„Sommerfrische Musik“

S. Müller + R. Dyck_Foto R. BuchholzBielefeld. Geschafft! Die Veranstalter von Wege in den Klang erleben, Renate Dyck & Sigurd Müller, haben die 18! Genehmigungen für die Veranstaltung „Sommerfrische Musik“ erhalten. Wegen der umfangreichen Genehmigungsverfahren durch verschiedene Verwaltungsebenen beginnen jetzt schon die Vorbereitungen für die Veranstaltungen 2016.
4. Konzertwanderung und Abschluss der Saison 2015: „Sommerfrische Musik“

Die Halbtagesveranstaltung (ca. 5 Std.) am Sonntag, den 30. August, mit geführter Rundwanderung zwischen den ehemaligen Sommerfrischen „Peter auf´m Berge“ und „Schwedenfrieden“ steht unter dem Motto: 1927- die Anfänge im Schwedenfrieden. Einbezogen werden weniger bekannte Wege. Im „Schwedenfrieden“ können die Wandernden Gerichte aus der alten Speisekarte, Einblicke in die Zeitgeschichte und ein Konzert des Ensemble Celloquenz – Tonfilmschlager der 20-er Jahre – bei schönem Wetter auf der Ausflugsterrasse genießen.  Wer mag, passt an diesem Tag Kleidung und Rucksack den alten Zeiten an. Sinnvolle Utensilien sind auf jeden Fall wettergeeignete Kleidung, Schuhe mit rutschfesten Sohlen und Wanderproviant. Der Teilnahmebeitrag beträgt bei Erwachsenen pro Pers. 22,- €, bei Kindern bis 15 Jahre 12,- €. Speisen und Getränke sind nicht im Teilnahmebeitrag enthalten.

Informationen erhalten Interessierte bei Renate Dyck, Tel. 0521 – 5229908 / dyck(at)wege-erleben.de / www.wege-erleben.de. Nach verbindlicher Anmeldung bei Renate Dyck wird die genaue Uhrzeit für die vormittags beginnende Veranstaltung bekanntgegeben.

Kulturveranstaltungen in der Natur:

Ein Widerspruch (?) und Balanceakt

Die Region des Teutoburger Waldes um Bielefeld und in der weiteren Umgebung ist durchzogen mit historischen „Sommerfrischen“. Viele befinden sich in einer Phase zwischen Dornröschenschlaf und Neugestaltung. Oft bildet dies einen reizvollen Kontrast. Bei Erfolg dieses Pilotprojektes ist trotz des großen Genehmigungsaufwandes eine Ausweitung in die Region angedacht. Eine verstärkte Zusammenarbeit der Ausflugslokale mit gemeinsamer Darstellung der Sommerfrischen in OWL neben einem Angebot attraktiver, verbindender Wanderwege von Lokal zu Lokal wäre hierfür ein wichtiger Baustein. Gute Ideen und Konzepte alleine reichen bei dieser wie bei den komplexen Konzertwanderungen nicht aus! Viele Energien fließen in die Organisation.

Weshalb ist der Verwaltungs- und Planungsaufwand so groß?

Vermehrt verlagern Menschen Freizeitaktivitäten in die Wälder. Privatpersonen benötigen dafür in Deutschland keine Genehmigung. Für organisierte Veranstaltungen in der Natur, z.B. Konzertwanderungen, sind jedoch umfangreiche Genehmigungen mit zahlreichen Auflagen einzuholen.

Hilfreich für den Ausbau der Konzertwanderungen 2016 und 2017 sowie anderer Naturprojekte wären Erleichterungen beim Genehmigungsverfahren für die Begehung von Waldwegen während der Veranstaltungen. Trotz großer Unterstützungsbereitschaft vieler Waldbesitzer/innen und Mitarbeiter/innen der Umwelt- und Forstbehörden dauerte z.B. das Procedere für die Veranstaltung „Sommerfrische Musik“ sechs Monate.

Nach Einschätzung der Veranstalter der Konzertwanderungen werden am Genehmigungsverfahren für Veranstaltungen in der Natur gesellschaftliche Verunsicherungen und Entwicklungen deutlich. Waren sie bereits auf ein umfangreiches Genehmigungsverfahren für die Veranstaltung „Klanggewölbe“ eingestellt, mussten sie bei den Anträgen für die Veranstaltung „Sommerfrische Musik“ feststellen, dass das Procedere noch wesentlich aufwendiger sein kann. Von den Forstbehörden erhielten sie die Auskunft, dass die Auflagen in den letzten Jahren verschärft werden mussten.

Folgende Gründe gibt es dafür: 

Waldbesitzer/innen wie Mitarbeiter/innen der Umwelt- und Forstbehörden beklagen ein vermehrt zu Zerstörungen im empfindlichen Ökosystem Wald beitragendes Freizeitverhalten in den letzten Jahren. Ein weiterer Grund für den Genehmigungsmarathon besteht in unserer Gesellschaft anscheinend zunehmend im Bemühen von Menschen, sich möglichst gut gegen jegliche Schäden abzusichern. Waldbesitzer/innen und Forstbehörden sind jedenfalls ihres Erachtens vermehrt konfrontiert mit Prozessen bei Schäden im Wald, die aus unzureichend absicherbaren Lebenssituationen heraus entstehen wie z.B. fallende Äste nach Stürmen.

Ist der Widerspruch „Kultur oder Naturschutz„ zu lösen?

Die Veranstalter der Konzertwanderungen verstehen, dass sich die Besitzer und Mitarbeiter der zuständigen Behörden wie auch die Nutzer absichern möchten, obwohl dies nur unzureichend möglich ist. Weitere Verschärfungen der Vorschriften können aber nur rudimentäre Lösungen sein. Hilfreich wäre aus Sicht von R. Dyck und S. Müller die Förderung eines umfangreicheren Diskurses in der Bevölkerung darüber, dass die Natur in großem Umfang gefesselt, zerstört, aber letztlich nicht beherrscht werden kann und welche Risiken beim Sein in der Natur bleiben werden. Vielleicht lohnt auch ein Blick darauf, dass die Auseinandersetzung mit diesem Thema u.a. Chancen bietet. Denn die Bereitschaft, bewusst mit den Risiken zu leben, kann zu einer Steigerung der Lebensqualität beitragen. Ein großer Fortschritt wäre zudem, wenn die Waldnutzer mit dem Lebensraum von Tieren und Pflanzen (wieder) behutsam umgehen. Die Veranstalter stimmen mit allen, denen der Naturschutz wichtig ist überein, dass in Regionen mit einer großen Bevölkerungsdichte gute Kompromisslösungen gefragt sind, mit denen den Menschen über bereichernde Naturerfahrungen der Schutz der Natur wichtiger wird.

Positive Resonanz: Ausblick auf 2016

Trotz o.g. Probleme sind R. Dyck und S. Müller überwältigt von der ideellen und finanziellen Unterstützung. Die Förderung des Landes NRW und des Kulturamtes Bielefeld hat die Konzertwanderreihe ermöglicht. Zudem haben lokale Unternehmen sowie die Hanns-Bisegger-Stiftung mit ihren Förderungen die Veranstalter ermutigt, ihre Ideen weiter zu verfolgen.

Auch 2016 und 2017 basieren alle und weitere Angebote darauf, die Wahrnehmung für die Natur bei den Konzertwanderungen zu schärfen. So sensibilisiert, kann das Publikum u.a. die Musik intensiver empfinden. Bei den Veranstaltungen ergänzen sich Wandergebiet, Spielstätte (Open Air, Baudenkmäler), Musikauswahl und lokale Geschichte zu mehrschichtigen Eindrücken. Zum Schutz der Natur wie der Wandergruppe werden übrigens bei allen Veranstaltungen zahlreiche Begleitpersonen eingesetzt und die Teilnehmerzahlen begrenzt.  Das Publikum schätzt inzwischen die Konzertwanderreihe als Bestandteil lokaler Kultur. „Wege in den Klang erleben“ verbindet in der Region Natur und Kultur.

Foto (c.) : www.wege-erleben.de