Wie man als Mieter Teil der Energiewende wird

Bielefeld. Strom aus der eigenen Solaranlage – den konnten bisher hauptsächlich Hauseigentümer nutzen. Bei einer Infoveranstaltung des Regionalverbandes OWL im Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) zum Thema „Mieterstrom“ wurde deutlich, dass das nicht so bleiben muss. Ob mit dem einfachen und kostengünstigen Solarmodul für den Balkon oder der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses: Von der Sonne können alle profitieren.

Mieterstrom Saage: Daniel Saage (Westfalendwind GmbH) und Elmar Vogel (Vertriebsleiter Stadtwerke Lübbecke GmbH) Foto: LEE OWL

Mieterstrom Saage: Daniel Saage (Westfalendwind GmbH) und Elmar Vogel (Vertriebsleiter Stadtwerke Lübbecke GmbH) Foto: LEE OWL

Ein Experte der Verbraucherzentrale wies daraufhin, dass Mieter schon für knapp 400 Euro Teil der Energiewende werden können. So viel kostet nämlich ein so genanntes Stecker-Solarmodul für den Balkon. Es ist kinderleicht zu installieren und produziert so viel Strom wie zwei mittlere Kühlschränke im Jahr verbrauchen. Dass es natürlich auch größer geht, zeigte ein Vertreter der Firma Naturstrom AG, die mehrere große Photovoltaikanlagen auf Mehrfamilienhäusern in ganz Deutschland betreibt und den Mietern diesen vor Ort erzeugten Strom zur Verfügung stellt. Auch die Stadtwerke Lübbecke haben ein Mieterstrom-Modell auf einem Mehrfamilienhaus-Dach realisiert – weitere Projekte sollen folgen.

Gerichtet war die Veranstaltung vor allem an Wohnungsbaugenossenschaften, gewerbliche Immobilienbesitzer, Kommunen und regionale Energieversorger. Aus jedem der Bereiche waren Vertreter angereist.

Die Referenten von Energieagentur NRW, Verbraucherzentrale NRW, Naturstrom AG und den Stadtwerken Lübbecke verwiesen allesamt neben dem wirtschaftlichen Aspekt auf den großen Imagegewinn, den solche Mieterstrom- Projekte insbesondere für Immobiliengesellschaften mit sich bringen. Denn: Die Akzeptanz der Mieter sei erfahrungsgemäß groß, nicht nur, weil sie unterm Strich bei der Stromrechnung am Ende des Jahres bares Geld sparen.

Kerstin Haarmann, geschäftsführender Vorstand des LEE OWL erklärte, wie viel Potential das Thema „Mieterstrom“ gerade für Großstädte birgt. Nicht nur deshalb fand die Infoveranstaltung in Bielefeld statt. Haarmann verwies auf aktuelle Zahlen der Landesstatistiker: Demnach hat in Bielefeld Photovoltaik- Strom einen Anteil am Gesamtstromverbrauch von gerade mal 1,4%. Da sei noch viel Luft nach oben, so Haarmann. Schließlich gebe es noch reichlich ungenutzte Dächer, die sich für die Installation einer PV-Anlage eigneten.

Zum Abschluss der Infoveranstaltung in den Räumen des SCHÜCO Competence Centers appellierte der ehemalige Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energien Johannes Lackmann an die Politik: Private und gewerbliche Verbraucher dürften nicht länger der Lastesel der Energiewende sein. Er forderte von der Politik das so genannte Net-Metering- Modell „Volle Eigenversorgung durch PV für 15 ct/kWh“. Dabei wird die heute vorgeschriebene Bürokratie beim Bau einer PV-Anlage überflüssig – Solarstrom muss nicht mehr aus dem EEG-Umlagetopf gefördert werden und das allgemeine Stromnetz dient als großer Speicher.

Die aktuell aufwändigen Messverfahren bei Mieterstrom-Modellen wären dann überflüssig, es wäre ein Anreiz-Programm für den dringend benötigten Ausbau des Photovoltaik-Sektors.

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