UN-Sonderorganisation stellt Weichen für neues Programm

UN-Sonderorganisation stellt Weichen für neues ProgrammParis/Kreis Gütersloh. Der Titel Welterbe der UNESCO ist ein besonderer Status für Kulturdenkmäler und Naturdenkmäler. Nun plant die Sonderorganisation der Vereinten Nationen zum ersten Mal nach mehr als 40 Jahren wieder eine neue Flächenkategorie: die UNESCO Global Geoparks. Diese Entscheidung traf jetzt der Exekutivrat in Paris. Das kann auch für den Kreis Gütersloh von großer Bedeutung sein: Der Natur- und Geopark TERRA.vita gehört voraussichtlich in die Kategorie.

1972 wurden die UNESCO-Welterbstätten ins Leben gerufen. Der endgültige Beschluss zum neuen Programm wird die Generalversammlung der UNESCO im Herbst fassen. Insider gehen davon aus, dass die Versammlung, in der 195 Staaten der Welt vertreten sind, die Vorentscheidung des Exekutivrates bestätigen wird.

Ein Globaler Geopark – wie TERRA.vita – ist eine Region, die ein bedeutendes geologisches Erbe in nachvollziehbaren Grenzen aufweist, über ein funktionierendes Management verfügt und Beiträge zur Regionalentwicklung, Umweltbildung und Schaffung von naturverträglicher Erholungsinfrastruktur leistet.

Die Entscheidung der UNESCO hat für den Kreis Gütersloh in vielerlei Hinsicht Bedeutung, betont Albrecht Pförtner, Geschäftsführer der pro Wirtschaft GT GmbH und neben den Städten Borgholzhausen, HalleWestfalen und Werther (Westf.) Mitglied beim Natur- und Geopark TERRA.vita: „Ich sehe den Imagegewinn als größten Vorteil. Es ist ein internationales Alleinstellungsmerkmal, über dessen Nutzung sich die Region verständigen wird.“ Pförtner zeigte sich zudem zuversichtlich, dass der Zugang zu nationalen und europäischen Fördermitteln leichter gelinge. Studien belegten darüber hinaus, dass UNESCO-Regionen in der Regel einen Besucherzuwachs verzeichnen. „Je nachdem, wie die Region diese Vorteile nutzt, können das Zusammengehörigkeitsgefühl und die regionale Identität  wachsen“, betonte er.

Die Sorge, dass ein UNESCO-Label Einschränkungen des kommunalen Handelns bedeutet, teilt TERRA.vita-Geschäftsführer Hartmut Escher nicht: „Anders als etwa bei UNESCO-Biosphärenreservaten, die eine Schutzgebietskategorie darstellen, gehen von Geoparks keine Vorgaben aus. Allerdings müssen sich Geoparks einem vierjährigen Revalidierungszyklus unterziehen.“ Dann werden Fortschritte in den Bereichen umweltverträgliche Erholungsinfrastruktur, Umweltbildung, regionale Wertschöpfung, Forschung und internationale Zusammenarbeit überprüft. Das Label ist befristet und wird bei Gewährung einer sogenannten grünen Karte für vier Jahre vergeben. Die gelbe Karte signalisiert Vorbehalt und eine Befristung auf zwei Jahre, während im Fall einer roten Karte der direkte Ausschluss die Folge ist. Auf diese Weise wird ein aktueller und anspruchsvoller Standard gesichert, der allerdings nicht zum Nulltarif zu haben ist, wie Escher erläutert. Der derzeitige Personal- und Sachmittelansatz, für den im Kern der Landkreis Osnabrück verantwortlich ist, wird als Mindestanspruch gesehen, um die folgenden Revalidierungsprozesse erfolgreich abzuschließen. Hier liegt die eigentliche Herausforderung für die Zukunft: TERRA.vita wird sich im Juni einer weiteren Revalidierung unterziehen und scheint nach zahlreichen Infrastrukturprojekten in der jüngeren Vergangenheit und der Erarbeitung eines  Masterplanes für die Zukunft gerüstet.

Das Globale Geopark Netzwerk, das zur Zeit 111 Parks weltweit in Europa, Asien, Afrika und Amerika umfasst, wird nach der endgültigen Entscheidung im Herbst den UNESCO Titel führen dürfen. Dazu gehören attraktive Ziele wie die Inseln Azoren, El Hierro, Lesbos, Shetland und Langkawi oder bekannte Regionen wie die Haute Provence, English Riviera sowie spektakuläre Landschaften in China, Japan, Kanada, Brasilien oder Marokko. In Deutschland wären dies neben TERRA.vita nur fünf weitere Parks: Harz, Vulkaneifel, Odenwald-Bergstraße, Schwäbische Alb und Muskauer Faltenbogen.