Prof. Lauermann Design in Detmold stellt Produktionshelfer aus Guinea ein

Detmold.„Stichsäge, Hubwagen, Feierabend, Akkuschrauber, Dokumentation und Kontrolle“, das sind nur einige Begriffe, die für den 22-jährigen Aliou Bah Neuland waren, als er im Sommer dieses Jahres ein Praktikum bei Prof. Lauermann Design GmbH in Detmold absolvierte. Geschäftsführer Mathias Schulenberg war klar, dass mit der Einstellung des jungen Mannes aus Guinea eine Zeit des beidseitigen Erfahrungsgewinnes einsetzen würde. Augenzwinkernd spricht er vom ‚Projekt Bah“, das eine erstaunliche Dynamik an den Tag legte: erst Praktikum, dann bis Dezember 2018 befristeter Arbeitsvertrag mit klarer Zielsetzung, den Vertrag zu entfristen.

(von links): Tatiana und Mathias Schulenberg (Prof. Lauermann Design GmbH); Produktionshelfer Aliou Bah; Selen Saner (Agentur für Arbeit Detmold); Rudolf Obermeier (Industrie- und Handelskammer) Lippe zu Detmold

(von links): Tatiana und Mathias Schulenberg (Prof. Lauermann Design GmbH); Produktionshelfer Aliou Bah; Selen Saner (Agentur für Arbeit Detmold); Rudolf Obermeier (Industrie- und Handelskammer) Lippe zu Detmold

Bahs Arbeitstage sind abwechslungsreich: Gehäuseteile verschrauben, Produktoberflächen schleifen, CNC-Fräsen bedienen, auszuliefernde Ware für den Transport in aller Herren Länder – außer in die USA und Kanada – verpacken. Erst jüngst ging ein Deko-Engel für ein Einkaufszentrum ins vorweihnachtliche Verona. Alle Produkte des Unternehmens sind individuelle Kundenaufträge, und deshalb so einmalig und vielfältig in der gestalterischen Bandbreite: Ob es ein Rehkitz als Medien- und Fernsehpreis ist, eine Sushi-Bar für ein Schnellrestaurant mit Schwerpunkt Fisch, oder eben ein leuchtender Weihnachtsengel.

Schulenbergs 26-köpfiges Team besteht aus Modellbauern mit künstlerischem Händchen, Tischlern, Lackierern, Elektrikern und Produktionshelfern wie Aliou Bah. Der junge Familienvater eines einjährigen Sohnes, der derzeit mit einer Duldung in Augustdorf lebt, fuchst sich jeden Tag in neue Aufgaben hinein, „denn vieles, was junge Leute von Zuhause oder aus der Schule mitbekommen haben, ist völlig neu für Aliou“, betont Schulenberg. „Wenn man Geflüchteten etwas raten möchte: Nicht die eigene Muttersprache und Gebräuche aufgeben, aber auch lernen, wie die Deutschen leben, sprechen und arbeiten“, so der Geschäftsführer. Die sprachliche Grundvoraussetzung für eine Arbeitsaufnahme brachte Bah, der englisch, französisch und deutsch spricht, idealerweise mit.

Selen Saner, Arbeitsvermittlerin der Detmolder Arbeitsagentur im Integration Point (IP) als zentrale Anlaufstelle für Flüchtlinge, die seinerzeit Bah an Prof. Lauermann Design vermittelte, ist feste Ansprechpartnerin für Schulenberg bei Fragen rund um die Vermittlung und um Förderungsmöglichkeiten. Willkommenslotse Rudolf Obermeier von der Industrie- und Handelskammer (IHK) weiß, wie wichtig feste Ansprechpartner für Arbeitgeber sind. „Bei der Einstellung von geflüchteten Menschen stellen sich dermaßen viele organisatorische und auch rechtliche Fragen, dass eine Entlastung durch Experten in der Bürokratie sinnvoll und notwendig ist.“ Innerbetrieblich haben zwei Mitarbeiterinnen von Lauermann Design Bah unter ihre Fittiche genommen, ihn „quasi adoptiert“, wie Schulenberg es formuliert. Nach der Willkommenskultur braucht es im (beruflichen) Alltag eben eine Kümmerkultur wie bei Lauermann Design.