Traumatisierten jungen Menschen in Kurdistan beistehen

diljwin-und-hinda-agam-sowie-detlef-muellerMinden. Die neuen Medien lassen die Welt einander näher rücken. So informiert das Netz in Minutenschnelle zwei Mindener Engagierte über die letzten IS-Untaten. Die Grausamkeiten lassen den beiden keine Ruhe mehr. Sie wollen Hilfsaktivitäten vor Ort für religiöse Minderheiten unterstützen. Ins Blickfeld genommen haben sie missbrauchte junge Frauen und Kinder, die durch IS-Überfälle die Eltern verloren haben.

Menschenrechtler: „Der Hölle entkommen“
Minderheiten wie die Yesiden, Christen und andere leben im nahen Osten seit letztem Sommer gefährlich. Weltweit berichten Zeitungen, TV- und Radiosender von erschütternden Massakern. Für die Überlebenden sind die Folgen oft verheerend: Gewalt und Missbrauch oder Verlust von Mutter und Vater hinterlassen Schmerz, Trauer und Krankheit.

„Es sind Tausende, die unsere Hilfe brauchen.“ sagt die Schülerin Diljwin Agam. Wenn sie nicht ihr Leben gelassen haben, wurden sie auf bestialische Weise seelisch gemordet. Das macht ein Bericht von Amnesty international klar, dessen Titel Bände spricht: Escape from Hell – Der Hölle entkommen. Seit letztem Jahr setzt sich die Mindener Yesidin aktiv für die Menschen in der Kurdenregion ein. Auf vielen Demonstrationen, in Bielefeld, Bremen, Hannover und in anderen Städten ist sie gewesen.

Neben dem Protestieren wurde auch für humanitäre Hilfe gesammelt. Durch Kaffee- und Kuchenverkauf sammelte sie mit Familie und Freunden in der Innenstadt Spenden. Mit Paddel in der Hand ging es auch beim Indoor-Cup im Januar um den guten Zweck.

Eine Niederländerin inspiriert
Einen Anstoss für weitere Aktivitäten gab eine Studentin aus Amsterdam. Pari Ibrahim hatte dort den täglichen IS-Nachrichtenhorror nicht mehr ausgehalten und im August 2014 eine wohltätige Stiftung ins Leben gerufen. Zwei Projekte sollen im Nordirak entstehen: ein Traumazentrum und ein Waisenhaus.

Über die beiden Vorhaben erzählte die engagierte Agam ‚Hand in Hand‘-Initiator Detlef Müller. Im Netz hatte sie davon erfahren. Beide lassen sich anstecken, wollen gemeinsam aktiv werden. Es entsteht die Absicht, in Minden und dem Landkreis Hilfe zu mobilisieren.

An Unterstützung dafür mangelt es nicht. Ein stadtbekannter Vereinsvorsitzender, eine Musikerin, ein gutes Dutzend junge Leute und das Bündnis ‚Hand in Hand‘ haben ihre Mithilfe bereits angeboten. Auch eine Zusammenarbeit mit dem Verein „Keine Grenzen für Hilfe – Jugend zeigt Courage“ ist vereinbart.

Wohltätigskeitsveranstaltung

Die Hilfe soll auf den Nordirak und Rojava konzentriert werden. Rojava in Nordsyrien grenzt direkt an die Türkei. Dort leben die religiösen Minderheiten, die nach UN-Angaben am stärksten von den IS-Überfällen betroffen sind. Dass auch in anderen Regionen Krieg gegen Zivilisten geführt wird, wissen Agam und Müller sehr wohl. Sie denken dabei an den Bürgerkrieg im syrischen Kernland. Auch dort erleben die Menschen Tag für Tag Fürchterliches. „Wir sind eine lokale Initiative, keine bundesweite Hilfsorganisation. Wir müssen das Zielgebiet für unsere Aktivitäten eingrenzen, um vor Ort etwas zu bewirken.“

In der Nahost-Region gibt es viele schreckliche Baustellen für Hilfe. „Umso mehr müssen wir in Europa und Deutschland, an jedem Ort und jeder Stadt die Anstrengungen verstärken, den Menschen beizustehen.“ Der Startschuss in Minden fällt am 9. Mai mit einer Benefiz-Veranstaltung. Neben einem bunten Abendprogramm ist auch Gelegenheit, die junge Amsterdamerin Ibrahim kennenlernen. Sie hat die Einladung in die Weserstadt angenommen.