William Kentridge in der Kunsthalle Bielefeld

WilliamKentridge.jpgBielefeld. In Kooperation mit der lichtsicht Projektions-Biennale Bad Rothenfelde präsentiert die Kunsthalle Bielefeld vom 3. September bis zum 11. Oktober das Video «Second-hand Reading» von William Kentridge. Vom 11. bis zum 28. Oktober wird zudem eine Außenprojektion im Skulpturenpark der Kunsthalle zu sehen sein.

 Gezeigt wird dort ein Ausschnitt des neuen Filmes «More Sweetly Play the Dance», der auf der lichtsicht Projektions-Biennale Bad Rothenfelde ab dem 18. September 2015 in voller Länge zu sehen sein wird.

Mit dem Video «Second-hand Reading» führt die Kunsthalle Bielefeld ihre Ausstellungsreihe mit Film- und Videokunst in der Studiengalerie der Kunsthalle fort. Der «Flip-book» Film (Daumenkinofilm) «Second-hand Reading» wurde durch das sukzessive Filmen von Zeichnungen auf den Seiten des «Shorter Oxford English Dictionary» erstellt – ein wiederverwendendes Lesen (Second-hand Reading) dieses Buches. Der Film ist sowohl eine Erzählung, er beginnt am Anfang und schließt mit dem Ende, aber würdigt auch Wiederholung, Inkonsistenz und Unlogik als sein Material.

Die Zeichnungen zeigen geometrische Figuren, Worte, Satzzeichen, abstrakte Pinselzeichnungen, Gegenstände, Tiere, oder auch menschliche Figuren in Bewegung, etwa tanzend, auch William Kentridge selbst ist zu sehen.

Die Musik des Filmes wurde komponiert und eingespielt von dem in Kapstadt ansässigen Komponisten Neo Muyanga. William Kentridge bezeichnet das Buch als überdeterminiert: «Es gibt die Möglichkeit des Mannigfachen, ein Überschuss an Gründen für das Buch, neu zu erscheinen.

Zuerst hat es mit der Art des Papiers zu tun. Bücher wollen auf verschiedene Weise bemalt werden, abhängig davon, wie Sie die Zeichenkohle aufnehmen. Einige haben sehr glänzendes Papier, von dem die Kohle sehr leicht abgebürstet werden kann. Es gibt andere Bücher, die nicht gut geleimt sind und die Tusche daher wie Löschpapier aufnehmen. Die Seiten anderer Bücher halten die Tusche sehr gut und werden nicht wellig, wie die Seiten des Shorter Oxford English Dictionary, das für diese Arbeit benutzt wurde.

Es gibt die Möglichkeit des Mannigfachen darin, einen Band zu kaufen und darin neunhundertsiebzig oder zwölfhundertvierzig Seiten zu finden, die darauf warten, dass man auf sie zeichnet. Es ist etwas an einem Wörterbuch, das Fülle suggeriert; Fülle an Wörtern. Es enthält tausende von Wörtern, die man vielleicht nie benutzt, aber man ist trotzdem glücklich, diese drei Kilogramm Gewicht in der Hand zu haben.

Es gibt ein Gefühl von Animation in den hunderten von tausenden an Rahmen, die darauf warten, umgeblättert zu werden; ein Daumenkino im großen Maßstab. Anders als ein normales Ries Papier oder eine Rolle Zeichenpapier oder eine Schublade voller Zeichenpapier besitzt es auch die erzählerische Spannung eines Buches; das Gefühl, dass es ein Cover am Anfang gibt und eines am Ende des Buches und man öffnet es am Anfang und geht durch bis zum Ende.»

William Kentridge wurde 1955 in Johannesburg geboren und lebt und arbeitet dort. Aufgewachsen unter der südafrikanischen Apartheidsregierung, widmet sich William Kentridge Second-hand Reading, 2013 HD Video, ca. 7min.

03.09.15 bis 11.10.15, Eröffnung 02.09.15 um 19 h

Kentridge in seiner Arbeit den brisanten politischen Themen seines Landes. Die Zeichnung ist das Leitmotiv seiner künstlerischen Arbeit, zugleich arbeitet er als Regisseur, Animationsfilmer, Bühnenbildner und Performancekünstler.

Sein Interesse für optische Phänomene durchzieht das gesamte Werk Kentridges, einige Arbeiten haben speziell den Diskurs des Sehens zum Thema. William Kentridge erhielt im Jahr 2000 die Carnegie-Medaille, 2003 den Goslarer Kaiserring, 2008 den Oskar-Kokoschka-Preis, 2010 den Kyoto-Preis und 2012 den Dan-David-Preis.

Foto: William Kentridge Second-hand Reading, 2013, Flipbook film from drawings on single pages of the Shorter Oxford English Dictionary HD video, approx. 7 minutes still ;© the artist