Ausstellungsprogramm der Kunsthalle im Jahr 2021

Bielefeld. Seit 1968 stand die Skulptur «Der Denker» (1902/03) von Auguste Rodin unbewegt neben dem Eingang der Kunsthalle Bielefeld. Am 23. November 2020 hat die Skulptur erstmals ihren Platz verlassen und ist als Leihgabe in die Fondation Beyeler (Riehen/Basel) gereist. Ihr Sockel steht seitdem leer. Die Kunsthalle Bielefeld nutzt diese Leerstelle bis zur Rückkehr der Bronzefigur im November 2021, um Fragen zu stellen, die rund um das Thema des Sockels in der Kunst kreisen. Geplant sind künstlerische Projekte und Gespräche.

«Wessen Denkmal? Wer steht auf dem Sockel?» Künstlergespräch mit Jeff Wall 17 03 21 / 18 Uhr

Während Rodins Skulptur auf Reisen ist, sind mit «The Thinker» (1986) und «The Giant» (1992) zwei ikonische Werke des kanadischen Künstlers Jeff Wall (*1946, lebt in Vancouver) in der Eingangshalle der Kunsthalle Bielefeld zu sehen. Während in «The Thinker» die sitzende Figur auf einer Art Sockel zu sehen ist, erscheint die Figur in «The Giant» dem Werktitel entsprechend übergroß in ihrer räumlichen Umgebung. Aktuell ist die Frage um das Denkmal brisant. In Abhängigkeit gesellschaftlicher Umbrüche muss stets neu verhandelt werden, was auf dem Sockel steht. Inwiefern können Walls Werke als imaginierte Monumente oder «AntiDenkmäler» gesehen werden?

Das Gespräch zwischen Jeff Wall, Prof. Dr. Steffen Siegel (Folkwang Universität der Künste, Essen) und Christina Végh (Direktorin Kunsthalle Bielefeld) findet in der Kunsthalle Bielefeld statt und wird live gestreamt; der Künstler wird digital aus Vancouver zugeschaltet. Für Anmeldungen – vor Ort oder digital – bitte E-Mail an Matthias Albrecht: albrecht@kunsthalle-bielefeld.de.

«Welcher Sockel? Mit oder ohne? Stein oder Stahl?» Rundgang durch den Skulpturenpark mit Linda Walther 28 04 21 / 18 Uhr

«Sockel-Spiele» Kreativ-Aktion für Kinder, Jugendliche und Erwachsene 02 05 21 / 14-17 Uhr

Neuigkeiten rund um Rodins «Der Denker» und zu dem leeren Sockel finden Sie hier.

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Sommer 2021

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Jacoba van Heemskerck. Kompromisslos modern 19 06 2021 – 05 09 2021

Die Kunsthalle Bielefeld präsentiert als erste Station die in Kooperation mit dem Kunstmuseum Den Haag und den Museen Stade erarbeitete Ausstellung «Jacoba van Heemskerck. Kompromisslos modern». Es ist die erste Einzelausstellung der niederländischen Künstlerin Jacoba van Heemskerck (1876–1923) in Deutschland seit fast vierzig Jahren.

Komposition (Schmetterling), um 1920 Bleiglasfenster mit Glasmalerei Durchmesser 29,2 cm Kunstmuseum Den Haag Foto: Kunstmuseum Den Haag

Komposition (Schmetterling), um 1920
Bleiglasfenster mit Glasmalerei
Foto: Kunstmuseum Den Haag

Jacoba van Heemskerck hat in weniger als zwei Jahrzehnten ein kraftvolles Œuvre geschaffen, das Gemälde, Holzschnitte und Glasarbeiten umfasst. Rhythmische Kompositionen des Bildraums, schwarze Umrisslinien und ein intensiver Farbeinsatz prägen ihre expressiven Landschafts-, Stadt- und Hafenmotive. Nach ihren künstlerischen Anfängen in den Niederlanden, u. a. im Umfeld des Malers Piet Mondrian, gehörte sie von 1913 bis 1923 zur avantgardistischen Bewegung des «Sturm» von Herwarth Walden in Berlin. Der namhafte Galerist und Verleger machte auch Künstler*innen wie Franz Marc, Wassily Kandinsky, Gabriele Münter oder Alexej Jawlensky bekannt.

Durch ihre Hinwendung zur Anthroposophie unterscheidet sich van Heemskerck jedoch von den klassischen Protagonist*innen des Expressionismus. Kunst war für sie nicht nur Ausdruck subjektiver Empfindung, sondern auch ein Weg der Erkenntnis, vor allem über die elementare Wirkung von Licht und Farbe auf die Betrachter*innen. Die Leuchtkraft und zunehmende Transparenz ihrer Werke machen dies deutlich. Van Heemskercks Lebensanschauung und ihr gegen einen Materialismus gerichtetes Verständnis der Natur und des Kosmos machen ihr Werk heute, wo wir unter anderen Vorzeichen wiederum gefordert sind, die komplexen Zusammenhänge in der Welt als Ganzes zu sehen, höchst aktuell.

Glasfensterentwurf no. 25, 1919 Tusche und Aquarell auf Papier Foto: Kunstmuseum Den Haag

Glasfensterentwurf no. 25, 1919
Tusche und Aquarell auf Papier
Foto: Kunstmuseum Den Haag

Nach der Wiederentdeckung van Heemskercks in den Niederlanden in Folge der Ausstellung «Jacoba van Heemskerck. A Rediscovery» im Kunstmuseum Den Haag im Jahr 2005 und ihrer wichtigen Rolle in der Gruppenausstellung «Sturm-Frauen» (2015/16) der Schirn Kunsthalle Frankfurt wird die Künstlerin nun als eine singuläre Position der Moderne auch in Deutschland einem großen Publikum vertiefend vorgestellt. Die Ausstellung beleuchtet van Heemskercks zentrale Rolle im Kunstgeschehen vor genau einhundert Jahren, die bis heute bestehende Relevanz ihres Werkes und das internationale Wirken der Künstlerin zwischen den Niederlanden und Deutschland. Nicht zuletzt rückt die Ausstellung die fast vergessene Künstlerin der Moderne wieder in das öffentliche Bewusstsein.

Die Ausstellung zeigt ca. 60 Werke aus allen Schaffensphasen Jacoba van Heemskercks: Gemälde, Zeichnungen, Holzschnitte, Glasarbeiten und Mosaike. In der Kunsthalle Bielefeld setzt die Ausstellung die Reihe zu Künstlerinnen der Moderne fort, zu der bereits Sonia Delaunay (2008), Sophie Taeuber-Arp (2014) und das Projekt «Einfühlung und Abstraktion. Die Moderne der Frauen» (2015) gehörten. Nach der Präsentation in der Kunsthalle Bielefeld wird die Ausstellung vom 25.9.2021 bis zum 6.2.2022 in den Museen Stade (Kunsthaus) zu sehen sein.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog auf Deutsch und Englisch in getrennten Ausgaben im Hirmer Verlag mit farbigen Abbildungen aller Exponate und bislang unveröffentlichtem historischem Fotomaterial. Aufsätze von: Luisa Pauline Fink, Anne Lorenz, Henrike Mund, Jacqueline van Paaschen, Laura Stamps. Erstmals wird der Text «Die geistige Richtung in der neuen Malerei. Jacoba van Heemskerck» (1917) von Frederik Willem Zeylmans van Emmichoven aus dem Niederländischen ins Deutsche und Englische übersetzt. Der Katalog wird gefördert von der Ernst von Siemens Kunststiftung.

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von S.E. Wepke Kingma, Botschafter des Königreiches der Niederlande in Deutschland. Die Ausstellung in Bielefeld wird gefördert von der Kulturstiftung pro Bielefeld.

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Wir waren im Sturm. Blick in die Sammlung #2 u. a. Heinrich Campendonk, Marc Chagall, Robert und Sonia Delaunay, Paul Klee, August Macke, Gabriele Münter 19 06 2021 – 05 09 2021

Robert Delaunay Rhythme sans fin, 1934 Öl auf Papier, später auf Karton aufgezogen 200 x 99,5 cm Foto: Philipp Ottendörfer

Robert Delaunay
Rhythme sans fin, 1934
Öl auf Papier, später auf Karton aufgezogen
Foto: Philipp Ottendörfer

Mit «Wir waren im Sturm» begleitet zum zweiten Mal ein «Blick in die Sammlung» eine Ausstellung der Kunsthalle Bielefeld. Ausgehend von den Themen der Wechselausstellung «Jacoba van Heemskerck. Kompromisslos modern» wird die Sammlung der Kunsthalle Bielefeld neu präsentiert. Dabei entstehen zuvor nicht gesehene Zusammenstellungen und Nachbarschaften, die neue und überraschende Aspekte der vermeintlich bekannten Kunstwerke zum Vorschein bringen.

Der «Sturm» war einer der wichtigsten Sammelpunkte der Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Nach der Gründung einer Zeitschrift unter diesem Titel im Jahr 1910 in Berlin eröffnete Herwarth Walden (1876–1941) mit seiner zweiten Frau Nell Walden-Roslund (1887–1975) zwei Jahre später eine gleichnamige Galerie. Die propagierten Kunstströmungen waren Expressionismus, Futurismus, Kubismus, später auch Dadaismus und Neue Sachlichkeit. Der «Sturm» bestand bis 1932 und war ein Netzwerk, das international und interdisziplinär agierte und auch die Kunst von Frauen von Anfang an berücksichtigte. «Blick in die Sammlung #2» zeigt Werke von Künstler*innen, die Mitglieder im «Sturm» oder dort ausgestellt waren.

John Miller. Öffentlichkeit / Gegenöffentlichkeit 19 06 2021 – 05 09 2021

John Miller In the Middle, 2016, Video (stills)

John Miller
In the Middle, 2016, Video (stills)

Die Frage nach dem mediatisierten Bild und dessen normativer Wirksamkeit auf die Wahrnehmung von «Welt» oder «Realität» ist zentral für das Werk von John Miller (*1954, lebt in New York und Berlin). Aus dem Umfeld der so genannten «Picture Generation» hervorgehend, mit Weggefährt*innen wie Mike Kelley oder Jim Shaw, umfasst sein post-konzeptueller Ansatz Skulptur, Malerei, Fotografie und Video. Zugleich ist Miller als Musiker und Kunstkritiker tätig, seit 2000 ist er Professor am Barnard College, Columbia University New York.

John Miller In the Middle, 2016, Video (stills)

John Miller
In the Middle, 2016, Video (stills)

Schon in einem seiner frühesten Werke «Contradictory Statements» (1979) zeichnen sich zentrale Aspekte seines Schaffens ab: Die Unabdingbarkeit von Widersprüchlichkeiten, die gesellschaftlich verhandelt werden müssen, wie auch das Bild von Welt und Gesellschaft, welches nur mehr in der medialen oder kommodifizierten Verzerrung überhaupt sichtbar wird. Die aktuell allgegenwärtige Digitalisierung wurde unter dem Einfluss der Pandemie zusätzlich beschleunigt und verändert Formen von Öffentlichkeit rasant. In allen gesellschaftlichen Bereichen machen wir vermehrt die Erfahrung, dass die Bereitschaft, eine von der eigenen Meinung abweichende Haltung wahrzunehmen und in einen Dialog zu treten, abnimmt. Damit sind grundlegende demokratische Prinzipien in Gefahr. Nicht nur beobachtet Miller die Konfliktlinien, die um Widersprüchlichkeiten entstehen, mit Präzision und humorvoller Poesie, sondern er nutzt sie auch als künstlerisches Mittel.

John Miller In the Middle, 2016, Video (stills)

John Miller
In the Middle, 2016, Video (stills)

Neben der historischen Dokumentation des als Performance entwickelten Werks wird die jüngst entstandene Arbeit «Auto Fiction» (2021) präsentiert und ebenso eine Reihe jüngerer Videoarbeiten («Free Association», 2020, «Walking in the City», 2017, «In the Middle», 2016, «Reconstructing a Public Sphere», 2015), die oft die Form einer gängigen Power Point Präsentation nutzen. Indem Miller Bild- und Sprachsequenzen in unterschiedlich mäandrierenden Rhythmen mit oft sich gegenläufig verhaltenden Inhalten aufeinanderprallen lässt, tastet er die Veränderungen der Bedeutung und Form von Öffentlichkeit im urbanen Stadtraum ab.

Themen wie 9/11, die Flüchtlingskrise oder auch der Lockdown werden offenkundig, ebenso persönliche Erfahrungen und Emotionen des Künstlers selbst wie auch die Position der Betrachter*innen werden virulent. Im Vordergrund stehen sich antagonistisch verhaltende Pole: «Right and wrong is a matter of context», so eine Textstelle im Werk «Primary Structures» (2017). Dabei geht es keineswegs um Relativierung, sondern um die unausweichlichen Verstrickungen in Widersprüchlichkeiten, sowohl der Betrachter*innen wie auch des Autors selbst. Die filmischen Arbeiten werden von Werken aus der Reihe der «Social Portraits» und «In the Middle of the Day» (1994 bis heute) ergänzt. Auch diese bildnerischen Arbeiten zeugen von der großen Beobachtungsgabe des Künstlers, mit welcher er die Organisationsformen gemeinschaftlichen Lebens unaufgeregt, aber punktgenau ins Visier nimmt.

John Millers Werk wurde in zahlreichen Einzelausstellungen präsentiert, u. a. «An Elixir of Immortality», Schinkel Pavillon, Berlin (2020), «I Stand, I fall», Institute of Contemporary Art, Miami, Kunsthalle Zürich (2012), «In the Middle of the Day», Musée d’art moderne et contemporain, Genf (2004), «Parallel Economies», Magasin Centre National d’Art Contemporain, Grenoble (1999). Er hat an zahlreichen Gruppenausstellungen teilgenommen, u. a. im New Museum, New York, im CAPC Musée D’Art Contemporain, Bordeaux, im Museo Reina Sofía, Madrid. Sein Werk war 1991 im Rahmen der Whitney Biennale und 2010 auf der Gwangju Biennale zu sehen. 2011 wurde Miller mit dem Wolfgang Hahn Preis am Museum Ludwig, Köln, ausgezeichnet.

Konstantin Grcic ⎮ Jorge Pardo. Das Museum, ein Stuhl, eine Lampe miteinander gegenüber #2 13 03 2021 – 30 05 2021

Die Reihe «miteinander gegenüber» stellt Kunstwerke verschiedener Epochen, Formate, Stile und Inhalte unter einer thematischen Fragestellung einander gegenüber. Im Frühjahr 2021 fällt die Auswahl auf zwei Werke, die mit den Grenzen von Kunst und Design umgehen und damit auch die Frage nach der definierenden Macht ihres Kontextes aufwerfen: ein Stuhl und eine Lampe, die in einem Kunstmuseum präsentiert werden?

Konstantin Grcic Chair_ONE, 2004

Konstantin Grcic
Chair_ONE, 2004

Der Designklassiker «Chair_ONE» von Konstantin Grcic (*1965, lebt in Berlin) befindet sich seit 2016 in der Variante mit Betonfuß und in einer Sonderfarbe in der Sammlung der Kunsthalle Bielefeld. Er wird in einer dazu entworfenen Rahmenkonstruktion gezeigt. Auch Jorge Pardo (*1963, lebt in Merida, Mexiko) arbeitet in seinem künstlerischen Werk mit der Figur der Rahmung. Seine Werke, die in Form von Lampen, Stühlen oder anderen Gegenständen gemeinhin eine Gebrauchsfunktion suggerieren, dringen offensiv in den Bereich von Architektur und Design vor. Pardos Installation «Untitled»(2000) besteht aus einer Reihe skulptural ausformulierter Lampen aus Plexiglas, die den Raum mit farbigem Licht ausfüllen. Die spezifische Betrachtungsweise, die in Kunstraum und Museum praktiziert wird, nutzen Konstantin Grcic als Industriedesigner wie auch Jorge Pardo als bildender Künstler auf unterschiedliche Weise für ihre Arbeiten, die umgekehrt unseren Blick auf die Kunsthalle und ihre Architektur von innen wie außen schärfen.

Konstantin Grcic ist einer der renommiertesten Industriedesigner derzeit. Grcics Entwürfe verbinden industrielle Ästhetik, eine intensive Reflexion von Materialität und Oberfläche mit experimentellen neuen Formen und Techniken; sie sind funktional, aber dennoch teilweise irritierend. Manche seiner Entwürfe, der «chair_ONE» (2004) oder die Leuchte «Mayday» (1999), gelten bereits heute als Klassiker und haben Eingang in wichtige Designsammlungen, etwa des Museum of Modern Art in New York oder der Neuen Sammlung in München, gefunden.

Jorge Pardo ist ein Künstler, der aus der Tradition der Konzeptkunst und Institutionskritik seit den 1990er Jahren Werke schafft, die meist Formen annehmen, die gemeinhin dem Bereich der Architektur und des Design zugesprochen werden. So mündete die Einladung zu einer Ausstellung des MOCA Los Angeles in Entwurf, Bau und Einzug des Künstlers in sein eigenes privates Haus, welches während der Laufzeit der Ausstellung über einen Busshuttle mit dem Museum verbunden war und sich damit als eigentliche Ausstellung und Werk behauptete («4166 Sea View Lane», 1998). Indem Pardo den öffentlichen Museumsraum mit dem privaten Wohnraum kurzschließt, macht er unterschiedliche Paradigmen – unsere Erwartungen und unseren Umgang mit Kunst oder Gebrauchsgegenständen – sichtbar. Der Künstler nutzt die gelebte Welt und ihre Dinge als Leinwand; Klassische Fragen nach Form und Farbe und Komposition im Raum spielen zentrale Rollen.

Jorge Pardo Untitled, 2000 glass, light bulb, fixture, light 21 lamps, each: 35 x ø 30 cm; overall dimensions variable

Jorge Pardo
Untitled, 2000
glass, light bulb, fixture, light
21 lamps, each: 35 x ø 30 cm; overall dimensions variable

Sein Werk wurde u. a. in Einzelausstellungen gewürdigt: Pinacoteca de Estado São Paulo, São Paulo (2019), K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf (2009), Los Angeles County Museum of Art (2008), Museum of Contemporary Art, Miami (2007). Zahlreiche Arbeiten sind zugleich im funktionalen Gebrauch erlebbar: Seit den Skulptur Projekten Münster 1997 ist sein Werk «Pier» auf dem Aasee in Münster zu betreten, für das Restaurant im Paul-Löbe-Haus in Berlin schuf er 2002 eine Rauminstallation aus Kugellampen, im 2018 eröffneten Hotel «Arlatan» in Arles ist jedes Detail, vom Eingangstor bis hin zur Möbeleinrichtung, Licht wie Fußbodengestaltung oder Fitnessraum, vom Künstler entworfen.

Was können ein Stuhl und Lampen im Museum sein? Rahmen und Sockel sind Elemente, die uns in unserer Wahrnehmung der Welt lenken. In welcher Weise spielt diese Beobachtung bei der Entwicklung von Werken oder Entwürfen in Kunst und Design eine Rolle?

Ein Videogespräch zwischen Jorge Pardo und Konstantin Grcic, moderiert von Christina Végh, ist in Planung. Der Termin wird noch bekannt gegeben.

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Herbst/Winter 2021/2022

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«KÖPFE, KÜSSE, KÄMPFE. NICOLE EISENMAN UND DIE MODERNEN» 09 10 2021 – 09 01 2022

Nicole Eisenmans (*1965, lebt in New York) Werk besticht durch seine Faszination für die Conditio humana, Fragen nach zwischenmenschlicher Interaktion und die präzise Beobachtung zivilisatorischer Entfremdungsprozesse. In ihrem zeichnerischen, malerischen und skulpturalen Werk verbindet die Künstlerin Elemente aus popkulturellen Zusammenhängen (politische Satire, Comic) mit tradierten kunsthistorischen Referenzen zu einer neuen Einheit.

Nicole Eisenman Beer Garden, 2012-2017 Radierung 113,03 x 132 cm Courtesy the artist

Nicole Eisenman
Beer Garden, 2012-2017
Radierung
Courtesy the artist

Die Ausstellung «Köpfe, Küsse, Kämpfe» führt Werke aus allen Schaffensperioden Eisenmans zusammen und fokussiert Gesellschaftsbilder, in denen angesichts der großen Umwälzungen wie Globalisierung und Digitalisierung Entfremdungsprozesse, Vereinzelung, aber auch neue gemeinschaftliche Lebensentwürfe im Zentrum stehen.

Vor dem Hintergrund der künstlerischen Praxis Eisenmans, in der neben popkulturellen Einflüssen auch unterschiedliche Stil- und Kompositionselemente historischer Malerei sichtbar werden, kombiniert die Ausstellung die Arbeiten der Künstlerin mit Werken der klassischen Moderne aus den Sammlungen der Kooperationsmuseen. Über diese punktuell eingeführten historischen Werke eröffnet die Ausstellung gemeinsam mit dem Werk Eisenmans einen Resonanzraum über ein Jahrhundert hinweg, in welchem gesellschaftliche Umwälzungen in ihrer Dringlichkeit, aber auch mit Hoffnung und Zuversicht vor Augen geführt werden.

Nicole Eisenmans Werk war 2019 auf der Whitney Biennale und auf der Venedig Biennale ausgestellt, in den letzten Jahren war sie mit Einzelausstellungen u. a. in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden, der Secession in Wien und im The Contemporary Austin präsent. In der Ausstellung Skulptur Projekte Münster war sie 2017 mit «Sketch for a Fountain» prominent vertreten. Die Brunnenskulptur konnte 2020 für die Stadt Münster angekauft werden.

Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Aargauer Kunsthaus, Aarau, der Fondation Vincent van Gogh, Arles, und dem Kunstmuseum Den Haag, Den Haag. Die Ausstellung wird gefördert von der Kunststiftung Nordrhein-Westfalen und der Stiftung der Sparkasse Bielefeld.

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«Beuys war nie in Bielefeld?!» 09 10 2021 – 09 01 2022

Im Beuys-Jubiläumsjahr werfen wir einen Blick auf die Bäume, die direkt vor dem Eingang der Kunsthalle Bielefeld stehen. Sie wurden im Jahr 1985 im Kontext der legendären Aktion «7000 Eichen» des Ausnahmekünstlers Joseph Beuys gepflanzt, der im Mai 2021 seinen 100. Geburtstag begehen würde. Wie genau kam es zu dieser Pflanzung? Warum wurden für Bielefeld Linden statt Eichen gewählt? Was haben Andy Warhol und Robert Rauschenberg damit zu tun? Und warum ist die Aktion heute aktueller denn je?

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Vorschau 2022

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Following Water⎮Dem Wasser folgen 03 06 2022 – 04 10 2022

«Wenn Du ‚Wasser‘ sagst, was meinst Du?» In ihrem Werk «Saying Water» stellt Roni Horn diese simpel erscheinende Frage nach dem Wesen des Wassers und bringt uns dazu, über unsere Beziehung zu der existenziellen Substanz, die keine eigene Farbe, keine greifbare Form hat, nachzudenken. Was meinen wir, wenn wir ‚Wasser‘ sagen?

Die Kunsthalle Bielefeld zeigt im Sommer 2022 eine Ausstellung, die sich dem Wasser widmet. Ausgehend von ihrer Sammlung der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts folgt «Following Water» den Fragen: Was sehen wir, wenn wir auf das Wasser blicken? Welche Themen, Objekte und Zusammenhänge kommen zum Vorschein, wenn wir unseren Blick auf das Wasser in der Kunst richten? Das existenzielle Element, das die weit gespannten Dimensionen des Menschen – Kultur, Ökologie, Politik, Wirtschaft, Körper und Geist – bestimmt, ist in unterschiedlichen Erscheinungsformen zentrales Thema der Kunst.

Darstellungen vom Meer, von Seen, Flüssen und Häfen treffen in der Ausstellung auf Werke, die das Motiv als Mittel der Abstraktion nutzen und auf Arbeiten jüngeren Datums. Gemeinsam spannen sie das immense Projektionsfeld, das das Element in sich birgt, auf: Wasser als Idyll, Ressource, Handelsweg, Naturgewalt und Ware, Wasser als Medium und Indikator der Transformation, der Vitalität und der Kreation sowie Wasser als Verortung von Lebensraum oder Heimat und Flucht.

Unter den eingeladenen Künstler*innen sind Katinka Bock, Roni Horn und Adrian Paci. Mit Werken aus der Sammlung von Max Beckmann, Ferdinand Hodler, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Fernand Léger, Gabriele Münter, Kenneth Noland, Robert Smithson, Hiroshi Sugimoto u. v. m.

Durch künstlerische Interventionen wird das Ausstellungsthema bereits im Sommer 2021 in der Kunsthalle und im Skulpturenpark präsent sein: Den Auftakt machen Skulpturen von Katinka Bock (*1976, lebt in Paris), die um das Thema Wasser kreisen.

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