Verzweiflung, Wut und Schuldgefühle – bei einer Essstörung leidet die gesamte Familie

Angebot für Angehörige von Essgestörten beim Gesundheitsamt des Kreises

Andrea Schadomsky vom Sozialpsychiatrischen Dienst des Kreises berät Angehörige von Essgestörten, Foto: Kreis Paderborn

Andrea Schadomsky vom Sozialpsychiatrischen Dienst des Kreises berät Angehörige von Essgestörten, Foto: Kreis Paderborn

Paderborn. Die Mutter quält schon am Morgen der Gedanken ans gemeinsame Abendessen. Denn sie weiß, es wird wieder Streit über Essen, Gewicht und Figur geben. Der Partner steht verzweifelt vor dem leeren Kühlschrank, den er doch erst am Tag zuvor gefüllt hat. Und die Geschwister fürchten sich vor dem Tag, wenn die Schwester wieder aus der Klinik kommt. „Wenn junge Menschen unter einer Essstörung leiden, dann leidet die ganze Familie mit“, weiß Andrea Schadomsky vom Sozialpsychiatrischen Dienst des Kreisgesundheitsamtes Paderborn. Häufig hat sie weinende Angehörige am Telefon, die einfach nicht mehr weiterwissen. Deswegen bietet der Kreis nun ein neues Eltern- und Angehörigenprogramm an: „Was zählt?! – Gemeinsam Wege aus der Essstörung finden“.

„Sie sehen ihrem Kind oder ihrem Partner buchstäblich dabei zu, wie sie oder er sich zu Tode hungert“, erzählt Schadomsky, die weiß, welche Verzweiflung, aber auch Schuldgefühle und Wut auf die Angehörigen einprasseln. Das neue Angebot hilft Betroffenen, die Krankheit und ihre Ursachen besser zu verstehen. Sie lernen, wie sie den Erkrankten besser unterstützen, sich aber auch besser abgrenzen können, und ermöglicht den Austausch mit anderen Eltern. Bis zu zehn Personen können an dem Programm teilnehmen, dass sich über fünf Abende erstreckt. Entwickelt wurde es von der „Werkstatt Lebenshunger e.V.“.

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