Gütersloh (gpr). „Erfahrungen sind ein unglaubliches Potential, um zu lernen“, sagte Professor Dr. Heinz Schirp, der am Donnerstag die Teilnehmer im Rahmen der Seniorenuni an der Volkshochschule Gütersloh mit den Forschungsergebnissen aus der Neuro- und Lernwissenschaft begeisterte. Lernen, Neues erfahren, Impulse aufnehmen: Das ist nicht nur das Steckenpferd der Studenten der Gütersloher Seniorenuni, sondern auch das Spezialgebiet von Professor Dr. Heinz Schirp, das er sowohl an der Universität Bielefeld als auch an der Universität Münster gelehrt hat.
Das Gehirn fasziniert den Wissenschaftler. Zum einen wegen der unzähligen Möglichkeiten, sich selbst zu organisieren und zu vernetzen und zum anderen durch die Fähigkeit, sich immer wieder neu einzustellen. Wobei das Gehirn immer das verarbeite, was es gerade brauche, so Schirp. Ein Übermaß an Bildern könne nicht verarbeitet werden. Wenn Schulkinder sich zum Beispiel nach dem Unterricht zu Hause mit einer Spielkonsole beschäftigten, würde das schnell vieles überlagern, was sie im Unterricht erfahren hätten.
Auch für ältere Menschen sei es nützlich, digitale Medien einzusetzen, so Schirp. „Was ich googeln kann, muss ich mir nicht merken“, sagt eine Teilnehmerin. Ob das nicht dazu führe, das Erinnern und Speichern im Gehirn gar nicht mehr in Anspruch zu nehmen? Natürlich braucht das Gehirn Anforderungen und Training, wobei das Vorwissen eine große Rolle spielt. Schirp erläutert das Zusammenspiel der verschiedenen Bestandteile im Gehirn, wobei zum Beispiel der Hippocampus für die blitzschnelle Auswahl der Informationen zuständig ist, während die Gehirnrinde große Speicherkapazitäten aufweist.
„Gehirnfreundliches Lernen“ geht anders, als es in der Schule vorgesehen ist. Abträglich für gute Lernergebnisse sei die strenge 45-Minuten-Einteilung und das Sitzen im Unterricht, so Schirp. Bewegung, Bilder als Impulse und eine Belohnungskultur seien wichtig für ein nachhaltiges Lernen, vermittelt Schirp den Teilnehmern. Darüber hinaus verbessere Bewegung die Gehirnleistung und sei entscheidend für die Entwicklung von geistigen und emotionalen Kompetenzen.
Alles was aufweckt, wach macht, überrascht oder auch stört, ist bestens dazu geeignet, das Gehirn auf Dauer fit zu halten. „Wechseln Sie doch mal die Perspektive“, ermuntert der Professor, und bestätigt damit, dass die Teilnehmer mit der Seniorenuni bereits auf dem richtigen Weg sind. In der nächsten Vorlesung am Donnerstag, 6. März, steht mit Professor Dr. Wolfram Winnenburg mit „Naturwissenschaft und Glaube“ ein ganz anderes Thema auf dem Programm.
BU: Wie unser Gehirn etwas lernt, vergisst, behält und erinnert: Professor Dr. Heinz Schirp begeisterte die Teilnehmer der Seniorenuni an der Volkshochschule Gütersloh mit einem spannenden Vortrag über die Arbeitsweisen des Gehirns.
Foto: Stadt Gütersloh