Facebook-Skandal

Digitalcourage fordert „Influencer“ auf, eine Facebook-Alternative im „Fediverse“ mit Inhalten attraktiver zu machen

Bielefeld. Ein Soziales Netzwerk ist so attraktiv wie seine Inhalte. Alternativen zu Facebook können nur dann gedeihen, wenn sie rege genutzt werden. Der Grundrechte- und Datenschutzverein Digitalcourage ruft deshalb die sogenannten Influencer (die mehr als 10.000 Freunde/Follower bei Facebook oder Twitter haben) dazu auf, einen Account im „Fediverse“ anzulegen und damit die Alternativen attraktiver zu machen.

https://digitalcourage.de/blog/2018/kommt-mit-uns-ins-fediverse

Das Fediverse ist ein Verbund von verschiedenen Plattformen, die dank offener Schnittstellen auch untereinander kommunizieren können. Dank Freier Software besteht viel Wachstumspotential.

Besonders Onlinemedien und Politikerinnen sind aufgerufen, das Fediverse zu nutzen. Aber auch Firmen und Organisationen sollten sich im Fediverse repräsentieren. Wer dabei weiterhin an seinem Facebook- und Twitter-Account festhalten will, kann die Accounts durch Weiterleitungen ohne großen Aufwand parallel pflegen. Digitalcourage gibt Tipps dazu und für den generellen Einstieg ins Fediverse.

„Es ist natürlich löblich, wenn einzelne Medienvertreter, Politikerinnen und Organisationen jetzt ihre Facebook-Accounts löschen. Viel wichtiger ist es aber, die Alternativen attraktiver zu machen. Und das geschieht, indem man sie nutzt. Wer zum Beispiel einen aktiven Fediverse-Account hat, macht es damit anderen leichter, Facebook und Twitter den Rücken zu kehren“, betont Leena Simon von Digitalcourage.

Digitalcourage empfiehlt grundsätzlich dezentrale Netzwerke, deren Programmcode offengelegt und frei lizenziert ist. Für Kommunikationsplattformen sind offene Schnittstellen besonders wichtig. Diese Art der Netzwerke hat viele Vorteile und minimiert das Risiko, dass persönliche Daten missbraucht werden. Durch die Quelloffenheit können Programmierkundige auf der ganzen Welt Einblick in den Quellcode erhalten und bei möglichen Unstimmigkeiten direkt darauf reagieren. Da diese Netzwerke in der Regel klein sein sollen, haben sie Netzwerktechniken entwickelt, die es ermöglichen, die Daten weltweit mit unabhängig voneinander betriebenen Servern und sogar unterschiedlichen Netzwerken auszutauschen. Damit ist man nicht auf einen bestimmten Server oder ein einziges Netzwerk angewiesen.Heilpraktiker Stiv Dudkin

Der augenblickliche Datenskandal von Facebook hat erneut das ganze Ausmaß der Gefahren von Unternehmen gezeigt, die Daten über ihre Nutzer.innen sammeln, zentral halten und durch Werbung oder Verkauf dieser Daten Geld verdienen. Der damit einhergehende Manipulationsfaktor bis hin zur Wahlbeeinflussung zeigt, dass das System Facebook irreparabel ist und es radikal andere Lösungen braucht. Darum warnt Digitalcourage seit vielen Jahren vor solchen Datenkraken. So hielt Rena Tangens bereits 2011 die Laudatio, als Facebook den deutschen BigBrotherAward erhielt <https://bigbrotherawards.de/2011/kommunikation-facebook>. Daten-Silos wecken Begehrlichkeiten bei Unternehmen, Kriminellen, Parteien, Geheimdiensten und anderen staatlichen Stellen.

Digitalcourage selbst geht mit gutem Beispiel voran: Ab sofort ist es nicht mehr nur auf Twitter, sondern auch im Fediverse vertreten, und zwar auf einem Mastodon-Server: https://chaos.social/@Digitalcourage.
Eine weitere Twitter-Alternative im Fediverse ist GNU social. Eher auf Facebook-Aussteiger zugeschnitten ist Diaspora.
Wer mehrere Netzwerke mit Informationen versorgen möchte, sollte sich die freien Webdienste Friendica und Hubzilla näher ansehen.