Städtepartnerschaft mit Changzhou „besiegelt“

Händeschütteln_nach_UnterzeichnungMinden. Als erste Stadt in Ostwestfalen hat Minden eine offizielle Partnerschaft mit einer Stadt in China geschlossen. Gebannte Stille herrschte am vergangenen Montag im Großen Rathaussaal als der stellvertretende Bürgermeister der Millionenmetropole Changzhou, Fang Guoqiang, und Mindens Bürgermeister Michael Buhre vor rund 100 geladenen Gästen die Urkunden unterzeichneten. Langer Applaus und ein langer Händedruck für die zahlreichen Kameras folgte. Beide Bürgermeister bescheinigten der Städtepartnerschaft eine gute Zukunft – trotz der großen Entfernung. Das hätten unter anderem die vergangenen beiden Jahre gezeigt, in denen es sechs Delegationsbesuche gab und bereits eine Kooperation zwischen dem Campus Changzhou der Universität Hohai und dem Campus Minden der Fachhochschule Bielefeld geschlossen wurde.

1300 Jahre älter, 58 Mal so groß wie Minden und eine ganz andere Kultur – und doch gibt es Parallelen zwischen der chinesischen Millionen-Metropole Changzhou (4,7 Millionen Einwohner/innen) und der Stadt Minden (81.000 Einwohner/innen). Beide Städte setzen stark auf Bildung, haben eine Campus-Universität bzw. eine Campus-Fachhochschule mit technischen Fakultäten und beide sind Hafen-Standort. „Daran wollen wir anknüpfen und das wollen wir mit einer Städtepartnerschaft vertiefen“, sagte Bürgermeister Michael Buhre beim Festakt anlässlich der Unterzeichnung.

Städtepartnerschaften dürften nicht ausschließlich Sache der Verwaltung sein, Städtepartnerschaften müssten mit Leben und Aktivitäten gefüllt werden. Das sei nicht nur Aufgabe der Verwaltung, sondern vorrangig Aufgabe der Akteure in Minden aus den Bereichen Wirtschaft und Handel, Gesundheitswesen, Bildung und Tourismus, so Buhre weiter. Er hob hervor, dass die Städtepartnerschaft mit Changzhou auf bürgerschaftlichem Engagement basiere. Der erste Kontakt zu der Millionenstadt in der Provinz Jiangsu wurde über den Geschäftsmann Olrik Laufer aufgenommen, der auch Vorsitzender des im Mai 2014 gegründeten Trägervereins Partnerschaft Minden-Changzhou ist.

Im August 2013 (in Minden) und im April 2015 (in Changzhou) wurden Absichtserklärungen über die Aufnahme freundschaftlicher Beziehungen zwischen beiden Städten unterzeichnet. Nun sollen die Kontakte vor allem im Bereich der Bildung aber auch zwischen Unternehmen vertieft werden. „Im asiatischen Jahrhundert ist es wichtig, dass die beiden Kulturen voneinander lernen“, betonte Trägervereinsvorsitzender Olrik Laufer. China sei ein Land mit langer Geschichte und großem Potenzial, das sich rasant entwickele.

Wie rasant die Entwicklung verläuft, machte dann Vizebürgermeister Fang Guoqiang in seiner Präsentation deutlich. Hatte Changzhou 2004 noch 3,5 Millionen Einwohner/innen sind es heute 4,7 Millionen. Und obwohl die Stadt weiter stark wächst, gibt es keine Verkehrsprobleme. Changzhou sei eine „Stadt ohne Stau“ und verfüge über sehr viel Lebensqualität. 42 Prozent der Stadt sind Grünflächen und es gibt 70 Erholungsparks, so Fang. Changzhou sei einer der zehn lebensfreundlichsten in China, wo es mehr als 100 Städte über eine Million Einwohner/innen gibt.

 Der Große Kanal, der älteste der Welt, sei UNESCO-Weltkulturerbe. Wahrzeichen ist der buddhistische Tianning Tempel. Traditionell ist Changzhou für die Herstellung von Kämmen berühmt. Aber auch die Kunst der Papier-Schnitte – diese ist in die Liste des immateriellen Welterbes aufgenommen worden – wird hier noch praktiziert. Heute setzt die Stadt auf Industrie und verarbeitendes Gewerbe. 30.000 Unternehmen haben ihren Sitz in der Stadt (zum Vergleich Minden: 3400). Jährlich besuchen rund 50 Millionen Touristen Changzhou. 8500 Veranstaltungen werden pro Jahr gezählt.

Nun gehe es darum, die geschlossene Städtepartnerschaft weiter mit Leben zu füllen, betonten beide Bürgermeister und tauschten im Anschluss an die Unterzeichnung Geschenke aus. An Fang Guoqiang überreichte Bürgermeister Buhre einen mundgeblasenen blauen Kelch aus der Glashütte Gernheim mit eingravierten Wappen von Minden und der Gernheimer Rose. Er erhielt als Geschenk an die Stadt Minden einen Papierschnitt auf Bambus mit Motiven aus beiden Städten.

Vor dem Festakt hatte die chinesische Delegation die Unternehmen Sitex und Wago besucht. Im Anschluss an den offiziellen Teil hatte der Trägerverein zu einem gemeinsamen Essen in das Viktoria-Hotel eingeladen.

Foto: Fang Guoqiang und Bürgermeister Buhre schütteln sich die Hände nach der Unterzeichnung; ©Stadt Minden