Flüchtlinge – Integration Point in Bielefeld offiziell gestartet

Bielefeld. Am 12. Januar ist in Bielefeld der Integration Point, als neue zentrale Anlaufstelle für Flüchtlinge, offiziell gestartet. Die gemeinsam durch die Agentur für Arbeit, dem Jobcenter Arbeitplus und der Stadt Bielefeld getragene Einrichtung hat das Ziel, Flüchtlinge und Asylbewerber möglichst schnell in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu integrieren. Dabei ist eine enge Zusammenarbeit der beteiligten Institutionen entscheidend.

Für Flüchtlinge und Asylbewerber ist der Integration Point die zentrale Anlaufstelle zum Start in den deutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Die gemeinsame Schnittstelle aus Arbeitsagentur, Jobcenter und der Stadt Bielefeld stellt eine deutliche Vereinfachung für all diejenigen dar, deren Suche nach Arbeit durch die Vielzahl von Behörden und Ansprechpartnern erschwert ist. In der neuen Anlaufstelle in der Agentur für Arbeit Bielefeld sind die beteiligten Institutionen direkt vernetzt und arbeiten konkret zusammen. Unterstützt werden ihre Bemühungen auch durch die aktive Einbindung von Netzwerkpartnern, wie zum Beispiel den Wohlfahrtsverbänden, dem Ehrenamt und den Kammern. Letztere erweitern das Angebot des Integration Points temporär um die Anerkennungsberatung von Bildungsabschlüssen.

Der Geschäftsführer der Bielefelder Arbeitsagentur, Thomas Richter, erläuterte zur Eröffnung die Idee hinter dem neuen Angebot: „In unserem Integration Point erhalten Flüchtende und Asylbewerber praktische Hilfe aus unterschiedlichen und sehr komplexen Rechtsgebieten. Entscheidungen werden hier direkt getroffen – der Einstieg in den Integrationsprozess beginnt unmittelbar. Die praktische Zusammenarbeit wird vieles erleichtern. Menschen mit verwertbaren Qualifikationen sollen mit koordinierter Unterstützung aller Beteiligten in eine Beschäftigung gebracht werden. Gering Qualifizierte werden wir schrittweise an den Arbeitsmarkt heranbringen. Nicht zuletzt werden wir dabei in Sprache und Qualifikationen investierten müssen. Ein großer Teil der zu uns kommenden Menschen ist noch sehr jung. Diesen Jugendlichen muss der Weg in Ausbildung ermöglicht werden. Insbesondere hier arbeitet der Integration Point eng mit der REGE mbH zusammen.“

Rainer Radloff, Leiter des Jobcenters Arbeitplus in Bielefeld, umriss die  Situation für seine Institution: „Durch die Flüchtlingsbewegung stehen die Jobcenter vor einer gewaltigen Herausforderung. Je früher unsere Integrationsbemühungen ansetzen, umso größer sind die Chancen, dass aus Asylbewerbern keine Langzeitarbeitslosen werden. Wirksame Unterstützung – und die wird nur als Gemeinschaftsleistung aller beteiligten Institutionen gelingen – kann deshalb nicht früh genug ansetzen.“

Trotz der Intensität der gemeinsamen Bemühungen verringert das neue Angebot des Integration Points nicht die Integrationsarbeit mit den bisherigen Personengruppen an Arbeits- und Ausbildungssuchenden, betonen beide Geschäftsführer. Thomas Richter stellt klar: „Selbstverständlich dürfen und werden wir in unseren Bemühungen um die Integration inländischer Arbeitsloser nicht nachlassen. Die Bekämpfung von Langzeit- und Jugendarbeitslosigkeit bleiben geschäftspolitische Schwerpunkte.“

Auch Ingo Nürnberger, Sozialdezernent der Stadt Bielefeld, sieht in dem neuen Angebot einen wesentlichen Beitrag für die Integration. „Flüchtlinge haben einen langen Weg hinter sich, um nach Deutschland zu kommen, und einen langen Weg vor sich, um in Deutschland richtig anzukommen. Die Stadt, das Jobcenter und die Arbeitsagentur sind wichtige Partner für die Flüchtlinge, wenn es um den Spracherwerb und die Integration in den Arbeitsmarkt geht. Es ist gut, dass wir imIntegration Point noch enger zusammenarbeiten wollen. „Bielefeld integriert“ als Leitmotto der Integrationsarbeit in unserer Stadt gilt damit auch für den Arbeitsmarkt.“

Thomas Richter dämpfte aber auch überzogene Erwartungen an eine schnelle und reibungslose Integration: „Menschen, die aus Angst ihre Heimat verlassen, alles zurücklassen und bei uns von vorne beginnen müssen, werden nur in Ausnahmefällen direkt in den Arbeitsmarkt einmünden können. Davor wird die Erfüllung von existenziellen Bedürfnissen stehen, einer Wohnung oder Kleidung. Auch braucht es Zeit für die kulturelle und berufliche Neuorientierung in einer differenzierten Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft. Und das Erlernen der deutschen Sprache ist nicht von heute auf morgen machbar. Natürlich werden wir trotzdem mit einem chancenorientierten Blick die Kompetenzen und Potenziale der Flüchtlinge betrachten und fördern. Damit nutzen wir das Potenzial der Menschen zur zukünftigen Abmilderung von Fachkräfteengpässen.“

Alle Beteiligten sind sich einig, die Kooperation der Behörden im Integration Point ist der richtige Schritt, lange Wege und aufwändige Absprachen zwischen sich häufig fremden Experten, die unterschiedliche Ziele verfolgen, zu vermeiden. Damit rückt das Ziel, den Weg in Arbeit und Ausbildung schnell zu eröffnen, näher.