, Münster

Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Foto: WLV, Münster

Die Zufahrt zum Denkmal in Porta Westfalica (Kaiserstraße) ist am 7. und 8. Juli den ganzen Tag gesperrt. Die Verkehrsbetriebe MKB bringen am 8. Juli Besucher mit Tickets (http://www.kaiser-wilhelm-eroeffnung.lwl.org) kostenlos mit Bussen von den Parkplätzen Kanzlers Weide in Minden (zu Fuß vom Mindener Bahnhof erreichbar) oder Gewerbegebiet Flurweg (Porta-Markt) in Porta Westfalica zum Denkmal und zurück.

„Wir freuen uns, wenn die Menschen mit uns feiern. Allerdings müssen wir an diesem Sonntag den Zustrom von Besucherinnen und Besuchern auf 3.500 begrenzen. Ab Montag, 9. Juli, ist die Zufahrt für jeden wieder frei“, so LWL-Direktor Matthias Löb.

Neben der Besichtigung des neuen Besucherzentrums im Ringsockel des Denkmals bietet der LWL am 8. Juli zusammen mit dem Betreiber des neuen Restaurants „Wilhelm 1896“ ein umfangreiches Rahmenprogramm. Neben Speisen und Getränken gibt es Informationen rund um das Denkmal und die Region, ein Kinderprogramm wird sich um „den Kaiser“ drehen.

Durch die Wiedereröffnung solle das Denkmal mit dem LWL-Besucherzentrum auch neu-interpretiert werden. „Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal bleibt ein weit sichtbarer Blickfang. Gleichzeitig wollen wir aber hier oben den Blick auf die ganze Geschichte dieses Ortes weiten: von den Römern in Germanien über Preußens Pathos bis zum Elend der Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkrieges in den Stollen direkt unter dem Monument“, so Löb weiter. Auch die Naturgeschichte und die Geschichte der Orte rund um das Denkmal würden thematisiert.

Hintergrund
Der LWL als Eigentümer hatte 2015 beschlossen, mit der notwendigen Sanierung das Denkmal durch ein Besucherzentrum und ein Restaurant aufzuwerten. Der jetzt realisierte Wettbewerbsentwurf stammt vom Architekten Peter Bastian aus Münster. Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal ist Bestandteil der „Straße der Monumente“ (sieben Denkmäler in Deutschland, darunter das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig). Ab Juli warten an der Porta Westfalica das LWL-Besucherzentrum und das neue Restaurant in der Ringterrasse („Wilhelm 1896“) auf geschätzt über 150.000 Besucher pro Jahr.

Seit dem Start der Wiederherstellung vor 17 Monaten ist die rund 25.000 Kubikmeter große Baugrube mit 270 Kleinbohrpfählen für die Standsicherheit des Gebäudes bestückt worden.
Als die Ringterrassen beim Bau des Denkmals Ende des 19. Jahrhunderts aufgeschüttet wurden, traten bereits kurz nach der Eröffnung 1896 Probleme an der Ringmauer auf. Das führte auch bei der Sprengung des Einganges zum sogenannten Denkmalstollen 1946 durch die Briten zu einem Bruch der Böschung. Nun ist dort – bis zu 30 Meter Tiefe gegründet – der wiederhergestellte Ringsockel aus Obernkirchner Sandstein zu sehen. Insgesamt wurden für diese Pfahlgründung über 3.800 Tonnen Zement verarbeitet.

Das ursprüngliche Bauwerk
Das Denkmal wurde 1892 bis 1896 nach einem Entwurf des Berliner Architekten Bruno Schmitz (1858-1916) erbaut. Erste Planungen zur Würdigung des Reichsgründers und ersten deutschen Kaisers durch ein monumentales Denkmal begannen gleich nach dem Tod Wilhelms I. im Jahr 1888. Schon 1889 hatte die Provinzial-Regierung für Westfalen in Münster den Beschluss zur Errichtung eines zentralen Kaiser-Wilhelm-Denkmals an der Porta Westfalica gefasst. Im Februar 1890 wurde ein Wettbewerb ausgelobt.

Aus den 58 eingereichten Entwürfen wurde der von Schmitz 1890 mit dem ersten Preis prämiert. Aus Kostengründen musste der Entwurf aber noch verändert werden. Den Entwurf für das Kaiserstandbild lieferte der Bildhauer Caspar von Zumbusch (1830-1915). Auf Zweidrittel der Höhe des zur Weser steil abfallenden Wittekindberges wurde eine von hohen Stützmauern getragene Ringterrasse errichtet. Von dort führt eine doppelläufige Treppe auf eine Plattform auf der sich der Baldachin mit dem Standbild befindet.
Die Kuppel des zweithöchsten deutschen Denkmals wird von sechs Strebepfeilern getragen. Kuppel und Pfeiler schließen jeweils mit einer Kaiserkrone ab. Der mit grob behauenen Porta-Sandsteinen verblendete Baukörper ist im sogenannten Zyklopenstil des Spätwilhelminismus errichtet. Zeitweilig waren über 100 Arbeiter auf der Baustelle beschäftigt. Das auf Fernsicht angelegte, 88 Meter hohe Bauwerk hebt sich deutlich von der umgebenden Landschaftskulisse ab.

Die Einweihung des Denkmals 1896
Die Einweihung war am 18. Oktober 1896, dem Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig (18. Oktober 1813) und auch der Geburtstag von Kaiser Friedrich III. (18. Oktober 1831). Kaiser Wilhelm II. und seine Frau, Kaiserin Auguste Viktoria, nebst Generalstab, Flügeladjutanten, Hofdamen und Kammerherren reisten mit der Bahn an. Ein Sonderzug brachte sie nach Minden, mit der Kutsche ging es weiter zur Porta Westfalica.
Auf der Ringterrasse des Denkmals schritt der Regent die angetretene Militär-Formation ab, begrüßte die Repräsentanten der Provinz Westfalen und hielt seine Einweihungsrede. Versammelt waren dort auch Bürgerkompagnien, Vereine, Schulen und Beschäftigte von Unternehmen. Nachdem der Kaiser seine Einweihungsrede gehalten hatte, folgte ein Festmahl mit Musik-Programm. An dem „Festessen zur Feier der Einweihung des Kaiser Wilhelm-Provinzial-Denkmals“ mit 370 geladenen Gästen im neu erbauten großen Saal des Hotels Kaiserhof am Fuße des Denkmals nahm das Kaiserpaar mit seinem Gefolge jedoch nicht mehr teil.

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