Lügde / Schieder-Schwalenberg. Wanderer können sich freuen. Der Schwalenberger Wald hat einen neuen Themenweg, der die spannende Waldgeschichte dieses Areals in den Mittelpunkt stellt. Mit dem Naturparktrail „Schwalenberger Wald“ eröffnet der Naturpark Teutoburger Wald / Eggegebirge seinen ersten Wanderweg, der im Rahmen des Projekts „NaturZeitReise“ umgesetzt wurde.
Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl, Forstdirektor Hans-Ulrich Braun vom Landesverband Lippe, Landrat Friedel Heuwinkel als Verbandsvorsteher des Naturparks und die Bürgermeister von Lügde und Schieder Schwalenberg, Heinz Reker und Gert Klaus gaben den Weg offiziell frei. Regierungspräsidentin Thomann-Stahl zeigte sich beeindruckt von dem Ideen- und Facettenreichtum, mit dem auf dem Wanderweg über die Landschaftsgeschichte informiert wird: „Ein vergleichbares Projekt ist mir nicht bekannt.“ Forstdirektor Braun unterstrich die Kooperationsbereitschaft des Landesverbandes bei der Umsetzung von umweltpädagogischen und touristischen Projekten in den verbandseigenen Forsten und betonte die gute Zusammenarbeit mit dem Naturpark . Landrat Heuwinkel hob das Engagement der Heimat- und Verkehrsvereine während des Planungsstadiums hervor und bedankte sich bei allen Akteuren, die zum Gelingen des Projektes beigetragen haben. Die Bürgermeister der beteiligten Städte freuten sich über eine neue Attraktion für den sanften Naturtourismus.
Der Schwalenberger Wald mit dem Mörth ist für Kenner ein ganz besonderes Waldgebiet. Er liegt auf einem bis zu 446 m ansteigenden Bergmassiv und gehört mit seinen rund 27 km² zu den bedeutenden Waldlandschaften in Lippe. Herausragend ist sein über 70-prozentiger Laubwaldanteil, der ihn heute zu einem Schutzgebiet von europäischer Bedeutung macht. Gefährdete Tier- und Pflanzenarten finden hier ihr Zuhause.
Der Schwalenberger Wald hat über Jahrhunderte eine sehr ambivalente Geschichte, die der Naturparktrail an ausgewählten Erlebnisstandorten nachzeichnet. Auf zwei Schleifen – die eine 17, die andere 19 km lang – führt der Weg durch den Wald und am Waldrand entlang. Zeitzeugen und Zeitfenster als Info-Installationen gewähren Einblicke in seine lange und wechselvolle Landschaftsgeschichte aber auch in die biologischen Prozesse des Waldes. So erfährt der Wanderer von Bauern, die ihre Tiere zur Hude in den Wald trieben, von Glashütten, die wegen ihres Holzverbrauchs eine zerstörte Landschaft hinterließen, von Förstern, die den Wald unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit wieder kultivierten, aber auch von der Notwendigkeit toter Bäume, die Lebensraum für viele Kleintiere sind.
Bänke und Landschaftsliegen entlang des Weges bieten Rastmöglichkeiten und schöne Ausblicke in die sanfte Hügellandschaft des lippischen Südostens. An den Einstiegspunkten in den anliegenden Ortschaften zeigen Infotafeln den Wegeverlauf. Verantwortlich für die Markierung des Weges mit einer stilisierten Sanduhr zeichnet der Lippische Heimatbund.
Im Rahmen der Projekts „NaturZeitReise“ konnten im Schwalenberger Wald auch biotoppflegende Maßnahmen umgesetzt werden. Am Waidmannsheil ist ein Artenschutzgewässer mit Steg entstanden und in der Nähe des Schwalenberger Forsthauses konnte ein Teich entschlammt und abgedichtet werden. Beides sind „Himmelsteiche“, die durch Niederschläge gespeist werden und Amphibien – insbesondere dem bedrohten Kammmolch, der hier sein höchstgelegenes Laichgebiet in NRW hat – zum Erhalt der Population dienen soll. Außerdem erfolgten verschiedene, die ökologische Vielfalt fördernde Baumpflanzungen (Eichen in einem ehemaligen Schweinehudegebiet am Schweibach, Anlage einer Bündellinde bei Elbrinxen, Ergänzungspflanzung auf einer Streuobstwiese bei Brakelsiek).
Um die Dimension „Zeit“ auch plastisch zu verdeutlichen, ist eine menschliche Sonnenuhr am Eselkamp bei Schwalenberg installiert worden.
Für die interessierten Wanderer hat Sabine Schierholz als profunde Kennerin des Gebietes einen lesenswerten Wanderbegleiter mit vielen Bildern und Hintergrundinformationen zur Landschaftsgeschichte und Biologie verfasst, der in den Tourist-Infos von Lügde und Schieder-Schwalenberg erhältlich ist.
Möglich wurde die Realisierung des Naturparktrails Schwalenberger Wald durch die Beteiligung des Naturparks mit dem Projekt „NaturZeitReise“ an dem Förderwettbewerb „Ziel2.NRW“ – Naturerlebnisse, der Projekte in Natura-2000-Gebieten mit dem Ziel unterstützt, das Naturerbe zu erschließen und erlebbar zu machen. Gefördert wird das Projekt von dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), dem Land Nordrhein-Westfalen und den beteiligten Gebietskörperschaften. Für den Naturparktrail Schwalenberger Wald hat der Kreis Lippe die Kofinanzierung übernommen.
Neben dem Schwalenberger Wald entstehen im Rahmen der „NaturZeitReise“ weitere Naturparktrails im Teuto bei Bielefeld (sechs Rundwanderwege) und der Weserhöhenweg zwischen Höxter und dem Weser-Skywalk bei Beverungen.
BU
Gemeinsam durchschnitten Forstdirektor Hans-Ulrich Braun, Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl und Landrat FriedelHeuwinkel (vorne, v.l.) das Absperrband und gabe so symbolische den Weg frei. Bürgermeister Heinz Reker, Naturparkgeschäftsführer Dirk Waterman und Bürgermeister Gert Klaus (2.Reihe, v.l.) schauen ihnen über die Schulter. Foto: W.Peters