Schloss Rheder

Brakel / Rheder. Seit über 315 Jahren befindet sich die „Schlossbrauerei Rheder“ im Familienbesitz der Freiherren von Spiegel und Mengersen. Die Familie siedelte bereits um 1400 nach Rheder, und verwaltete die Güter des Stifts Paderborn und des Klosters Neuenheerse. Die Ortschaft Rheder, selbst erstmals um 1120 urkundlich erwähnt, liegt im Tal der Nethe, und zählt heute zur Großgemeinde Brakel im Kreis Höxter/NRW.

Nach der Zerstörung der Burg im 30jährigen Krieg, wahrscheinlich 1646, errichtete Christian Frhr. v.Mengersen, der im Jahr 1638 das Erbe in Rheder angetreten hat, mehrer Burghäuser entlang des Flusses, um von hier aus die Ländereien zu bearbeiten und den Besitz zu verwalten.

Am 2. Juli 1686 wurde Christian Falcko Freiherr v.Mengersen, dem Besitzer des Rittergutes Rheder, vom damaligen Fürstbischof von Paderborn das Recht verliehen und verbrieft, in Rheder „Bier zu browen und auszuschenken“.

Im Jahr 1710 wird an der Nethe eine Mühle erbaut, außerdem werden die Felsenkeller angelegt, die noch heute der Brauerei als Gär- und Lagerkeller dienen. Übrigens wird auch die historische Vorburg bis heute von der Brauerei genutzt und dient der Unterbringung der technischen Anlagen. Unter Christians Sohn und Nachfolger, Burkhart Bruno Frhr. v.Mengersen, wurde der Baumeister J.C. Schlaun im Jahre 1716 beauftragt, eine wehrhafte Burganlage zu errichten, die wirtschaftlich für das Gut genutzt und der Familie auch als Wohnsitz dienen sollte. Schlaun ging später als bedeutendster Barockbaumeister Westfalens in die Geschichte ein.

1750 schließlich errichtet Franz-Josef Frhr. v.Mengersen mit seiner Gemahlin Sophie-Antoinette, geborene Freiin Spiegel, das Schloss Rheder, noch heute Sitz der Familie. Es zeigt sich von außen eher schlicht, beeindruckt innen jedoch durch ein schönes und geräumiges Treppenhaus und mehrere wertvolle Stuckräume. Zusammen mit der ebenfalls von Schlaun im Jahr 1716 erbauten barocken Dorfkirche verfügt die Ortschaft Rheder somit über drei historische Stätten von bedeutendem Rang und Schönheit.

Auch der Schlosspark gilt als besonders gelungen. Im Jahr 1800 zieht Friedrich Wilhelm Bruno Frhr. v.Mengersen das Erbe in Rheder an. Für besondere Verdienste wird er 1814 in den erblichen Grafenstand erhoben.

Er legt mehrer Eisteiche an, um im Winter Eis zu erzeugen, welches für die Kühlung des Bieres benötigt wird. Außerdem baut er die Mühle zur Weizenmühle um, die selbst von den Brakeler Bauern zum Vermahlen ihres Getreides genutzt wird. Dies veranlaßt ihn, 1828 eine Dampf-Branntwein-Brennerei einzurichten, die schon zwei Jahre später in eine bayerische Bierbrauerei umfunktioniert wird.

Weitere zwei Jahre später, 1830, wird der Betrieb der Bierproduktion nach bayerischer Art wieder eingestellt-die Konkurrenz aus dem Hessischen war zu groß. 1831 wurde auch die Chaussee von Brakel über Peckelsheim nach Warburg angelegt, die heute als „Ostwestfalenstraße“ den Ort Rheder durchschneidet.

Im Jahr 1835 geht der Besitz auf Josef Bruno Frhr. v.Mengersen über, einem schöngeistigen Mann, der später als „Dichtergraf des Nethegau“ bekannt werden soll. Er legt auch besonderen Wert auf die Gestaltung der Parkanlagen, die heute unter Naturschutz stehen, und alljährlich im Sommer zur Durchführung eines Reitturniers genutzt werden. Brauerei und Gut werden um 1850 zunächst verpachtet.

Erst 1902 sind Landwirtschaft und Brauerei wieder in alleiniger Familienhand: Adolf Freiherr Spiegel v.u.z Peckelsheim führt nach Studium von Ökonomie und Brauwissenschaft das Regiment in Rheder. Als Rittmeister im Husarenregiment Zar Nikolaus II von Russland nimmt er 1914-18 am 1.Weltkrieg teil. In den schwierigen Nachkriegsjahren setzt er viel Kraft und Ausdauer in den Ausbau der Brauerei und kann gerade im ländlichen Raum seinen Kundenkreis deutlich ausbauen.

Aber auch im Betrieb der Brauerei tut er einiges: so werden Sudhausanlage und Eiskeller erneuert und die Kapazitäten von Gär-und Lagerkeller auf ihre heutige Größe ausgebaut. Selbst Aluminiumtanks werden schon als Ersatz für hölzernen Bottiche und Lagerfässer genutzt. In der Vorburg richtet er eine Mälzerei ein, in der Braugerste aus eigenem Anbau bis in die fünfziger Jahre hinein vermälzt wird.

Adolf Freiherr Spiegel v.u.z . Peckelsheim machte sich auch als Tierzüchter sowie Land-und Forstwirt einen Namen.

So gründete er mit gleichgesinnten Freunden und Landwirten 1924 den Reiterverein „Nethegau“ e.V. Brakel und wurde zum Ehrenbürger der Gemeinde Rheder ernannt.
In den Jahren 1964/65 erfolgt der Neubau des Sudhauses. Seine großen Kupferkessel sind bis heute das Schmuckstück der Brauerei. Aufgrund der großen Nachfrage nach Flaschenbier wird der Flaschenkeller erneuert und weitere Lagerkapazitäten für Vollgut an Fass- und Flaschenbier geschaffen.

Nach einem Brandschaden in der alten Mühe im Jahr 1971 wird die Turbinenanlage erneuert und auf den fortschrittlichen 220/380 Volt-Drehstrom umgestellt. So konnte mit der eigenen Kraftstromanlage etwa 1/3 des benötigten Stroms selbst erzeugt werden, je nach Wasserstand der Nethe.

Doch auch die Restaurationsarbeiten am Schloss und der Vorburg werden stets mit viel Liebe und Engagement vorangetrieben und sind Beweis für das Engagement der Familie für den Erhalt der baulichen Historie in Rheder.
1979 tritt der Neffe Elmar Frhr. Spiegel v.u.z. Peckelsheim das Erbe in Rheder an. Er leitet das Unternehmen bis heute.

Der Aufschwung der Brauerei nahm auch in den 80er Jahren seinen Lauf, und so waren weitere Investitionen und Erweiterungen der Produktionskapazitäten nötig. So wird wegen der gestiegenen Nachfrage nach Flaschenbier, das mittlerweile rund 60% des Ausstosses ausmacht, die Flaschenfüllanlage nebst Flaschenwaschmaschine, Etikettiermaschine und automatischem Einpacker völlig erneuert und erweitert.

Um den Anforderungen an den Umweltschutz gerecht zu werden, werden 1978 für die Abwässer der Brauerei biologische Klärteiche angelegt, die sich harmonisch in die natürlichen Gegebenheiten des Nethetals einfügen.
Dem Zeitgeist und der Nachfrage entsprechend, werden in Rheder bald auch nichtalkoholische Getränke und Altbier hergestellt oder als Handelsware vertrieben und ergänzen so das Sortiment.

Die Schlossbrauerei Rheder präsentiert sich im Jahr 2001 als ein moderner Betrieb mit Tradition und Zukunft. Hier wird das Bier noch nach althergebrachter Art und Weise gebraut, um zu gewährleisten, daß sich auch die nachfolgenden Generationen an den Produkten aus der Gräflich von Mengersen’schen Dampfbrauerei erfreuen können – getreu dem Spruch:

„Es lobt und trinkt ein jeder
das gute Pils aus Rheder!“

(Quelle: Schloßbrauerei Rheder)

Schloss Rheder
Nethetalstrasse 10
33034 Brakel / Rheder
Nordrhein-Westfalen