Schloss Willebadessen

Willebadessen. In seiner Funktion als Kloster, später dann als Herrenhaus und Museum, hatte die Anlage, deren 850-jähriges Bestehen im Jahre 1999 gefeiert wurde, stets eine große Bedeutung für die Stadt Willebadessen und ihr Umland.

Das Benediktinerinnenkloster Willebadessen ist das letzte von den sieben Klöstern, die in der Diözese Paderborn in der Regierungszeit des der Reformidee gegenüber aufgeschlossenen Bischofs Bernhard I. von Oesede (1127 – 1160) errichtet wurden. Als 1149 der Paderborner Bischof bei dem Kirchlein das Benediktinerinnenkloster errichtete, war es vor allem der bischöfliche Ministeriale Lutold von Osdagessen, der sich mit einer Schenkung zu Gunsten des Klosters hervortat und seine sechs Töchter dort als Ordensfrauen unterbrachte.

1473 schloss sich das Kloster der Bursfelder Kongregation an, die eine Rückbesinnung auf die strenge Form benediktinischen Klosterlebens forderte. Mit der Einführung der Bursfelder Reform war auch eine religiöse und künstlerische Blütezeit verbunden, die ihren Niederschlag unter anderem in den baulichen Veränderungen und der neuen Ausstattung der Kirche fand. In der Reformationszeit hielten die Ordensfrauen am katholischen Glauben fest. Der Dreißigjährige Krieg brachte mit dem Einfall der Hessen im Jahre 1634 auch über Willebadessen und sein Kloster Zerstörung und Leid. Die Äbtissin mußte zusammen mit dem Konvent fliehen. Nach fast 700-jährigem Bestehen kam das Ende für das Kloster in Willebadessen. Am 7. Juli 1810 wurde es durch die preußische Regierung aufgehoben. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich neben der Äbtissin noch zwölf Chorschwestern und fünf Laienschwestern im Kloster. Sie erhielten eine Pension und lebenslanges Wohnrecht im Konventsgebäude.

Nach verschiedenen Besitzern gelangte das Kloster 1871 an die Familie von Wrede, nachdem die Klosterkirche schon 1830 zur Pfarrkirche von Willebadessen geworden war. Im Jahre 1977 wurden die Konvents und Abteigebäude der „Stiftung Europäischer Skulpturenpark e.V.“ übertragen, die durch viel beachtete Ausstellungen Ende der 70er und in den 80er Jahren auch überregional bekannt wurde. Aus dem dritten Viertel des 12. Jhs. stammen der Kirchenbau und der Ostflügel mit dem Kapitelsaal und der Gründerkapelle, die trotz späterer Veränderungen und Umbauten zusammen ein einzigartiges Ensemble romanischer Baukunst bilden. Die Kirche, ursprünglich als kreuzförmige, dreischiffige Pfeilerbasilika errichtet, ist mehrfach umgebaut worden. So wurde im Zuge der Barockisierung der Gesamtanlage das nördliche Seitenschiff abgebrochen, das südliche Seitenschiff vermauert und in die Klosteranlage mit einbezogen. Der ehem. Kapitelsaal, der südlich direkt an die Kirche anschließt, dient heute als Sakristei. In der südlich angrenzenden Gründerkapelle befand sich das Gemeinschaftsgrab des Stifters mit seiner Frau Imma und ihren sechs Töchtern. Die Ende des 19. Jhs. in ihrer Ostausdehnung stark verkürzte Kapelle ist zweischiffig angelegt. Zwei der ursprünglich fünf schlanken Säulen tragen nun das Kreuzgratgewölbe. Hier und in der Sakristei sind die kunstvoll gestalteten Kapitelle mit Palmettendekor aus dem dritten Viertel des 12. Jhs. besonders hervorzuheben.

Der romanische Kreuzgang wurde zu Beginn des 18. Jhs. durch einen Neubau ersetzt. Kostbarstes und ältestes Ausstattungsstück des Klosters ist der aus einem Eichenholzkasten bestehende, mit Silberblech verkleidete und teilweise vergoldete Vitus-Schrein. Der kleine Tragaltar aus der Zeit um 1200 mit den Reliquien des Kirchenpatrons wird heute gut sichtbar in der Pfarrkirche St. Vitus aufbewahrt. Das Klosterareal konnte sein im 18. Jh. geprägtes bauliches Erscheinungsbild weitgehend unverändert bewahren. Ein fast vollständig erhaltener, teilweise doppelt geführter Mauerring umfasst den weitläufigen Klosterbezirk, der mit seinen Grünflächen heute als Kurpark und als Gelände des Skulpturenparks genutzt wird. Von der Stadtmitte aus gelangt man durch das Torhaus, dem Hauptzugang des Klosters, auf dessen Gelände. Tritt man durch den Torbogen, sieht man zur Linken die Pfarrkirche und an diese anschließend das um einen quadratischen Innenhof gruppierte, ehemals vierflügelige Konventsgebäude. Der Südflügel wurde 1871 abgebrochen. Die Position des Konventsgebäudes südlich der Kirche, an Querhaus und Seitenschiff direkt anschließend, entspricht dem Idealplan einer benediktinischen Klosteranlage. Die barocken Um- und Neubaumaßnahmen des Konventsgebäudes begannen kurz vor 1700 im Kreuzgang und fanden mit der Fertigstellung des Westflügels, dem Gästetrakt, 1713 ihren vorläufigen Abschluss.

1744 baute man dann an der Südwestecke des Konventsgebäudes die giebelständig nach Norden ausgerichtete Abtei an. Über den Platz vor dem Konventsgebäudeverläuft auch heute noch die Hauptwegachse des Klosterbezirks auf den barocken Torbogen im Süden zu. Entlang dieser Achse, auf ihrer rechten, westlichen Seite sind in lockerer giebelständiger Abfolge die Scheunen und Wirtschaftsgebäude des Klosters aufgereiht: gleich hinter dem Torhaus die Schmiede von 1688 (heute Haus des Gastes), dann die Ackerscheune von 1738 (heute Seminargebäude der Auslandsgesellschaft NRW). Hat man nahezu den südlichen Torbogen erreicht, befindet sich links des Hauptweges die barocke Einfriedung des ehem. Äbtissinnengartens, der im Osten an ein 1748 errichtetes ehem. Stallgebäude des Klosters angrenzt. Von hier aus ist zu erkennen, dass der Innenhof des Konventsgebäudes nicht mehr seine einstige Geschlossenheit besitzt.

(Quelle: www.klosterregion.de)

Schloss Willebadessen
Stiftung Europäischer Skulpturenpark e.V.
Klosterhof 2
34439 Willebadessen
Nordrhein-Westfalen