Führende Archäologen halten Vorträge für interessierte Bürger – Kooperation mit dem Archäologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen
Bielefeld. In einem Waldstück direkt neben dem Haus Neuland wurde vor Kurzem ein großes Marschlager aus der Römerzeit entdeckt. Dieser spektakuläre Fund in Bielefeld-Sennestadt hat die gegenwärtige Vorstellung von den Routen der römischen Legionen verändert. Um interessierten Bürgerinnen und Bürgern den historischen Hintergrund und die Erkenntnisse aus den Grabungen der LWL-Archäologie nahezubringen, hat die Bildungsstätte Haus Neuland in Kooperation mit dem Archäologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen eine kostenlose Vortragsreihe organisiert: den Varus-Talk.
Die Reihe besteht aus vier voneinander unabhängigen Vorträgen, gehalten von namhaften Archäologinnen und Archäologen:
- Mittwoch, 14.07.2021, 19:00 –21:00 Uhr
Eroberten die Römer ein verlassenes Land? Süddeutschland im 2./1. Jh. v. Chr.
Prof. Dr. Sabine Rieckhoff, Universität Leipzig
- Mittwoch, 21.07.2021, 19:00–21:00 Uhr
Das Marschlager in der Oerlinghauser Senne
Dr. Bettina Tremmel, Leiterin LWL-Römerarchäologie
- Mittwoch, 04.08.2021, 19:00–21:00 Uhr
Folgt kriegerische Gewalt in Europa einer historischen Logik?
2000 Jahre Schlachten zwischen Rhein, Weser und Elbe
Dr. Bert Wiegel, Leiter Verlag Marie Leidorf
- Mittwoch, 11.08.2021, 19:00–21:00 Uhr
Marbods Schatten zwischen Rhein und Weser:
Elbgermanische Spuren in Nordwestdeutschland im Kontext der römischen Okkupation
Dr. Bernhard Sicherl, Leiter Archäologie am Hellweg
„Das Römerlager Bielefeld-Sennestadt stammt aus der Zeit um Christi Geburt, bot auf 26 Hektar bis zu 25.000 römischen Soldaten Platz und wird den augusteischen Germanenkriegen zugerechnet“, fasst Nadja Bilstein, Fachbereichsleiterin Politische Akademie im Haus Neuland, zusammen.
„Das Römerlager ist nicht irgendein Fund, sondern geht aus historischer Sicht weit über das Normale hinaus“, bekräftigt Karl Banghard, Leiter des Archäologischen Freilichtmuseums Oerlinghausen. Diese Besonderheit wollen die Organisatoren durch den Varus-Talk unterstreichen – und so auch die Sennestädter Bürgerinnen und Bürger noch einmal darauf aufmerksam machen, von welcher Wichtigkeit der Fund ist, der vor ihrer eigenen Haustür gemacht wurde. „Das wollen wir dadurch unterstreichen, dass wir bedeutende Archäologinnen und Archäologen ins Haus Neuland nach Bielefeld holen“, sagt Karl Banghard und ergänzt: „Frau Professor Rieckhoff, die den Auftaktvortrag hält, hat sich beispielsweise in Fachkreisen als die ‚große Dame der Eisenzeit‘ verdient gemacht. Sie hat ein Leben lang geforscht, und niemand hat ihr geglaubt, dass es siedlungsleere Zonen gibt, die Cäsar komplett entvölkert hat. Das wurde jetzt bestätigt.“ Wie einflussreich der römische Feldherr Cäsar war und welch große Veränderungen er angestoßen hat, erklärt Karl Banghard an einem Beispiel: „Cäsar hat Gallien für die Römer erobert und viele Dinge auf links gedreht, zum Beispiel das Fernstraßensystem. Das kann man etwa damit vergleichen, wenn in Deutschland eine neue Autobahn in Richtung Osten gebaut wird – dann ändert sich auch die Infrastruktur in Polen.“
Die vier Vorträge bauen nicht aufeinander auf und können daher auch unabhängig voneinander und ohne Vorwissen besucht werden. Durch die unterschiedlichen Themen bildet der Varus-Talk den gesamten Zeitraum der Germanenkriege ab. Der Titel geht übrigens zurück auf den gleichnamigen römischen Feldherrn und die nach ihm benannte Varusschlacht im Teutoburger Wald.
Die Teilnahme an den Vorträgen ist kostenfrei. Eine Anmeldung über die Website vom Haus Neuland ist wegen der Nachverfolgbarkeit erforderlich. Wenn möglich finden die Veranstaltungen in Präsenz im Haus Neuland, Senner Hellweg 493, in Bielefeld-Sennestadt statt. Falls die Pandemiesituation dies nicht zulässt, werden die Vorträge online angeboten. Interessierte werden gebeten, sich kurz vor Veranstaltungsbeginn auf der Website vom Haus Neuland darüber zu informieren: www.haus-neuland.de (Stichwort: Varus-Talk). Der Varus-Talk wird aus dem Förderprogramm „Heimat-Scheck“ des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.