Wenn der Koch aus Syrien kommt

15.000 Menschen mit Fluchtkontext sind in Ostwestfalen-Lippe auf Job-Suche. Gewerkschaft NGG fordert mehr Job-Chancen für Geflüchtete.

Bielefeld. Wenn der Koch aus Syrien kommt: In Ostwestfalen-Lippe ist bei der Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt „noch deutlich Luft nach oben“. Das jedenfalls sagt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Etwa 15.000 Menschen mit Fluchthintergrund waren nach Angaben der Arbeitsagentur hier im vergangenen Dezember auf Job-Suche – darunter rund 8.500 Syrer, 3.800 Iraker und 1.030 Afghanen. Damit haben 13 Prozent aller Menschen, die zuletzt in OWL eine Arbeit suchten, eine Flucht hinter sich. Die NGG Bielefeld-Herford spricht von einem „großen Potential für den regionalen Arbeitsmarkt“, das nicht ungenutzt bleiben sollte.

„Geflüchtete haben es besonders schwer, einen Job zu finden“, sagt NGG-Geschäftsführerin Gaby Böhm. Neben der Arbeitserlaubnis fehlten oft die nötigen Sprachkenntnisse oder eine ausreichende Schulbildung. Gut zwei Jahre nach der großen Zuwanderungswelle macht die NGG Druck: Es sei „höchste Zeit für mehr Anstrengungen von Politik und Wirtschaft, um Schutzsuchenden eine bessere Chance auf dem heimischen Arbeitsmarkt zu geben. Doch auch sie selbst müssen sich aktiv um einen Job kümmern.“

In der Gastronomie gibt es Start -  Chancen  für Menschen, die nach Deutschland  geflüchtet sind. Die Gewerkschaft NGG  fordert mehr Anstrengungen bei der  Integration von Schutzsuchenden in den  Arbeitsmarkt. Foto: © Tobias Seifert, NGG

In der Gastronomie gibt es Start-Chancen für Menschen, die nach Deutschland geflüchtet sind. Die Gewerkschaft NGG fordert mehr Anstrengungen bei der Integration von Schutzsuchenden in den Arbeitsmarkt. Foto: © Tobias Seifert, NGG

Die Hotellerie und Gastronomie habe eine jahrzehntelange Erfahrung mit Zuwanderern, sagt Böhm und spricht vom „Integrationsmotor Gastgewerbe“. Die Branche könne besonders jungen Flüchtlingen eine Perspektive bieten – ebenso wie die Lebensmittelwirtschaft. Denn wer als Schutzsuchender eine Berufsbildung beginnt, erhält nach dem Integrationsgesetz eine Duldung, um in Deutschland zu bleiben, erklärt die Gewerkschafterin. „Viele Hotels und Gaststätten in Ostwestfalen-Lippe, aber auch Betriebe der Ernährungsindustrie dürften sich über neue Bewerber freuen. Und sie bieten Asylbewerbern, die bislang keine Anerkennung haben, eine Brücke ins berufliche und gesellschaftliche Leben.“

Damit es im Betrieb dann auch rund laufe, müssten die Geflüchteten ausreichend Deutsch sprechen und kulturelle Besonderheiten kennen, betont Böhm. „Der vorgeschriebene Integrationskurs reiche hier oft nicht aus. „Wir brauchen mehr staatliche Bildungsangebote, um Asylbewerber fit für den Arbeitsmarkt zu machen – und im nächsten Schritt ein richtiges Einwanderungsgesetz, damit Fachkräfte legal zu uns kommen können.“

Die Zuwanderung biete angesichts des Facharbeiterbedarfs, den es in vielen Bereichen gebe, riesige Möglichkeiten – für Unternehmen und Schutzsuchende gleichermaßen, so Böhm weiter. An die Adresse der Betriebe macht die Gewerkschafterin jedoch deutlich: „Es darf keine Aufweichung des Mindestlohns oder der Dokumentationspflichten geben. Wer nach Deutschland geflüchtet ist, hat eine Chance verdient und darf nicht als billige Arbeitskraft ausgenutzt werden.“