IHK: Ausbildungsangebot steigt, Interesse zu gering

Bielefeld. Die Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK) hat Anfang April insgesamt acht Prozent mehr    Ausbildungsverträge eingetragen als zum Vorjahreszeitpunkt (absolut 2.961; 2014 = 2.741). Dabei fällt der Anstieg in den gewerblich-technischen Berufen mit 15,1 Prozent noch deutlich stärker aus als in den kaufmännischen (+ 3,7 Prozent).

„Wir verstehen das Ergebnis als Zwischenstand, da die Mehrzahl der Ausbildungsverträge erst in den nächsten Wochen und Monaten eingetragen wird. Es ist aber umso erfreulicher, da uns die Unternehmen vermehrt ein zu geringes Interesse an dualer Ausbildung melden. Alle Verantwortlichen sind hier aufgefordert, die Perspektiven beruflicher Bildung den Schülerinnen und Schülern noch stärker zu verdeutlichen, da Bewerberzahlen in den nächsten Jahren weiter sinken werden“, appelliert IHK-Geschäftsführer Berufliche Bildung Swen Binner. Aus seiner Sicht korrespondieren die Zahlen mit den Statistiken der Agenturen für Arbeit. Für Ostwestfalen melden sie offiziell 5.241 unbesetzte Berufsausbildungsstellen für 6.134 unvermittelte Bewerber. Damit liegt die Zahl der Bewerber auf dem Vorjahresstand, während die Zahl der offenen Ausbildungsstellen um 8,5 Prozent ansteigt.

„Auch die Zahlen der Agenturen für Arbeit sind ein Indiz dafür, dass offene Ausbildungsstellen nicht hinreichend besetzt werden können. Erfahrungsgemäß nimmt der Trend zur Akademisierung weiter zu“, so Binner. Nach seinen Worten ist bemerkenswert, dass mittlerweile für Ostwestfalen eine Relation der gemeldeten offenen Ausbildungsstellen zu den unvermittelten Bewerbern von 0,85 erreicht worden ist. „Wenn wir bedenken, dass nur rund 60 Prozent der Unternehmen ihre offenen Ausbildungsstellen komplett den Agenturen für Arbeit melden, sieht die Relation de facto noch besser aus“, so der IHK-Geschäftsführer. Zum Vorjahreszeitpunkt lag diese Relation bei 0,79. Vergleiche man den 10-Jahres-Zeitraum, so lag sie im März 2005 lediglich bei 0,43.

Regional geht die Schere allerdings deutlich auseinander. Aktuell verzeichnet die IHK Ostwestfalen das höchste Plus im Kreis Herford (19,2 Prozent), gefolgt vom Kreis Paderborn (+ 14,7 Prozent), dem Kreis Minden-Lübbecke (+ 13,1 Prozent) und dem Kreis Höxter (+ 11,8 Prozent). Der Kreis Gütersloh liegt leicht über Vorjahresniveau, während die Situation in Bielefeld mit –
7,2 Prozent derzeit angespannt ist.

Für die IHK kündigt Binner an, die Akquisition offener Ausbildungsstellen zu intensivieren. In einer Sonderaktion werden die Führungskräfte der Abteilung bis Anfang Juni insgesamt 300 nicht ausbildende Betriebe persönlich kontaktieren, um sie für die Ausbildung zu gewinnen. Auch die Ausbildungsstellenakquisiteure werden ihre Bemühungen verstärken. „Noch wichtiger ist es, mit den Schulen zusammenzuarbeiten und den Schülerinnen und Schülern die vielfältigen Möglichkeiten der beruflichen Bildung zu erklären. In dieser Hinsicht leistet auch das in allen Kreisen und in der Stadt Bielefeld erfolgreich begonnene Übergangsmanagement KAoA („Kein Abschluss ohne Anschluss“) wertvolle Unterstützung“, so Binner.