Teil der Zwingermauer am Sackturm wurde abgebrochen

MauerWarburg. In die mittelalterliche Bausubstanz der Stadt Warburg konnten jetzt die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) blicken. Zwar öffnete sich lediglich ein zehn Meter langer und 1,30 Meter breiter Abschnitt, das Zeitfenster reichte jedoch bis ins 14. Jahrhundert hinein.

An der Substanz der Zwingermauer im unmittelbaren Anschluss an das Sacktor hatte der Zahn der Zeit genagt. Das Mauerwerk war an dieser Stelle schlicht baufällig geworden und stellte eine Gefahr für Passanten und den Straßenverkehr dar. Nachdem die Baugeräte die bisher erhaltene Bausubstanz abgerissen hatten, konnten die Archäologen nun einen Blick auf die verbliebenen Reste werfen und insbesondere den Aufbau der Zwingermauer sowie deren Spuren in den Erdschichten dokumentieren. „Das bedeutet für uns einen wertvollen Einblick in die Geschichte und die baulichen Strukturen der Stadtbefestigung“, schildert Dr. Hans-Werner Peine von der LWL-Archäologie für Westfalen.

Diese Stelle der Stadtbefestigung ist für Warburg von historischer Bedeutung. Als das Sacktor wohl kurz nach 1300 errichtet wurde, sorgte es für gehörigen Konfliktstoff. Damit war den Burgmännern der direkte Weg zur Burg abgeschnitten. Sie mussten zunächst ein städtisches Tor durchqueren, bevor sie auf ihre Burg gelangen konnten, die wiederum unter bischöflicher Oberhoheit stand: Weltliche und geistliche Mächte gerieten sich an dieser Stelle in die Quere. Erst 1442 wurde neben dem Tor auch ein Turm errichtet. „Der Sackturm bildet zusammen mit den noch erhaltenen Zwingermauern und dem unmittelbar anschließenden Torbogen ein für die Geschichte der Stadt Warburg und ihre mittelalterliche Bausubstanz wichtiges Denkmalensemble“, betont Peine.

Hintergrund
Binnen vier Tagen waren die Mauer, ihr Fundament und die angrenzenden Erdschichten dokumentiert. „Dabei zeigte sich, dass die aus zwei Schalen und Füllwerkmauerwerk aus Bruchsteinen aufgebaute Stadtmauer in diesem Bereich überwiegend aus originaler historischer Substanz gebildet war“, schildert Grabungsleiter Kim Wegener. „Lediglich im oberen Bereich des Mauerwerks ist von einer späteren Rekonstruktion auszugehen.“ Zusätzlich kam im Profil zum angrenzenden Gartenareal eine weitere kleine Mauer zum Vorschein. Offenbar ist hier ein Anbau bzw. ein kleineres Bauwerk direkt an der Stadtmauer errichtet worden. Wann das geschehen ist und welche Funktion dieses Gebäude gehabt haben könnte, muss aber offen bleiben. Für weitere Erkenntnisse hat der begrenzte räumliche Einblick in die Erde nicht ausgereicht.

Das Grabungsteam, das mit drei LWL-Fachleuten und drei Grabungshelfern zur Stelle war, bewältige die Aufgabe jedenfalls einen Tag schneller als geplant. Die Mauer soll noch im Frühjahr durch die Stadt Warburg rekonstruiert und neu aufgemauert werden. Auch dann werden die Archäologen wieder begleitend zur Stelle sein, wenn die Baugeräte noch ein Stück tiefer den Boden öffnen werden. Warburg erhält jedenfalls an dieser Stelle sein altes historisches Gesicht wieder zurück – wenn auch nicht mehr in der ganz ursprünglichen Version.

Foto: LWL