Unglaublich rasant! Das Teutoburger Wald- Rennen

Teuto_5_1Bielefeld. Am Sonntag, den 25. Mai wird im Historischen Museum in Bielefeld im Zuge der Veranstaltungsreihe „Alle 8ung Bielefeld“ eine Sonderausstellung zu dem historischen Teutoburger Wald- Rennen eröffnet. Die Schwerpunktausstellung ist bis zum 06. Juli 2014 zu sehen.

Das Team des historischen Museums Bielefeld hat sich anlässlich des 800- jährigen Bestehens der Stadt Bielefeld mit Absicht einen Aspekt der Stadtgeschichte herausgesucht, der heute in Vergesssenheit geraten ist, um diesen wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Es ist heute kaum noch vorstellbar, dass Bielefeld einmal ein Mekka des Autorennsports gewesen ist.

Teuto_2_1Das Teutoburger Wald- Rennen wurde erstmals 1923 unter der Schirmherrschaft des ADAC ausgerichtet. Die Initiatoren und Ausrichter des Rennens im Teutoburger Wald wechselten in den ersten Jahren mehrmals, wobei ab 1924 das Rennen von dem Bielefelder Automobil- hersteller Dürkopp in Zusammenarbeit mit dem Automobil Club Westfalen (ACW) ausgerichtet wurde. Sämtliche, damals namhaften Automobilhersteller, waren bei dem Teutoburger Wald- Rennen vertreten, wie beispielsweise BMW, Bugatti, Chrysler, Mercedes, Harley Davidson u.v.m. Die Strecke führte die Fahrer mit ihren Wagen quer durch den Teuto von Buschkamp, zum Stillen Frieden, über Hillegossen, Lämershagen und Eickelmann wieder zurück zum Buschkamp. Die Rundstrecke war damals berüchtigt für ihre rasanten und kurvenreichen Anstiege und Abfahrten. Ab 1924 wird von zehntausenden Besuchern berichtet, die begeistert von der Stadt in den Teutoburger Wald zogen, um das Motorsport- Spektakel mitzuerleben. Der große Star hieß damals Rudolf Carraciola im Mercedes, der das Rennen viermal für sich entscheiden sollte. Gerade die überregionalen Stars der damals noch im Entstehen begriffenen Rennszene waren maßgeblich an dem wachsendem Erfolg des Teutoburger Wald- Rennens beteiligt. Zu dieser Zeit gab es lediglich eine Handvoll bekannter Rennstrecken in Deutschland, die auch überregional Beachtung fanden. Nach einigen erfolgreichen Jahren, in denen nur Autos an den Start gingen, konnte das Teutoburger Wald- Rennen ab 1927 auch mit dem Motorrad bestritten werden.

Auch die damalige Presse informierte die Öffentlichkeit auf begeisterte Art und Weise: „Heute ist schon alles auf den Beinen: es ist, als wäre der Pulsschlag dieser Stadt mit einem Male hastiger, flösse das Blut schneller durch die Adern“. In der Buschkampstraße – dem Startpunkt des Rennens – dröhnen die Motoren der Rennwagen. Die Westfälische Zeitung wartet eigens mit einer großen Sonderbeilage auf. „Der erste Böllerschuß fällt. Kurz darauf der zweite und dritte. Das Rennen beginnt! Ein Ruck geht durch die Menge: Beginn!“

Teuto_3_1Doch bereits damals wurde offensichtlich, dass der Motorsport eine Sportart ist, bei der es um Leben und Tod geht. Zwei Tage vor dem Rennen im Jahr 1924 verunglückte der technische Direktor Lehmann der Hamelner Selve- Werke im Training tödlich. Es kam zu einer Debatte darüber, ob Motorsport eine Sportart sein sollte, bei der Geschwindigkeit oder Zuverlässigkeit entscheidend ist. Eine wirkliche Einigung gab es hinsichtlich dieser Frage allerdings nicht. Daher widmet sich die Ausstellung im historischem Museum beider Aspekte des Motorsports im frühen 20. Jahrhundert: Zum einen wird ein Film mit dem Titel „Fräulein Stinnes fährt um die Welt“ zur Ausstellungseröffnung im Bielefelder Lichtwerk gezeigt. Der Film handelt von der 26- jährigen Industriellentochter Clärenore Stinnes, die es sich in den Kopf gesetzt hat die ganze Erde in einem Auto zu umrunden. Der Film zeigt auf interessante Art und Weise, welche Schwierigkeiten und Pannen Clärenore Stinnes zusammen mit dem Kameramann Carl- Axel Söderström im Laufe ihrer Reise zu bewerkstelligen hatte und welch ein Abenteuer eine derartige Unternehmnung damals noch gewesen ist. Basierend auf dem Originalmaterial erzählt die Regisseurin Erica von Moeller die persönliche Geschichte, die im Originalfilm verborgen blieb. Zum anderen zeichnet die Ausstellung auf dem Forum des historischen Museums in der Dauerausstellung  die Entwicklung des Teutoburger Wald- Rennens und der Rennstrecke nach. An Hand noch nie gezeigter Originalfotos, Rennpreise und auch historischer Rennfahrzeuge selbst wird die Atmosphäre des Motorsports der 1920er Jahre wieder zum Leben erweckt.

Die Ausstellung wird am Sonntag, den 25.05. um 11: 30 Uhr im Bielefelder Lichtwerk mit dem Film „Fräulein Stinnes fährt um die Welt“ eröffnet. Anschließend bietet sich den Besuchern die interessante Möglichkeit, die Ausstellung im historischen Museum mit eigenen Augen zu erleben.

Der Eintritt ist frei.

Text: Christoph Reich

BU 1: Das Team des historischen Museums Bielefeld bei der Pressekonferenz am 23.05.14. (v.l.): Fabian Schröder, Michael Falkenstein, Gerhard Renda, Sina Niedermeyer vor einer Harley Davidson aus dem Jahr 1925 und einem BMW Dixie aus dem Jahr 1930. Foto: Christoph Reich.

Bild 2, 3: Historisches Museum Bielefeld.