Herford. Nach den hohen Erwartungen im Herbst 2014 rechnet die Wirtschaft im Kreis Herford für das laufende Jahr mit einer leicht nachlassenden Dynamik. Zu diesem Ergebnis kommt die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) in ihrer Frühjahrskonjunkturumfrage, an der sich 267 Unternehmen mit 17.134 Beschäftigten aus Industrie, Handel und Dienstleistungen beteiligten. „Das Konjunkturklima im Kreis Herford ist insgesamt etwas schwächer als im Herbst, aber weiter positiv“, betonte IHK-Vizepräsident Dr. Klaus Bockermann gestern (05.03.2015) bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse in seinem Unternehmen. „Der Konjunkturklimaindikator, der die momentane Lageeinschätzung der Betriebe mit ihren Erwartungen in Relation setzt, ist für die Wirtschaft im Wittekindskreis gegenüber dem Herbst deutlich von 140 Punkten auf aktuell 119 gefallen. Damit liegt er aber immer noch über dem Niveau von Ostwestfalen mit 116 Punkten und damit deutlich über der 100er-Linie. Die 100 steht dabei für eine ‚ausgeglichene‘ Stimmungslage“, erklärte Bockermann.
In der Industrie vermelden aktuell 27 Prozent eine gute Geschäftslage (Herbst: 39 Prozent), unzufrieden mit dem Verlauf ihrer Geschäfte sind dagegen 4 Prozent (Herbst: 6 Prozent). Die Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage hätten sich gegenüber dem Herbst etwas verschlechtert, allerdings bewerteten über zwei Drittel (69 Prozent) ihre momentane Lage mit „befriedigend“. Deutlich gesunken seien die Erwartungen in der Industrie: 34 Prozent gingen von einer besseren Geschäftslage aus (Herbst: 55 Prozent) und 11 Prozent von einer schlechteren (Herbst: 2 Prozent). „Angesichts der globalen Krisenherde und der in Teilen von Europa weiter schwachen Konjunktur behauptet sich die Wirtschaft im Kreis dennoch erfolgreich“, hob Bockermann hervor. Erfreulich sei, dass die Investitionsneigung der Industrieunternehmen zunehme. So planten 38 Prozent wieder mehr zu investieren (Herbst: 28 Prozent), dies sei der höchste Wert seit 4 Jahren führte Bockermann aus. „Der Russland-Ukraine-Konflikt, weitere geopolitische Krisenherde und eine weiter schwache Konjunktur in einigen europäischen Ländern spiegeln sich auch bei der Beurteilung der Risiken wider“, erklärte der IHK-Vizepräsident. So sehen 60 Prozent der Befragten in der Auslandsnachfrage das größte Hemmnis für die weitere wirtschaftliche Entwicklung.
„Der Handel im Wittekindskreis ist in Summe weiterhin auf einem guten Kurs“, bilanzierte IHK-Vizepräsident Rainer Döring. „Die Rahmenbedingungen im Frühjahr 2015 sorgen für Rückenwind. Die niedrigen Rohstoffpreise entlasten Verbraucher und Unternehmen, der niedrige Zins bremst die Sparneigung und fördert den Konsum und Teile des Großhandels profitieren vom niedrigen Eurokurs.“ Dabei schätzten die Händler die Lage im Großhandel besser ein als im Einzelhandel. Während sich die Erwartungen im Einzelhandel deutlich eintrübten, blieben die Erwartungen des Großhandels nahezu stabil. „Erfreulich ist die stabile positive Entwicklung bei der Beschäftigung. So planen 14 Prozent der Händler Personal aufzubauen, im Herbst waren es noch 11 Prozent“, erklärte Döring. „Die Dienstleister erfreuen sich einer robusten Konjunktur und die Erwartungen bleiben ausgesprochen optimistisch“, zog Döring ein weiteres positives Fazit. Die Ertragslage habe sich weiter verbessert, sagten 37 Prozent der Befragten (Herbst: 32 Prozent). Die Ertragserwartungen legten ebenfalls deutlich zu, von 25 Prozent im Herbst auf aktuell 35 Prozent. „Und die Dienstleister suchen weiterhin Fachkräfte“, unterstrich Döring.
Nach Angaben des stellvertretenden IHK-Hauptgeschäftsführers Harald Grefe stieg der Gesamtumsatz des Verarbeitenden Gewerbes 2014 im Kreis Herford um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresergebnis auf knapp 5,7 Milliarden Euro. Dabei sei der Auslandsumsatz deutlich um 13,1 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro gewachsen, der Inlandsumsatz dagegen leicht um -2,7 Prozent auf knapp 4 Milliarden Euro gesunken. Grefe: „Damit hat sich der Kreis besser entwickelt als Ostwestfalen und NRW“. Die Zahl der Industriebeschäftigten blieb mit 24.621 Mitarbeitern nahezu konstant (+0,3 Prozent).