Höxter. „Wer gut informiert ist, geht selbstgewusst in den Kreissaal“ – sagt Kerstin Todt, Fachärztin für Gynäkologie in der Frauenklinik des Klinikum Weser-Egge, Standort St. Ansgar Krankenhaus in Höxter. Sie fügt nachdrücklich hinzu: „Frauen, die im Kopf locker sind, gebären leichter.“ Damit spricht Kerstin Todt eine Technik an, die in Australien und England weit verbreitet ist: Hypno-Birthing – das Gebären in einem Zustand totaler Entspannung. Zuletzt soll Prinzessin Kate bei der Geburt ihres zweiten Kindes Vorteile aus dieser Methode gezogen haben.
Kerstin Todt hat sich fortgebildet und macht sich im St. Ansgar Krankenhaus stark für alle Frauen, die sich eine natürliche Geburt wünschen. Das gilt vor allem für die Frauen, bei denen keine schwerwiegenden Komplikationen zu erwarten sind, die keine Vorerkrankungen haben und ein gesundes Kind erwarten. „Die Schwangeren sollen sanft, sicher und selbstbewusst entbinden“, betont die Frauenärztin. Bei der Vorbereitung einer Geburt unter Hypnose lernt die zukünftige Mutter, sich selbst in einen tranceähnlichen Zustand zu versetzen.
Eine Studie der Uni Tübingen und des Westfälischen Instituts für Hypnose und Hypnosetherapie verlief positiv: Bei erstgebärenden Frauen, die sich mit Hypnose auf die Entbindung vorbereitet hatten, dauerte die Geburt durchschnittlich zwei Stunden kürzer als bei der Vergleichsgruppe. Und während rund 80 Prozent der Frauen der Kontrollgruppe angaben, „fürchterlich starke Schmerzen“ gehabt zu haben, waren es bei der Hypnose-Gruppe nur 50 Prozent.
Neben Holm Teschner gehört Frauenärztin Kerstin Todt zum Kreis derjenigen Fachärzte, die sich im St. Ansgar Krankenhaus speziell um die Geburtshilfe kümmern. Das unterstützt Chefarzt Dr. Stefan Bettin, der in der Frauenklinik seit seinem Dienstantritt im Oktober 2014 den Weg für neue Strukturen ebnet. „Wir berücksichtigen die individuelle Befindlichkeit jeder Frau. Es hat sich in den vergangenen Monaten absolut bewährt, Schwangere detailliert zu informieren und sie über die Vorgänge im Kreißsaal aufzuklären. Schließlich begleiten wir die Frauen in einem der intimsten Momente ihres Lebens.“ Eine Geburt könne zwar nicht schmerzfrei vonstatten gehen, jedoch erheblich schmerzreduziert. „Das funktioniert dann am besten, wenn alle Beteiligten wissen, welche Techniken die Entspannung der Frau begünstigen“, so Bettin.
Für Schmerzen gibt es manchmal ganz einfache Ursachen: Angst löst Verspannung aus, und Verspannung führt zu Schmerzen. So gerät das sympathische Nervensystem in eine Verteidigungshaltung – der Gebärmutterhals bleibt angespannt und öffnet sich nicht.
Hypno-Birthing ist eine von vielen verschiedenen Techniken, die eine sanfte Geburt begünstigen können: Wassergeburten oder Akupunktur gehören ebenfalls dazu. Das Team rund um Chefarzt Dr. Stefan Bettin kennt diese Techniken und ist fortwährend damit beschäftigt, sie in der Frauenklinik zu etablieren. So ist es in den vergangenen Monaten gelungen, die Rate der Kaiserschnitte auf 25 Prozent zu senken. „Damit liegen wir stabil unter dem derzeitigen Bundesdurchschnitt“, betont der Chefarzt.
Demnächst bietet Kerstin Todt solche Kurse im Hebammenzentrum des St. Ansgar-Krankenhaus an. Die Kurse, die als Partnerkurse konzipiert sind, finden an drei aufeinanderfolgenden Terminen jeweils zwei Stunden lang statt. Die Kosten werden von einigen Krankenkassen auf Anfrage teilweise übernommen. Informationen zu dem Kurs gibt es im Hebammenzentrum unter Tel. 05271-663324. Der erste Hypno-Birthing-Kurs ist für September geplant.
BU: Kerstin Todt, Fachärztin in der Frauenklinik des St. Ansgar Krankenhaus, hat sich fortgebildet und bietet im Hebammenzentrum in Höxter demnächst Kurse zum „Hypno-Birthing“ an.
Foto : Katholische Hospitalvereinigung Weser-Egge gGmbH
