Parkour-Anlage hat Gestalt angenommen

Gütersloh. Wie schön, wenn man sehen kann, wie eine gute Idee Gestalt annimmt: Das mögen sich Werner Gehring und seine Ehefrau Martina Schwartz-Gehring gedacht haben, als sie jetzt die Einladung der Stadt Gütersloh zur „Baustellenbesichtigung“ der neuen Parkour-Anlage annahmen. Im Bereich des Freigeländes der Noch-Hauptschule Nord (und demnächst 3. Gesamtschule) hatte sich eine durchaus beachtliche Gruppe von Menschen zusammengefunden, die alle bereits der Fertigstellung entgegenfiebern: neben aktiven „Traceuren“ – so heißen die Sportler, die im geschmeidigen Kletter- und Sprungrhythmus (fast) jedes Hindernis überwinden –  begrüßten auch Bürgermeister Henning Schulz und Jugend-Dezernent Joachim Martensmeier das Ehepaar Gehring, das mit einer großen Spende aus Anlass des 80.Geburtstags von Werner Gehring den Bau der Parkour-Anlage maßgeblich ermöglicht hatte.

Spender, Bürgermeister, Traceure und Mitarbeiter, die mit dem Projekt befasst sind, bei der „Baustellen-Besichtigung“. Die Struktur der Anlage steht, jetzt fehlt nur noch das Grün drumherum.

Spender, Bürgermeister, Traceure und Mitarbeiter, die mit dem Projekt befasst sind, bei der „Baustellen-Besichtigung“. Die Struktur der Anlage steht, jetzt fehlt nur noch das Grün drumherum.

Daniela Toman, beim städtischen Fachbereich Grünflächen für das Projekt verantwortlich, Pit Mosner, als Sozialpädagoge im städtischen Jugendbereich Kopf und Herz der Parkour-Bewegung in Gütersloh, und Peter Fleckenstein aus Bochum, Fachplaner in Sachen Parkour, gaben ausführliche Informationen zu der Anlage, die im Frühjahr 2018 zur Nutzung frei gegeben werden soll. Mit einer Fläche von 1000 Quadratmetern ist sie die größte in Deutschland und die Anlage mit den meisten Elementen. Denn was ursprünglich auf Mauern, an Hauswänden, Stufen und Rampen in der Stadt begann, findet inzwischen seine Fortführung in Geräten, die diese Umgebung geschickt simulieren. So steht auch hinter der Anlage im Gütersloher Norden eine klar strukturierte Konzeption, die Elemente aus Stahl, Beton und Holz mit einbezieht, mit Wegen, Räumen, Abständen und verschiedenen Untergründen spielt und auch die natürliche Umgebung zum Teil unendlich vieler Bewegungsvariationen macht. Denn hier ist wahrsten Sinn des Wortes der Weg das Ziel. Folglich sind sieben Bänke auf dem Gelände zwar auch für Auszeiten vorgesehen, sie können aber ebenso als Bewegungselemente genutzt werden. 

Noch zäunt eine Absperrung die Parkour-Anlage ein. Wenn sie fertig ist, ist sie jedoch – wie ein Spielplatz –  auf eigene Gefahr und bei Einhaltung klar definierter und angesagter Regeln frei für jede(n) zugänglich, der diese Sportart ausprobieren will. Er wird schnell „Vorbilder“ finden, die bereit sind, ihn in das kleine Einmaleins der Traceure einzuweisen. Denn Traceure, so Pit Mosner, lieben die Gemeinschaft, achten gegenseitig auf sich, sind nicht wettkampforientiert und bereit, ihr Wissen anderen preiszugeben. Nicht zuletzt aus diesem Grund gibt es von Anfang an eine Verbindung zur Sozialarbeit in der internationalen Parkour-Szene. Die „deutsche Szene“ trifft sich wieder im Sommer in Gütersloh zum „Camp“. Zuvor wird die Parkour-Anlage aber offiziell eröffnet. Und das Ehepaar Gehring oder auch Güterslohs ehemalige Bürgermeisterin Maria Unger, der die Realisierung einer  Parkour-Anlage  ebenfalls immer ein Anliegen war, werden sich dann ausführlich anschauen können, was  auf der Baustelle noch nicht wahrzunehmen ist: dass man für den Parkour-Sport kein muskelbepackter Vollathlet sein muss und dass man tatsächlich lernen kann, sich geschmeidig wie eine Katze über jedes Hindernis hinweg zu bewegen.