OWL gedenkt der Opfer des Völkermordes im Osmanischen Reich

Gütersloh. Am 24. April 2015 jährt sich zum 100. Mal der Beginn des Völkermordes im Osmanischen Reich. Zwischen 1915 und 1918 wurden 1,5 Mio. Armenier und bis zu 500.000 assyrische Christen deportiert und ermordet. Zum Gedenken an die Opfer des Genozids wird es am 24. April in Gütersloh einen Protestzug und eine Kundgebung geben. Beginn ist um 14:30 Uhr am Marktplatz. Zahlreiche assyrisch-aramäische Vereine rufen zu der Demonstration auf und fordern die Errichtung eines Mahnmales in Gütersloh. Das Bündnis der demokratischen Kräfte OWL unterstützt die Forderungen.

Die Türkei, der Nachfolgestaat des Osmanischen Reiches, leugnet bis heute den Völkermord. Während das EU-Parlament den Völkermord beim Namen nennt, weigert sich Deutschland mit Rücksicht auf den Bündnispartner Türkei, von einem Völkermord zu sprechen. Dabei war die Regierung des Deutschen Reiches damals bestens informiert.

Deutsche Generäle befehligten osmanische Armeen, 25.000 deutsche Soldaten waren vor Ort, deutsche Geschäftsleute, Lehrer und Krankenschwestern waren in Anatolien tätig. Tausende Deutsche wurden Augenzeugen, wie Menschen erschlagen, Frauen vergewaltigt und Kinder geraubt wurden. In Briefen und Telegrammen berichteten Konsuln, Soldaten und Missionare oft sehr detailliert über „Enteignung, Massenvertreibung, Vernichtung“. Der evangelische Theologe und Orientalist Johannes Lepsius informierte die Abgeordneten des Deutschen Reichstages über die Todesmärsche und Massaker. Bereits im Juli 1915 schrieb der deutsche Botschafter in Konstantinopel, Hans von Wangenheim, an Reichskanzler Bethmann-Hollweg und berichtete von der Absicht der osmanischen Regierung, die christlichen Minderheiten zu vernichten.

Karl Liebknecht, Reichstagsabgeordneter der SPD und späterer Mitbegründer der KPD, stellte im Januar 1916 folgende Frage an die Reichsregierung: „Ist dem Reichskanzler bekannt, dass während des jetzigen Krieges im verbündeten türkischen Reiche die armenische Bevölkerung zu hunderttausenden vertrieben und niedergemacht worden ist? Welche Schritte hat der Herr Reichskanzler bei der verbündeten türkischen Regierung unternommen, um die gebotene Sühne herbeizuführen, die Lage des Restes der armenischen Bevölkerung in der Türkei menschenwürdig zu gestalten und die Wiederholung ähnlicher Greuel zu verhindern?“ Die Fragen Liebknechts wurden, ohne dass er zu Ende sprechen konnte, unter Beifall des Reichstags vom Präsidenten unterbunden. Später erklärte Liebknecht: „Die türkische Regierung hat ein furchtbares Gemetzel unter den Armeniern angerichtet; alle Welt weiß davon – und in aller Welt macht man Deutschland verantwortlich, weil die in Konstantinopel die deutschen Offiziere die Regierung kommandieren. Nur in Deutschland weiß man nichts, weil die Presse geknebelt ist.“

Die Folgenlosigkeit des ersten Völkermordes für die Verantwortlichen des 20. Jahrhunderts und die von deutschen Beratern gemachten Erfahrungen in Sachen Deportation trugen vermutlich dazu bei, dass 30 Jahre später der größte Genozid er Geschichte erfolgte.

100 Jahre späte sind es wieder assyrisch-aramäische Christen, Yeziden und andere Minderheiten, denen ein Völkermord droht. Wieder steht Deutschland aus strategischen und ökonomischen Interessen auf der Seite der Täter. Die Förderer der islamistischen Terrorgruppen sind die Türkei, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate, alles sehr gute Verbündete Deutschlands und allerbeste Kunden der deutschen Waffenindustrie. Wieder siegt der Profit über die Moral.