Ehrenamtliches Engagement für Flüchtlinge – Stadt dankt Bürgern und Helfern

EhrenamtlicheHelferMinden. Nach der nun auch schriftlich vorliegenden Nachricht der Bezirksregierung Detmold, dass die Notunterkunft in Minden, noch bis mindestens Ende März 2016 gebraucht wird, ziehen Bürgermeister Michael Buhre und der Erste Beigeordnete Peter Kienzle eine erste Zwischenbilanz: Die Stadt hat sich der großen Herausforderung in der Unterbringung von jetzt knapp 300 Flüchtlingen gestellt. Sie ist in den vergangenen Wochen auf eine riesige Resonanz an ehrenamtlicher Hilfe, Engagement und auf große Spendenbereitschaft getroffenen. „Damit haben wir so nicht gerechnet. Es gibt täglich Bürgerinnen und Bürger, die sich melden und helfen wollen“, so Buhre und Kienzle: „Im Namen aller Beteiligten, die sich um ein herzliches Willkommen für die Flüchtlinge in unserer Stadt bemühen, bedanken wir uns für die Welle der Hilfsbereitschaft, die nun schon seit sieben Wochen von den Mindenern gezeigt wird.“

Knapp 19.000 Euro sind bisher auf dem städtischen Konto an Spenden für die Flüchtlingshilfe eingegangen – Tendenz weiter Deutschunterricht1steigend. Hieraus werden unter anderem ehrenamtliche Tätigkeiten (Aufwandsentschädigungen), 300 Übungshefte für den ehrenamtlichen Deutschunterricht und der W-LAN-Anschluss finanziert. „Zu weiteren Verwendungen sammeln wir derzeit Ideen und Vorschläge“, so Buhre. Mit dem Geld sollen auch Projekte und Hilfen für die bereits fest aufgenommenen Asylbewerber unterstützt werden, „die wir vor dem Hintergrund der im Fokus stehenden Notunterkunft nicht vergessen dürfen“, betont der Bürgermeister. In diesem Jahr wurden der Stadt Minden 249 Flüchtlinge direkt zugewiesen. Derzeit erhalten noch insgesamt 396 Flüchtlinge Unterstützung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz.

Seit dem gestrigen/vergangenen Mittwoch gibt es regelmäßig Deutsch-Unterricht für die derzeit rund 280 Flüchtlinge in der ehemaligen Käthe-Kollwitz-Realschule. Der Ansturm war bei der ersten Stunde groß: Mehr als 50 Gäste der Unterkunft versammelten sich vor dem Eingang der ehemaligen Käthe-Kollwitz-Realschule und lernten in zwei Klassenzimmern ihre ersten deutschen Wörter und Sätze. Unterrichtet werden sie von ehrenamtlich tätigen Lehrern und Helfern. Die Idee für dieses Angebot kam von der stellvertretenden Bürgermeisterin und Stadtverordneten Ulrieke Schulze. Sie hatte Anfang September einen Aufruf unter Bürgerinnen und Bürgern gestartet, die bereit sind, den Flüchtlingen Deutschunterricht zu geben.

40 Interessierte, darunter auch einige pensionierte Lehrer/innen, haben sich spontan gemeldet, weitere im Laufe der vergangenen und auch noch in dieser Woche. „Eine wirklich tolle Resonanz. Das Interesse war sehr groß“, freut sich Ulrieke Schulze, die nun auf einen ganzen „Pool“ von Helfern bei der Koordination zurückgreifen kann. Im Unterricht kommen Übungshefte zum Einsatz, die ein Helferkreis aus Thannhausen/Schwaben eigens für die Bedürfnisse von Asylbewerben entwickelt hat. Unterrichtet wird an vier Tagen in der Woche morgens, nachmittags und abends Alltagsdeutsch, das sofort angewendet werden kann.

Und überhaupt ist die Bereitschaft zu helfen und sich zu engagieren riesig: Am Wochenende hat es ein erstes Fußballturnier – veranstaltet von SV Bölhorst-Häverstädt – gegeben, was laut Sportbüro der Stadt Minden sehr gut angekommen ist und wiederholt werden soll. Übungsleiter wollen in Kürze Sportangebote für die Flüchtlinge zusammenstellen, der Kreissportbund will ein „Sportset“ für sportliche Freizeitbeschäftigung zusammenstellen. Ein heimischer Tischtennis-Shopbetreiber hat zahlreiche hochwertige Tischtennisschläger übergeben. GWD will Kinder und Eltern zum nächsten Heimspiel einladen. Die Profi-Handballer haben zudem neuwertige Sportschuhe gespendet.

Auch Mindener Unternehmen engagieren sich: So hat das Unternehmen Sitex Simeonsbetriebe GmbH vergangene Woche einen Lastwagen voll Decken, Handtücher und Bettwäsche gespendet. EDEKA hat sechs Wochen lang einen Kühlwagen für das Essenzelt kostenfrei zur Verfügung gestellt. JCC Bruns stellte Unterrichtsmaterialien wie Hefte, Blöcke und Stifte für den ehrenamtlichen Deutschunterricht zur Verfügung.

Spenden_SpielsachenDie Betreuung der Kinder und Jugendlichen am Nachmittag wird auch weiter verantwortlich von der Stadt Minden, dem Bereich Jugendarbeit/Jugendschutz organisiert. Seit mehr als sechs Wochen bieten junge ehrenamtliche Mitarbeiter/innen aus allen städtischen Jugendhäusern in Kooperation mit dem FMC (Freizeitmitarbeiterclub) von Montag bis Freitag zwischen 16 und 18 Uhr Spiel und Spaß an. Meist ist auch eines der beiden Spielmobile vor Ort. Das Engagement ist so groß, dass das Freizeitangebot bis zunächst Ende September auch auf das Wochenende ausgeweitet wurde. Diese Betreuung wird unter anderem auch aus dem Spendenkonto finanziert.

Derweil türmen sich in der Unterkunft in Minden-Häverstädt Kleiderspenden, Schulspenden, Spielzeug für Kinder und Kuscheltiere. Auch zahlreiche Fahrräder, die an die Flüchtlinge kostenfrei verliehen werden, kamen über einen Aufruf in der Unterkunft an. „Derzeit wird, außer warmen Jacken und Pullovern für Erwachsene in kleinen Größen, nichts benötigt“, so Christian Rehberg, Geschäftsführer der Johanniter Unfallhilfe Bad Oeynhausen (JUH), die seit Anfang August für die Betreuung der Flüchtlinge verantwortlich ist. „Die Flüchtlinge sind durch die zahlreichen ehrenamtlichen Angebote sehr gut beschäftigt und versorgt“, so Rehberg.

Knapp 100 Flüchtlinge sind bereits seit dem 27. Juli in der Unterkunft, 50 kamen eine Woche später. 136 neue wurden Minden am 31. August zugewiesen, so dass nun knapp 280 Gäste in einer Dreifachsporthalle und einem Großzelt wohnen und leben. In der kommenden Woche sollen weitere Flüchtlinge von der ZAB Bielefeld in der Notunterkunft registriert werden. Das ist die Voraussetzung für die Weitervermittlung über die Bezirksregierung Arnsberg in andere Kommunen. Danach wird mit einem Wechsel in der Mindener Unterkunft gerechnet.

Foto1: Ehrenamtliche Helfer: Rund 40 ehrenamtliche Helfer/innen engagieren sich und geben Deutschunterricht für Flüchtlinge – auch drei Stadtverordnete sind dabei (links Ulrieke Schulze, in der Mitte Bärbel Jürgensmeyer und rechts Thomas Jozefiak). Eingesetzt wird ein Übungsheft, das speziell auf die Bedürfnisse von Asylbewerbern ausgerichtet ist; ©Pressestelle Stadt Minden
Foto2: Unterricht: Groß war das Interesse bei den Flüchtlingen in der Notunterkunft am Deutschunterricht. Vergangenen Mittwoch fand die erste Unterrichtsstunde statt; ©Pressestelle Stadt Minden
Foto3: Spenden Spielsachen: Riesige Resonanz auf verschiedene Spendenaufrufe: Die Mindener haben auch Spielzeug für die Flüchtlingskinder beim Zentrallager abgegeben. Die Lager mit Kleidern, Schuhen und Koffern sind momentan voll; ©Pressestelle Stadt Minden