Einzelhandelsmieten in Ostwestfalen sinken auf breiter Front

OWL. „Im Einzelhandel der ostwestfälischen Städte und Gemeinden sind die Mietpreise seit unserer letzten Erhebung gefallen. Einzig in den 1a-Lagen der Städte Paderborn, Minden und Bad Oeynhausen konnten die Einzelhandelsmieten gegenüber 2015 leicht zulegen“, formuliert Harald Grefe, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK), eine Kernaussage des IHK-Mietpreisatlas 2020, der am 26. August 2020 in einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Analysieren die Mietpreissituation in Ostwestfalen: IHK-Vollversammlungsmitglied Heike Winter, IHK-Referent Dr. Gerald Staacke, stv. IHK-Hauptgeschäftsführer Harald Grefe und IHK-Vollversammlungsmitglied Michael Fredebeul (v.l.), Foto: IHK

Analysieren die Mietpreissituation in Ostwestfalen: IHK-Vollversammlungsmitglied Heike Winter, IHK-Referent Dr. Gerald Staacke, stv. IHK-Hauptgeschäftsführer Harald Grefe und IHK-Vollversammlungsmitglied Michael Fredebeul (v.l.), Foto: IHK

Die vorgestellte Studie wurde Ende Dezember 2019 bis Mai 2020 erhoben, vor dem Einsetzen der Corona-Krise und dem damit verbundenen Lock-Down. „Eine differenzierte Aussage zu den Corona-Folgen wird frühestens im kommenden Jahr möglich sein, da Mieten zeitverzögert auf Wirtschaftskrisen reagieren. Es ist aber davon auszugehen, dass die Coronakrise Entwicklungen, die im stationären Einzelhandel bereits durch Digitalisierung und den Onlinehandel ausgelöst wurden, verstärkt und beschleunigt“, erläutert Grefe.

Mit der siebten Auflage des seit 1990 herausgegebenen IHK-Mietpreisatlanten für Ostwestfalen folgt die IHK der großen Nachfrage aus allen Bereichen der Wirtschaft sowie der öffentlichen Institutionen. „Der Atlas soll allen, die Firmen gründen, Unternehmen führen, Gutachten erstellen, Immobilien besitzen oder mieten sowie öffentlichen Stellen Auskünfte beziehungsweise Vergleiche der gewerblichen Mieten ermöglichen. Auf diese Weise wird der Markt für alle Akteure transparenter“, erläutert Grefe und ergänzt: „Er gibt
Orientierung für gewerbliche Mieten in allen 54 Kommunen in Ostwestfalen für die Geschäftslagen des Einzelhandels, Büros sowie Lager- und Produktionsflächen. Außerdem werden in einem separaten Kapitel rechtliche Aspekte zum Mieten und Vermieten erörtert.“

Anders als die Einzelhandelsmieten sind die Mieten für Büros sowie Lager- und Produktionsräume laut der IHK-Studie in den vergangenen Jahren gestiegen. Sinkende Leerstände stießen auf eine höhere Nachfrage, die in einzelnen Teilräumen, wie in den Oberzentren Bielefeld und Paderborn, nicht mehr gedeckt werden könne. „Auch sehen wir durch die Sanierungen der vergangenen zehn Jahre eine gestiegene Ausstattung der Gebäude sowie deren energetischen Standard, der sich in höheren Marktmieten niederschlägt. Insbesondere in der Bielefelder Innenstadt sind Mieten von über zehn Euro pro Quadratmeter für Büros mittlerweile die Regel“, berichtet IHK-Vollversammlungsmitglied Michael Fredebeul.

„Wir befürchten für die Läden des Einzelhandels größere Leerstände, und zwar nicht nur im ländlichen Bereich, sondern auch in den Städten außerhalb der absoluten TOP-Lagen“, führt Fredebeul zu den Auswirkungen der Corona-Krise aus. Heike Winter, IHK-Vollversammlungsmitglied, ergänzt: „Weitere Probleme wird es bei der Vermietung von Büroräumen geben. Aufgrund der zahlreich in Anspruch genommenen Tätigkeit im Homeoffice verringert sich die Nachfrage. Nach Ablauf bestehender Mietverträge wird es sicher eine Neuorientierung der Mieter geben, inwieweit die bisher angemieteten Räumlichkeiten in der Größe noch notwendig sind.“ Jedoch zeichnet sich laut Winter auch eine neue Nachfrage nach Büroräumen ab: „Ein zusätzlicher Bedarf an Co-Working-Büroflächen – auch dezentral in den Stadtteilen – könnte eine Folge von Corona und der Umstellung auf Home-Office Strukturen sein.“

Im Zeitraum von Dezember 2019 bis Mai 2020 hat die IHK die gewerblichen Mietpreise in der Region neu erhoben und den Markt analysiert. „Dies ist in Form einer Umfrage geschehen, und zwar in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer OWL, dem DEHOGA OWL, dem Immobilienverband Deutschland – IVD-West – und dem Handelsverband OWL. Mehr als 1.000 Mieter, Vermieter und Eigentümer von Gewerbeimmobilien haben sich daran beteiligt. Zudem flossen Experteninterviews bei Maklern, Sachverständigen, Gutachterausschüssen und Wirtschaftsförderungen mit ein, die den Immobilienmarkt genau beobachten“, erklärte Grefe. Der IHK-Mietpreisatlas für Ostwestfalen 2020 ist ab sofort im Internet unter www.ostwestfalen.ihk.de einsehbar und steht dort auch als Download bereit.

MOW_2020