Tönnies setzt Sofortprogramm um

+ Basis für Wiederaufnahme des Betriebes in Rheda-Wiedenbrück sind wichtige technische Neuerungen und erweiterte Hygienemaßnahmen

Rheda-Wiedenbrück.  Die Tönnies Gruppe hat schrittweise die Produktionsbereiche in Rheda-Wiedenbrück wieder geöffnet. Die Stadtverwaltung Rheda-Wiedenbrück hob am vergangenen Freitag nach verschiedenen Tests den Produktionsstopp für Schlachtung und Zerlegung auf. Seitdem lief die Produktion wieder an, zunächst werden ca. 8.000 Schweine pro Tag geschlachtet.

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Mit insgesamt 25 Sofortmaßnahmen strukturiert Tönnies ab sofort unter anderem die Bereiche Wohnen und Arbeit für bisherige Werkvertragsarbeitnehmer sowie den Bereich Tierhaltung um.. Foto: Jürgen Riedel

Basis für die Öffnung ist ein erweitertes Hygienekonzept. Dieses wurde mit Fachleuten des Landratsamts, des Arbeitsschutzes des Landes NRW und weiteren wissenschaftlichen Experten weiter konkretisiert und in Begehungen und Tests im Werk überprüft.

Kern des Hygienekonzeptes als Grundlage der Wiederaufnahme des Betriebes sind neue Lüftungsanlagen, dezentrale HEPA-Filtrationsgeräte, die in den Bereichen der Zerlegung installiert worden sind. Sie tauschen die Luft 2,5 Mal pro Stunde aus und reduzieren die im Raum zirkulierende Umluft von potenziell eingetragenen Viren. Die Filteranlagen wurden in den letzten Wochen in Betrieb genommen und in Tests mit den Behörden geprüft.

Prof. Dr. Martin Exner vom Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn hatte direkt nach dem Ausbruch wissenschaftlich darauf hingewiesen, dass die in der Zerlegung zirkulierende Umluft der entscheidende Grund dafür gewesen ist, dass das Virus sich in einige Bereichen weiterverbreitete und ein Massenausbruch zustande kommen konnte. Die Erkenntnisse sind neu, waren bisher nicht reguliert und wurden nun erstmalig wissenschaftlich untersucht. Sie erklären erstmals u.a., warum es weltweit in Schlachthöfen zu weitreichenden Infektionen kommt.

Zum erweiterten Hygienekonzept zählen darüber hinaus wöchentliche Reihentestungen für alle Produktionsmitarbeiter in mobilen Zelten am Werkseingang, ein Adressmanagement aller Beschäftigten zur betrieblichen Rückverfolgung der Beschäftigten, eine strikte Trennung von Mitarbeitern verschiedener Produktionsabteilungen bei Kantinenaufenthalten, eine noch höhere Anzahl an Schulungen für Mitarbeiter sowie verstärkte Kontrollen auf die Einhaltung von Abstandsregelungen und das Tragen eines medizinischen  Mund-Nasen-Schutzes durch Corona-Verantwortliche, die Kontrollgänge durchführen.

Diese und weitere Maßnahmen wird Tönnies mit hohem finanziellen sowie personellem Aufwand und unter Mitwirkung seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Produktion und Verwaltung in den Betrieben umsetzen.

Wohnen und Arbeit
Tönnies stellt bis zum 1. September 2020 1.000 Werkvertragsbeschäftigte in Rheda-Wiedenbrück direkt ein. Bis Ende 2020 ist es das Ziel, alle Mitarbeiter der Kernbereiche direkt beim Unternehmen einzustellen. Für diese Mitarbeiter schafft Tönnies neuen Wohnraum – zunächst in Rheda-Wiedenbrück, im Anschluss auch je nach Bedarf an anderen Standorten. Bis zum 1. September 2020 mietet Tönnies ca. 400 Wohnplätze in Rheda-Wiedenbrück für die künftig Direktangestellten an. Zwei Wohnungsgesellschaften wurden gegründet und arbeiten aktuell unter Hochdruck an dieser Aufgabe. Die bisher vorhandene Zeiterfassung wird zum 1. August 2020 in eine digitale Zeiterfassung überführt mit dem Ziel, Arbeitszeiten effizienter zu überprüfen und zu dokumentieren.

„Wir entwickeln unser Unternehmen für die Zukunft weiter. Das Sofortprogramm ist der Startschuss. Es legt fest, wie wir Werkvertragsmitarbeiter direkt einstellen, schnellstmöglich neuen Wohnraum für sie schaffen, bestehenden noch weiter verbessern und sicherstellen, dass wir in der Pandemie unsere Mitarbeiter schützen, um weiter hochwertige Fleisch- und Wurstprodukte herzustellen“, sagt Clemens Tönnies.

Tierhaltung
Die Tönnies Gruppe ist seit Jahren Vorreiter bei den Fragen des Tierschutzes, der Haltungskennzeichnung und der Transparenz für Verbraucher über die Haltungsbedingungen. Im Sofortprogramm geht die Tönnies Gruppe diesen Weg weiter: Sie bekennt sich zum Ergebnis der Borchert-Kommission des Bundeslandwirtschaftsministeriums und unterstützt die Tierwohlabgabe. Tönnies verfolgt zudem das Ziel, die Produktion von Schweinefleisch künftig zu großen Teilen auf die Haltungsform 2 („Stallhaltung plus“) umzustellen und erweitert das Angebot für die Haltungsform 3 („Außenklima“) auf 3.000 Schweine/Woche und fördert den Bau von Offenfrontställen.

Die Maßnahmen des Sofortprogramms werden als erstes in Rheda-Wiedenbrück umgesetzt. Im Anschluss werden ausgewählte, in der Pandemie erforderliche Maßnahmen an anderen deutschen Betrieben umgesetzt. Dabei richtet sich die Ausgestaltung der Maßnahmen an anderen Betrieben nach den geltenden Regeln und Auflagen, den Gegebenheiten und Räumlichkeiten der Betriebe sowie dem Infektionsgeschehen in den Regionen der anderen Betriebe und den damit verbundenen Verordnungen der Behörden während der Pandemie.

 

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