Praxisseminar Humanmedizin erfolgreich abgeschlossen

Praxisseminar HumanmedizinAusländische Mediziner wurden umfassend qualifiziert: berufliche Perspektiven bei der KHWE

Bad Driburg/ Kreis Höxter. Das deutsche Gesundheitssystem stößt ohne die Unterstützung ausländischer Ärzte an seine Grenzen. „Ohne ausländische Kollegen wäre der Fachkräftemangel noch stärker spürbar“ sagt Ralf Schaum, Personalleiter der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge (KHWE). „Die ausländischen Kollegen profitieren enorm davon, wenn sie umfassend vorbereitet in ihren Job gehen. Das spüren in letzter Konsequenz vor allem die ihnen anvertrauten Patienten!“, so Schaum. Gerade im sensiblen Bereich der Gesundheit sei die Kommunikation auf einem hohen sprachlichen Niveau immer ein Indikator für Qualität.

Um die Integration ausländischer Ärzte zu unterstützen, wurde im Rahmen des Programms IQuaMed (Integration durch Qualifizierung und Anerkennung in medizinischen Arbeitsfeldern) im IQ Netzwerk NRW in Bad Driburg das „Praxisseminar Humanmedizin“ in Kooperation mit dem mibeg-Institut Medizin aus Köln durchgeführt.

Unlängst haben elf Absolventen die Qualifizierung erfolgreich abgeschlossen. Es sind junge Mediziner aus Syrien, der Ukraine, Libyen, Indien, Bulgarien und Weißrussland. Das „Praxisseminar Humanmedizin“ dauert sieben Monate und wird gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.

Am Standort des St. Josef Hospitals in Bad Driburg wurden die Teilnehmer des „Praxisseminar Humanmedizin“ in 730 Unterrichtstunden umfassend qualifiziert: In den ersten beiden Monaten erweiterten die ausländischen Mediziner ihre vorhandenen Sprachkenntnisse jeweils 40 Stunden pro Woche, gleichzeitig erfolgte eine berufsfachliche Qualifizierung. Der zweite Abschnitt des Kurses umfasste eine Kombination aus theoretischem Unterricht und 300 Stunden Praktikum im Krankenhaus, bei dem die ausländischen Ärzte auf ihre spätere Tätigkeit vorbereitet werden: So lernten die Teilnehmer des Kurses neben medizinischem Grund- und Fachvokabular auch die Kommunikation in interdisziplinären Teams, sie simulierten Übergabegespräche, trainierten das Texten von Arztbriefen, erfuhren Details zur Struktur des deutschen Gesundheitswesens und wurden in rechtlichen Grundlagen unterrichtet. Fachliche Themen wie unter anderem Innere Medizin, Chirurgie, Neurologie und Psychiatrie bereiten auf die ärztliche Tätigkeit in Deutschland vor.

Silvia Balke und Maike Tölle, Personalreferentinnen der KHWE, unterstützten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer während des Seminars bei der Organisation ihres Familienalltags und allen Behördengängen. „Für uns war es eine große Erleichterung, dass wir auch bei der Organisation unseres Familienlebens Hilfe bekamen“, erzählt Lojain Sankari aus Syrien. Silvia Balke suchte mit der jungen Mutter und ihrem Mann Talal Saleh, einem Gynäkologen aus Latakia in Syrien, eine Kindertagesstätte in Bad Driburg, die außergewöhnliche Öffnungszeiten hat. So ist die Tochter versorgt, während die Eltern sich auf ihre ärztliche Ausbildung konzentrieren. „Ich will Neonatologin werden“, erzählt Lojain Sankari, „dass es bis dahin noch etwa sieben Jahre dauert, schreckt mich nicht ab.“

Bei der Übergabe der Zertifikate bedankte sich Personalleiter Ralf Schaum für das überdurchschnittliche Engagement aller Teilnehmer. Es war auch ein junger Arzt aus dem Brüderkrankenhaus in Paderborn dabei, das mit der KHWE kooperiert. „Der Teamgeist und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Teilnehmer ist außergewöhnlich“, so Schaum.

Sieben der zehn KHWE-Absolventen haben bereits einen Vertrag für ihre Facharztausbildung bei der KHWE abgeschlossen. Ein weiterer Qualifizierungskurs ist geplant, er soll im April beginnen.

(Bildunterschrift)

Absolventinnen und Absolventen des Praxisseminars Humanmedizin, gemeinsam mit Dozentinnen und Dozenten, rechts: KHWE-Personalleiter Ralf Schaum.