Umfrage der IHKs und vom Kulturbüro der OWL GmbH: Kultur- und Kreativwirtschaft

Die IHK Ostwestfalen zu Bielefeld und das Kulturbüro der OWL GmbH befragten 661 Unternehmen in der Kultur- und Kreativwirtschaftsbranche zu ihrer Zufriedenheit mit ihrem Standort, über ihre zu bewältigenden Herausforderungen, die Umsatzlage usw. und stellen die Ergebnisse umfassend dar.

KreativwirtschaftBielefeld. Die Kultur- und Kreativbranche wird in der Wirtschaft gerne mal übersehen, vorallem in nicht allzu großen Städten. Doch die Kreativwirtschaft ist nicht nur in den Metropolen, sondern ebenso in OWL mit etwa 12.000 Unternehmen zuhause. Um die wichtigsten Facetten jener Bereiche darzustellen hat sich die IHK Bielefeld mit dem OWL-Kulturbüro zusammengetan, um eine Onlinebefragung durchzuführen, deren Ergebnisse nicht unbedingt repräsentativ, aber eine Starthilfe sind, um sich ein Bild  von dem Potenzial der Kreativwirtschaft zu machen.

Die erste Kategorie der Umfrage bestand daraus, sich in eine der 11 Teilbranchen einzuordnen. Dabei wurde deutlich, dass sich neben dem Werbemarkt 19%, der Musikwirtschaft 14%, dem Kunstmarkt 12% und der Designwirtschaft 11%, relativ viele Betriebe in der Kategorie „Sonstiges“ eingeordnet haben, das bedeutet, dass sie sich keiner der angegebenen Gruppen zugehörig fühlten. Thomas Niehoff, Hauptgeschäftsführer der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld, erklärt die mögliche Gründe hierfür: „Zum einen gibt es bei den Unternehmen eine gewisse Unsicherheit, inwieweit sie überhaupt der Kultur- und Kreativwirtschaft zugehörig sind, zum anderen sehen sie ihr Kerngeschäft möglicherweise in anderen Bereichen.“

Danach wurde die regionale Verteilung näher unter die Lupe genommen, wobei sich herausstellte, dass sich die meisten Betriebe in den Kreisen Lippe (2.526), Paderborn (2.292) und in Bielefeld (2.176) angesiedelt haben, wobei natürlich Freiberufler in dieser Statistik nicht erfasst werden konnten. Auf Nachfragen, was der Grund ihrer Standortwahl sei, antworteten 70% der Betriebe darauf mit familiären bzw. privaten Ursachen.

Als nächstes stand die große Frage nach dem Umsatz im Raum. Knapp ein Drittel der Befragten machen einen Umsatz von bis zu 17.500 Euro. Das ist nicht allzu viel, doch die Gründe hierfür sind nicht weiter bekannt. Die Meisten machen allerdings über 50.000 Euro Umsatz (52%) und einige sogar über 500.000 (16%). Bei Betrachtung der Umsatzverteilung wird deutlich, dass hohe Umsätze über 250.000 vorallem in Bielefeld (28,8%) und im Kreis Herford (27,2%) erzielt werden. Dagegen findet man viele Unternehmen mit einem Verdienst von unter 17.500 Euro im Kreis Gütersloh (39,5%) und im Kreis Höxter (40,9%).

Interessant ist, dass 41% der Befragten ihre Geschäftslage als grade mal ausreichend bezeichnen und 15% sogar als ungenügend. Dagegen finden 35% ihre Lage gut und nur 9% sehr gut. Logischerweise ergeben sich aus gegebener Unzufriedenheit einge Herausforderung, wie etwa die Marktlage (50,2%), der Wettbewerb (47,1%) oder auch der Preisdruck (41,7%).

Nach der Zufriedenheit wurde auch mit Blick auf die Standortfaktoren gefragt, aber auch nach der Wichtigkeit eben dieser. Sehr viele sind mit der Nähe der Zulieferer zufrieden (81%), jedoch sehen das nicht annähernd so viele auch als wichtig an (29,9%). Wirklich wichtig ist die Breitbandversorgung (90,7%), gerade Unternehmen aus der Design oder Filmbranche sind darauf angewiesen. Zufrieden sin damit aber im Vergleich zu wenige (59,5%). Dementsprechend wurde die Zufriedenheit mit der Breitbandversorgung nochml genauer untersucht. Es stellt sich heraus, dass die Meisten, die sehr zufrieden sind, sich in den Kreisen Gütersloh (16,2%), Herford (13,3%) und in Bielefeld (13,2%) befinden. Dies ist ein großer Unterschied zum Kreis Höxter, indem quasi niemand sehr zufrieden zu sein scheint und 73,7% nicht ganz zufrieden oder unzufrieden sind.

Den IHKs ist es wichtig die Kulturbranchen weiter zu vernetzen, damit sie sich gegenseitig unterstützen, aber auch mögliche Investoren auf kreativ-Start-Ups aufmerksam werden, dafür sein vorallem auch die Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro von großem Vorteil. Herbert Weber, Geschäftsführer der OWL GmbH, erläutert weiter: „Durch die Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro konnten auch Kulturakteure und Kreativschaffende sowie Kleinkunstunternehmen erreicht werden, die nicht Mitglieder der IHK sind. Neben dem Wunsch nach stärkerer Vernetzung traten als Handlungsfelder spezifische Weiterbildungswünsche zum Vorschein, die sich auf Marketing und Vertrieb sowie die Öffentlichkeitsarbeit richten.“ Thomas Niehoff fände es außerdem wünschenswert, wenn sich die Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft selbst mehr als „Unternehmer“ empfinden würden, er sagt: „In der IHK Ostwestfalen haben wir diese Zielgruppe enger ins Visier genommen und arbeiten mit unseren aktuell 12 „Creative Showrooms“ und dem Facebook Netzwerk bereits aktiv an der Vernetzung der Branche.“

Niehoff selbst zieht das Fazit: „Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist ein Motor für Innovation und Schaffenskraft. Sie beflügelt auch andere Wirtschaftszweige. Außerdem sind Kulturangebote und alle Aktivitäten um diesen Bereich herum unabdingbar für ein lebenswertes OWL, auch im Hinblick auf Fachkräftegewinnung und -bindung.“

BUZ: (v.l.) Marco Rieso (Referatsleiter Handel, Dienstleistung Servicecenter IHK Ostwestfalen zu Bielefeld), Thomas Niehoff (Hauptgeschäftsführer der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld), Christina Flöter (Projektleiterin IHK Lippe zu Detmold), Antje Nöhren (Leiterin des OWL Kulturbüros), Axel Martens (Hauptgeschäftsführer IHK Lippe zu Detmold) und Herbert Weber (Geschäftsführer OWL GmbH)

Foto und Text: Lea Simon