Urlaubsreisetrends 2017 Die Ferienpläne der Deutschen

DSC04519Zum Jahresbeginn 2017 hat die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (FUR) für die CMT in Stuttgart eine erste vorläufige Bilanz des Reisejahres 2016 erstellt und die touris- tischen Trends des neuen Jahres ermittelt. Martin Lohmann stellte für die FUR die Ergebnis- se in Stuttgart vor.

2016: Noch ein Rekordjahr

Auch 2016 präsentierte sich der weltweite Tourismus wieder als Wachstumsbranche – trotz des als schwierig wahrgenommenen Umfeldes. Die Zahl internationaler Ankünfte wuchs um rund 4% [Quelle: UNWTO], für das Gesamtjahr 2016 wird ihre Zahl voraussichtlich bei deut- lich über 1,2 Mrd. liegen.

Auch die Destination Deutschland konnte im Jahr 2016 wiederum Zuwächse in den Beher- bergungsstatistiken verzeichnen. Die Zahl der Ankünfte stieg bis September um 2,8% ge- genüber dem Vorjahr, die Zahl der Übernachtungen um 2,5% [Quelle: Stat. Bundesamt]. Dabei trugen vor allem deutsche Gäste (Ankünfte +3,2%; Übernachtungen +2,8%) zum er- neuten Wachstum bei.

Für den Bereich der Urlaubsreisen der Deutschen erwartet die FUR nach den vorläufigen Daten auf der Basis der RA online vom Jahresende für 2016 ein stabil hohes Niveau der Nachfrage mit einem Volumen von etwa 69 Mio. Urlaubsreisen mit Ausgaben in Höhe von ca. 66 Mrd. Euro (= Vorjahrsniveau) und eine Steigerung der Zahl der Kurzurlaubsreisen auf 88 Mio. (+ 4% zum Vorjahr).

Terror dämpft nicht Reiselust, sorgt aber für Verschiebungen der Reiseströme

Die vorläufige Bilanz ist erfreulicher als zu Jahresbeginn abzusehen war. Der Start ins Reise- jahr 2016 stand unter schlechten Vorzeichen, bedingt durch die Verunsicherung nach einer Terrorwelle Ende 2015, die sich im Jahr 2016 fortsetzte. Darüber hinaus wurde die politische Lage als Kriterium der Reisezielwahl stärker als früher thematisiert. Diese aktuellen Entwick- lungen haben das Gesamtvolumen der Urlaubsreisenachfrage nicht reduziert. Es kam aber zu deutlichen Verschiebungen der touristischen Reiseströme innerhalb Europas. Dennoch sind Länder wie die Türkei und Ägypten auch 2016 bedeutende Urlaubsziele der Deutschen geblieben.

Die Reiseveranstalter in Deutschland hatten durch die Verlagerung der Reiseströme einige Herausforderungen zu bewältigen. Für das Tourismusjahr berichten sie dennoch von stabi- len Umsätzen [Quelle: DRV].

Die im Vergleich zu den Befürchtungen in der ersten Jahreshälfte 2016 insgesamt positive Situation ergibt sich u.a. durch den breiten Verhaltensspielraum der Urlauber (viele Urlaubs- interessen), aber auch durch den geringen direkten Bezug des aktuellen Terrors zu den meisten Urlaubszielen.

Quellmarkt Baden-Württemberg: Gern ins Ausland

Rund 13% der Urlaubsreisen (8,7 Mio.) kommen aus dem Quellmarkt Baden-Württemberg. Die Ausgaben dafür liegen bei ca. 9 Mrd. Euro. Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil der Auslandsreisen (81% der Urlaubsreisen aus Baden-Württemberg; alle Urlaubsreisen: 71%). Neben Reisen ans Mittelmeer zieht es die Baden-Württemberger auch weiter weg: Mehr als jede zehnte Reise ist eine Fernreise (12% der Urlaubsreisen aus Baden-Württemberg; alle Urlaubsreisen: 8%) [Quelle RA 2016]. Auch bei den Kurzurlaubsreisen sind die Baden- Württemberger aktiv: 11 Mio. waren es im vergangenen Jahr, ebenfalls 13% der Nachfrage aus Deutschland [Quelle RA online Nov. 16].

Caravaning: Reisen mit Wohnwagen und Reisemobil ist beliebt

Etwa 3 Mio. Urlaubsreisen werden pro Jahr mit dem Wohnwagen oder dem Wohnmobil un- ternommen, hinzukommen ca. 4 Mio. Kurzurlaubsreisen. Mit einem Marktanteil von jeweils gut 4% blieb das Caravaning-Segment in den letzten Jahren stabil, langfristig gab es aber Steigerungen. Für das Wachstum sind zunehmend jüngere Kunden verantwortlich, das Durchschnittsalter der Caravaner ist von 2005 zu 2015 leicht gesunken.

Für die Zukunft interessieren sich 11% (2006: 8%) der Bevölkerung für eine Reise mit dem Wohnmobil, rund 8% (2006: 7,5%) denken an einen Wohnwagenurlaub [Quelle RA 2016].

Vorzeichen für 2017:
Stabile Wahrnehmung der wirtschaftlichen Situation und viel Urlaubslust

Bei der Einschätzung der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung sind die Deutschen we- niger pessimistisch gestimmt als im Vorjahr: Mit 33% erwartet jeder dritte in der Bevölkerung, dass die Lage sich im gerade begonnenen Jahr verschlechtern wird (Vorjahr 46%), 16% er- warten eine Verbesserung (Vorjahr: 13%). Nun werden Reisepläne weniger vor dem Hinter- grund der allgemeinen als mit Blick auf die persönliche Situation entwickelt. Hier sieht das Bild anders aus: 24% (nahezu unverändert, Vorjahr 25%) erwarten, dass sich ihre persönli- che wirtschaftliche Situation in einem Jahr verbessert haben wird; 21% (Vorjahr: 20%) be- fürchten eine Verschlechterung. Die restlichen 55% sehen keine Veränderung. Die somit insgesamt als stabil wahrgenommene individuelle wirtschaftliche Situation ist eine wichtige Vorbedingung für den Urlaubstourismus 2017.

Mit Gedanken an die Urlaubsreisen 2017 haben sich bereits vier von fünf Deutschen (79%) beschäftigt. Ob jemand tatsächlich eine Reise antritt, ist vor allem eine Frage des Könnens (ausreichend Zeit und Geld?) und des Wollens (Urlaubslust?). Deswegen erheben wir diese Indikatoren als Basis zukünftiger touristischer Nachfrage. Hier zeigt sich: Die Urlaubslust steigt (56%, Vorjahr: 53%). Ebenfalls sehen viele Personen für 2017 ausreichende finanzielle Möglichkeiten (57%) und zeitliche Möglichkeiten (61%). Diese Daten weisen auf eine stabile Nachfrage (Zahl der reisenden Personen) im Urlaubstourismus 2017 hin. Spielraum für Wachstum könnte es bei der Zahl der Reisen und bei den für Reisen getätigten Ausgaben geben. Auch danach haben wir gefragt: 23% der Deutschen wollen 2017 mehr Reisen ma- chen als im Vorjahr, 13% weniger. 28% wollen mehr Geld für Reisen ausgeben, 14% weni- ger.

Insgesamt drücken diese Ergebnisse vor allem eine positive Urlaubsstimmung aus, die nach- frageseitig gute Startbedingungen für 2017 signalisiert.

Urlaub 2017: Reiseziele und Reisearten

Als Touristen sind die Deutschen sehr verlässlich, selbst in ihrer Neugier: 41% planen, in diesem Jahr ein Ziel zu besuchen, in dem sie noch nicht gewesen sind. Das ist fast der glei- che Wert wie im vergangenen Jahr (42%). Diese Absicht wird oft auch in die Tat umgesetzt: Rund 35% der Urlaubsreisen führen in ein Ziel, in dem der Reisende noch nicht gewesen ist. Nicht so stark ausgeprägt ist das Interesse, eine neue Art von Urlaubsreisen auszuprobieren. Das planen für 2017 „nur“ 14%.

Die geäußerten Präferenzen für Destinationen sind nahezu identisch mit denen der Vorjahre. Insgesamt betrachtet werden deswegen auch 2017 Urlaubsreisen im eigenen Land mit etwa 30% den ersten Platz der Hitparade einnehmen. Es folgen Spanien, Italien, Österreich und die Türkei. Vieles spricht dafür, dass die relativen Verlagerungen im Mittelmeertourismus zu eher westlichen Zielen auch 2017 bestehen bleibt.

Ausblick

Für 2017 kann man auf Grundlage dieser Daten und unter der Annahme einer weitgehend positiven wirtschaftlichen Situation der Privathaushalte wieder ein sehr gutes Reisejahr er- warten. Die nachfrageseitigen Startbedingungen für den Urlaubstourismus im Jahr 2017 sind positiv. Terror, Krisen, politische und gesellschaftliche Veränderungen können dieses Bild auch in Zukunft beeinflussen, die Einflüsse bleiben aber begrenzt.

Ein signifikantes Wachstum des Gesamtmarktes ist nicht zu erwarten. So bleibt bei einer auf hohem Niveau stagnierenden Nachfrage der Wettbewerb zwischen den Destinationen und Anbietern um die anspruchsvollen und kompetenten Kunden hart. Schöne Ferien dürften für die meisten Urlauber auch 2017 kein Problem sein.

Foto: Klaus Ottenberg