Stimmen der Jugend gesucht

Efrem und LeonardGütersloh. Mitmachen, Kandidieren, Engagieren: Das Jugendparlament Gütersloh (Jupa) ruft zur Kandidatur auf. Bereits zum achten Mal wird in diesem Frühjahr die politische Interessenvertretung der Gütersloher Jugend gewählt. Was das Jupa macht und warum die Jugendlichen von einer Kandidatur profitieren, erklären Sprecher Efrem Can und sein Stellvertreter Leonard Steinbeck in einem Interview.

Was erwartet die Jugendlichen beim Jupa?
Leonard: Viel Arbeit, aber noch viel mehr Spaß. Wir veranstalten zahlreiche Aktionen, mit denen wir in Gütersloh das verändern können, was uns und unserer Generation nicht gefällt.

Was sind das für Aktionen?
Leonard: Zum Beispiel die Pfandkiste. Wir fanden es blöd, dass Menschen, die Pfandflaschen sammeln, in die Mülleimer greifen müssen und sich schlimmstenfalls auch noch dabei verletzen. Wir haben Getränkekisten neben Abfalleimern aufgestellt, sodass die Menschen ihre Pfandflaschen in die Kisten stellen können anstatt sie in den Müll zu werfen. So können die Sammler sie einfach mitnehmen. Momentan haben wir einen Antrag auf Pfandringe gestellt, der im nächsten Umweltausschuss besprochen wird.
Efrem: Dieses Beispiel zeigt auch, dass wir uns konkret um die Anliegen der Jugend kümmern und von der Politik ernstgenommen werden. Unsere Aktionen sind in der Öffentlichkeit und in der Politik sehr präsent. Wir bekommen gutes Feedback.
Leonard: So wie bei der Kaugummi-Aktion für ein sauberes Gütersloh, bei dem wir mit Plakaten darauf aufmerksam gemacht haben, dass Kaugummis nicht auf den Boden gehören. Die Entfernung der Kaugummis am ZOB hat 20.000 Euro gekostet. Geld, das viel besser investiert werden kann. Weiterhin organisieren wir das Jugendkulturfestival mit, welches am 20. Juni bereits zum siebten Mal stattfindet. Jährlich bekommen wir auch von der Stadt Gütersloh das Vertrauen, über 50 Prozent der Einnahmen von „Gütersloh engagiert“ zu entscheiden. Unsere Aufgabe ist es dann, das erarbeitete Geld der Schüler an soziale Projekte zu verteilen – eine nicht immer leichte Aufgabe.

Was ist das Ziel des Jupa?
Efrem: Wir haben drei Ziele: die Interessenvertretung der Gütersloher Jugend, politische Bildung und Persönlichkeitsentwicklung. Wir wollen den Jugendlichen die Politik näherbringen – in einer für sie angemessenen Form. Ein Beispiel dafür ist ein Video, in dem wir die Kommunalwahl erklärt haben. Gleichzeitig können die Jugendlichen sich weiterentwickeln und für sich selber feststellen, ob die Politik das Richtige für sie ist. Einige ehemalige „Jupis“ sind heute in der Politik aktiv.
Stichwort Politikverdrossenheit: Ist es schwer, Jugendliche für Politik zu begeistern?
Efrem: Wir sind das beste Gegenbeispiel für Politikverdrossenheit. Ich glaube, das hat auch folgenden Grund: Viele Jugendliche haben Vorurteile gegenüber der Politik und ihrer Sinnhaftigkeit. Wir zeigen ihnen, dass es auch anders geht und bauen ihre Vorurteile ab.

Was gefällt Euch persönlich am Jupa?
Efrem: Mir gefällt besonders, wie authentisch die Politik im Jupa ist. Es ist ein schönes Miteinander. Gleichzeitig handeln wir frei von Parteipolitik, sind eigenständig und total unabhängig. Weiterhin ist es unglaublich toll, dass wir die Möglichkeit haben, über den Tellerrand der Gütersloher Politik schauen zu dürfen. Wir tauschen uns regelmäßig mit dem Jugendrat der Stadt Düsseldorf aus und ich habe eine Delegation mit Bürgermeisterin Maria Unger an der Spitze in unsere Partnerstadt Broxtowe begleitet.
Leonard: Es ist cool, die Veränderungen zu sehen, an denen man selbst mitarbeitet hat. Gemeinsam mit anderen Jugendlichen an eigenen Ideen zu arbeiten und zu sehen, dass wir wirklich ernstgenommen werden, ist toll. Außerdem bringt es uns persönlich weiter. Mir wurde zum Beispiel ermöglicht, die Videoreihe poliWHAT? zu moderieren, die Jugendlichen die Politik erklärt.

Eure Aktivitäten im Jupa kosten doch sicherlich viel Zeit. Wie motiviert Ihr Euch, soviel Freizeit zu „opfern“?
Efrem: Ich mache so viel, weil ich dafür brenne und den Nutzen dafür sehe. Wenn ich etwas wirklich erreichen möchte, dann mache ich es auch und es ist nicht mehr wichtig, wie viel Zeit es kostet.
Leonard: Man muss auch den Nutzen sehen. Die Zeit beim Jupa bringt einem viel für die eigene Entwicklung. Man ist mittendrin, lernt viel und kann eine Menge bewirken. Ende letzten Jahres waren wir zum Beispiel im Düsseldorfer Landtag – Politik hautnah.

Warum sollten die Jugendlichen kandidieren?
Leonard: Weil sie im Jupa die Möglichkeit haben, etwas zu verändern und gleichzeitig richtig viel lernen können.
Efrem: Das stimmt. Man gibt viel, aber man bekommt auch viel. Es ist ein tolles Gefühl, die Veränderungen zu sehen, an denen man mitgewirkt hat. Ein Lehrer hat früher zu mir gesagt: „Höre auf zu meckern und verändere etwas!“ Dieser Satz hat mich ins Jupa gebracht und ist seither mein Motto.

ANMELDUNGEN BIS ZUM 8. MAI
Kandidieren können junge Gütersloher im Alter von zwölf bis 18 Jahren. Jugendliche, die kandidieren möchten, können sich bis einschließlich Freitag, 8. Mai, online auf den Internetseiten des Jugendparlaments unter www.jupa-gt.de/jupa/kandidatur.php anmelden oder den Kandidaturbogen im jeweiligen Schulsekretariat abgeben. Gewählt wird in den einzelnen Klassen vom 27. Mai bis zum 12. Juni. Das Jugendparlament, bestehend aus 30 Mitgliedern und ebenso vielen Stellvertretern, wird für zwei Jahre gewählt. Weitere Auskünfte erteilt Gerd Ebbing vom Fachbereich Jugend und Bildung telefonisch unter 05241-823393.

Foto: Sie werben für die Kandidatur: Jupa-Sprecher Efrem Can (19, links) und sein Stellvertreter Leonard Steinbeck (18).