Schausteller und Marktbeschicker bewahren kulturelles Erbe

Paderborn . Die Corona-Pandemie verändert in diesem Jahr alles: Ort, Zeit und Zelebrant. Erzbischof Hans-Josef Becker feierte am Mittwoch nach dem Libori-Triduum im Hohen Dom zu Paderborn eine Bischofsmesse mit den Mitgliedern des Schaustellerverbandes Paderborn und den Marktbeschickern des traditionellen Pottmarkts während des Liborifestes. Auch in „normalen“ Libori-Jahren ist der Gottesdienst mit den Schaustellern und der Gottesdienst mit den Marktbeschickern eine feste Tradition des Festes: Generalvikar Alfons Hardt feiert traditionell am Libori-Freitag in der Liborius-Kapelle auf der Kirmesmeile mit den Schaustellern die Heilige Messe, Dompropst Monsignore Joachim Göbel feiert traditionsgemäß den Gottesdienst mit den Marktbeschickern. „Ich freue mich, dass Sie den Wunsch geäußert haben, auch in diesem schwierigen Jahr zum Libori-Fest eine heilige Messe zu feiern“, begrüßte der Paderborner Erzbischof die Schausteller und Marktbeschicker im Paderborner Dom.

Trotz der Corona-Pandemie und der dadurch nicht stattfindenden Libori-Kirmes und des Libori-Pottmarktes feierte Erzbischof Hans-Josef Becker nach dem Libori-Triduum mit den Schaustellern und Marktbeschickern eine Bischofsmesse im Hohen Dom. Foto: © Stadt Paderborn

Trotz der Corona-Pandemie und der dadurch nicht stattfindenden Libori-Kirmes und des Libori-Pottmarktes feierte Erzbischof Hans-Josef Becker nach dem Libori-Triduum mit den Schaustellern und Marktbeschickern eine Bischofsmesse im Hohen Dom. Foto: © Stadt Paderborn

„Corona rast um den Erdball und gefährdet nicht nur unsere Gesundheit, sondern ruiniert auch unzählige Existenzen“, erklärte Erzbischof Becker. Das Schaustellergewerbe sei noch nie so gefährdet gewesen wie in der Corona-Zeit. „Diese Situation schmerzt mich persönlich sehr“, bekräftigte der Paderborner Erzbischof, der im Jahr 2017 von der Arbeitsgemeinschaft der Schaustellerverbände in NRW mit dem „Goldenen Karussellpferd“ ausgezeichnet wurde.

Auch er habe kein Patentrezept für eine Lösung, er sei allerdings gewiss, dass zu Libori die geistliche und weltliche Feier immer unmittelbar zusammen gehören. „Erst dieses einmalige Zusammenspiel macht unser Fest aus“, bekräftigte Erzbischof Becker, der zum Auftakt des Libori-Festes in normalen Libori-Jahren mit den bischöflichen Gästen immer eine Fahrt im Riesenrad macht. „Gerade Libori zeigt uns, welch wichtige Rolle die Schaustellerbetriebe und die Beschicker des Pottmarkts rund um den Paderborner Dom mit dem Marktleben bei der Bewahrung von Tradition und kulturellem Erbe spielen. Sie als Schausteller und Marktbeschicker sind ein bedeutender Bestandteil unserer Paderborner Herkunft, unserer Kultur, auch wenn die Gefahr groß ist, dass diese Kultur nachhaltig beschädigt wird“, so der Paderborner Erzbischof.

Im Hinblick auf das Leitwort des diesjährigen Libori-Festes „et in terra pax – und Friede auf Erden“ betonte Erzbischof Becker: „Wie sehr ist dieser Friede auf Erden heute bedroht! Auch durch das Virus und nicht zuletzt durch all das, was Corona in unserem Land und auf der ganzen Welt an sozialen und politischen Missständen nun freilegt!“. Es komme darauf an, inmitten der Krise neu nach den Prinzipien des Zusammenlebens zu fragen, danach, „wer wir als zerbrechliche und endliche Menschen eigentlich sind oder sein sollen“, appellierte Erzbischof Becker.

„Wir haben in den letzten Wochen erfahren, wie fatal es sein kann, wenn die Starken auf Kosten der Schwachen leben und die Kleinen ausnutzen“, mahnte der Paderborner Erzbischof. „Auch im irdischen Leben hat unser Egoismus schlimme Konsequenzen und wendet sich letztlich immer gegen uns selbst. Und in Lateinamerika und Afrika sehen wir es weiter Tag für Tag, wie das Virus sich bei den Armen und Schutzlosen ausbreitet und dadurch wieder alle Menschen gleichermaßen bedroht.“

Weil jeder Mensch ein Bild Gottes sei und sich Jesus der Kleinen und Schwachen angenommen habe, gehöre diesen besondere Achtung und Liebe, erklärte Erzbischof Becker abschließend. „Aus dieser Haltung heraus sollen wir leben, so erwächst der wahre Frieden, in unserer Gesellschaft, in der Kirche, in der Politik, in den Schulen.“

 

17_20160413_03_WORTMARKE_BLACK