Vorbereitungen für umfassende Sanierung des Rathauskomplexes laufen

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Vorbereitungen für umfassende Sanierung des Rathauskomplexes laufen.

Minden. Sechs Gebäude aus mehreren Jahrhunderten: Der Mindener Rathauskomplex ist in die Jahre gekommen und entspricht bei Weitem nicht mehr aktuellen Anforderungen von Kundenfreundlichkeit und moderner Büroraumplanung. Er ist für Besucher*innen oft unübersichtlich, wegen unterschiedlicher Geschosshöhen in Teilen nicht barrierefrei, hat viel zu viele Verkehrsflächen und zu wenig Büroraum. Kurzum: Es muss dringend etwas getan werden – und zwar umfassend. Vor diesem Hintergrund plant die Stadtverwaltung mit Unterstützung von Fachbüros seit rund zweieinhalb Jahren die Sanierung des gesamten Rathauskomplexes und die zeitgemäße Umgestaltung des Inneren.

Für die komplette Sanierung von fünf zusammenhängenden Gebäuden – der Teil am Scharn ist geräumt und verkauft – hat der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Minden einen Kostenrahmen von insgesamt 34,5 Millionen Euro einschließlich Ausstattung festgelegt. Der Sanierungsbeschluss wurde bereits im September 2016 gefasst. Nun legten Stadtkämmerer Norbert Kresse und Fachbereichsleiter Andreas Fabry, verantwortlich für Personal und Organisation, dem Haupt- und Finanzausschuss in seiner jüngsten Sitzung die Vorentwurfsplanung mit einer nach Kostengruppen ausgeschlüsselten Kostenschätzung vor.

Die zentrale Aussage des Stadtkämmerers lautete: „Der verbindlich gesteckte Kostenrahmen wird eingehalten.“ Aber: Es muss aufgrund von Planungsänderungen umgeschichtet werden. Höhere Baunebenkosten, höhere Kosten bei der Baukonstruktion und für technische Anlagen werden nach der neuen Berechnung im Wesentlichen über Einsparungen bei der Ausstattung kompensiert, so dass am Ende wieder der selbe Betrag steht. „Nicht eingerechnet war von vornherein der Grunderwerb der Ladenflächen“, macht Norbert Kresse im Ausschuss deutlich. Die Stadtverwaltung hat elf von 16 Teileigentumsflächen im Rathauskomplex bereits gekauft. Für die übrigen fünf steht der Stadtkämmerer in Verhandlungen. Verkauft ist der Gebäudeteil A am Scharn. Hier entsteht ab Anfang Januar 2018 ein neues Geschäftshaus mit Büroflächen im 2. und 3. Obergeschoss sowie im Dachgeschoss. Diese hat die Stadt Minden angemietet.

Rund 500 Arbeitsplätze sollten nach einer Flächenbedarfsanalyse künftig im sanierten Rathauskomplex – inklusive neuem Geschäftshaus – untergebracht sein. Das war der Stand im September 2016. Nun sind es nur noch 461. Im Wesentlichen seien die „verloren gegangenen Flächen“ mit mehr Raumbedarf für Technik, einer nicht mehr flexiblen Flurführung im Rathaus-Neubau (Deilmann-Bau) aus den 1970er Jahren und dem nicht mehr möglichen Ausbau des Dachgeschosses im Stadthaus am Großen Domhof zu erklären.

Auch das Entgegenkommen des Amtes für Denkmalpflege beim LWL in Münster, die Dachfläche des denkmalgeschützten Stadthauses am Großen Domhof mit Einzelgauben zur Belichtung der Räume im Dachgeschoss öffnen zu dürfen, konnte die Anforderungen aus den Arbeitsstättenrichtlinien nicht überwinden, wie Andreas Fabry berichtet. Dafür hätte es umfassendere Raumerweiterungen geben müssen. Nun wird aus dem Dach wahrscheinlich Lager- und Archivfläche; als Bürofläche wird dieser Teil fehlen.

Mehr Platz als 2016 berechnet brauchen auch die Technik – im Schwerpunkt die Elektroverteilung – und neun vorgeschriebene Behinderten-Toiletten – bisher gab es im gesamten Rathaus nur eine. Bürofläche geht auch durch die – ebenfalls vom Denkmalschutz – geforderte, bleibende Flurführung im Deilmann-Bau verloren. Weniger Nutzfläche steht darüber hinaus im angemieteten Dachgeschoss des neu zu errichtenden Geschäftshauses am Scharn zur Verfügung. Auch hier gibt es ein bisher nicht bekanntes Problem mit der Schräge und den vorgeschriebenen Raumhöhen. „Summa summarum haben wir dadurch rund 40 Arbeitsplätze verloren“, so Fabry.

Hinzu kommt, dass sich die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 2017 erhöht hat und in 2018 weiter erhöhen wird, so dass mehr Arbeitsplätze im Rathaus gebraucht werden. Im Vergleich zum Stand im Februar 2017, wo der Bedarf von 537 Arbeitsplätzen im Rathauskomplex ermittelt wurde, hat sich die Zahl aktuell um acht Arbeitsplätze auf 545 erhöht. „461 Mitarbeiter*innen finden nach aktuellem Stand im Rathaus noch Platz. Das bedeutet, dass für 84 Arbeitsplätze eine externe Lösung gefunden werden muss“, erläutert Fachbereichsleiter Fabry. Diese Unterbringungsmöglichkeit werde vorrangig im ehemaligen Sparkassengebäude nebenan gesehen. Die Verwaltung hat dafür einen Prüfauftrag vom Haupt- und Finanzausschuss erhalten.

 

Das Rathaus wird nach der umfassenden Sanierung nicht nur energetisch ertüchtigt, sondern auch barrierefreier als bisher sein. Es wird auch ein Wegweisungssystem geben. Die Dienststellen mit viel Publikumsverkehr werden künftig in den unteren Geschoss-Ebenen zu finden sein. Der so genannte „parlamentarische Bereich“ wird rund um das Historische Rathaus konzentriert. Es wird deutlich mehr Sitzungsräume und buchbare Besprechungsmöglichkeiten geben, so Fabry.

Insgesamt stelle das Projekt „eine große Herausforderung für die Verwaltung“ dar, macht Stadtkämmerer Norbert Kresse deutlich. Denn alle Gebäudeteile – seit Anfang 2016 auch der so genannte Deilmann-Bau aus den 70er Jahren – stehen unter Denkmalschutz. Alle Planungen müssen mit der Denkmalpflege abgestimmt werden. Positiv sei, dass für die energetischen Sanierungsmaßnahmen Städtebaufördermittel vom Land NRW in Höhe von 80 Prozent gewährt werden, so Kresse. 2 Millionen Euro seien bereits bewilligt, weitere 1,3 Millionen Euro werden 2018 erwartet, was den Kreditbedarf der Stadt reduziere. Eine weitere Förderung sei möglich, wenn weitere energetische Maßnahmen – wie der Einsatz von Photovoltaik oder die Dämmung des Tiefgaragendaches – umgesetzt würden. Dafür müsse aber der gesteckte Kostenrahmen erweitert werden, so Kresse. Auch das soll nun geprüft werden.

 

Die Sanierung und der Umbau sollen in drei Bauabschnitten erfolgen. Von der ersten Bauphase sind der Gebäudeteile A am Scharn, das Alte Rathaus und der erste Abschnitt im Gebäudeteil C – bis zum Treppenhaus gegenüber der ehemaligen Sparkasse – betroffen. Alle vom ersten Bauabschnitt betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind jetzt in das Regierungsgebäude am Weserglacis umgezogen – zuletzt in dieser Woche das Standesamt. Das Gebäude wurde als Interimslösung für vier Jahre von der Stadt angemietet und ist nun auf allen drei Ebenen des Hauptgebäudes belegt. 180 Arbeitsplätze konnten hier untergebracht werden.

Das Alte Rathaus (Eingang Markt 1) wird ab Ende Oktober geschlossen sein. Die letzte Ratssitzung hat hier am 12. Oktober stattgefunden. Die Stadtverordnetenversammlung wird für die rund eineinhalb jährige erste Bauphase im Kreishaus tagen. Trauungen werden ab 20. Oktober im Regierungsgebäude vollzogen. Hier steht ein repräsentativer Raum für Eheschließungen zur Verfügung. Die meisten Ausschusssitzungen laufen bereits seit Mitte September in der „Alten Regierung“.

Infos auch unter www.minden.de/rathaussanierung