Pankreaskrebs Zentrum Gütersloh

Erfolgreiche Zertifizierung des Pankreaskrebs Zentrums am Klinikum Gütersloh

Gütersloh (kgp). Bauchspeicheldrüsenkrebs – das sogenannte Pankreaskarzinom – gehört mit deutschlandweit etwa 17.000 Neuerkrankungen pro Jahr zwar nicht zu den häufigsten Krebsarten, wohl aber zu denen, die besonders bösartig und aggressiv sind. Im Pankreaskrebs Zentrum des Klinikum Gütersloh arbeiten Spezialisten unterschiedlicher Fachgebiete eng zusammen, um die bestmögliche Therapie für betroffene Patienten zu erreichen und sie in jeder Phase ihrer Erkrankung professionell zu betreuen. Das Zentrum wurde nun nach den strengen Kriterien der Deutschen Krebsgesellschaft erstmals zertifiziert. Es bildet gemeinsam mit dem bereits seit 2011 zertifizierten Darmkrebs Zentrum das neue Viszeralonkologische Zentrum am Klinikum Gütersloh.

Pankreaskrebs-Zentrum

v.l.: PD Dr. Matthias Kapischke (Leiter des Pankreaskrebs Zentrums), Dr. Ute Hegerfeld (Zentrumskoordinatorin) und PD Dr. Gero Massenkeil (stellvertretender Leiter des Pankreaskrebs Zentrums) © Stadt Gütersloh

Die Bauchspeicheldrüse liegt zwischen Zwölffingerdarm, Magen und Milz und produziert einerseits Stoffwechselhormone, die den Blutzucker regulieren (u.a. Insulin), andererseits stellt sie Verdauungssäfte für den Darm her, deren Enzyme die Nahrung in ihre biochemischen Grundbausteine zerlegen. Eine bösartige Erkrankung der Drüse wird häufig erst spät entdeckt: „Im Frühstadium fehlen typische Beschwerden. Symptome wie Appetitmangel, Übelkeit und Erbrechen sowie ein Druckgefühl im Oberbauch oder Rückenschmerzen können auch für andere Erkrankungen zutreffen oder werden nicht ernst genommen. Zu auffälligen Symptomen kommt es häufig erst, wenn der Tumor den Hauptgallengang verschließt und der Patient in der Folge eine schmerzlose Gelbsucht bekommt“, erläutert PD Dr. Matthias Kapischke, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und minimalinvasive Chirurgie und Leiter des Pankreaskrebs Zentrums. Häufig ist dann jedoch der Krebs schon in umgebende Gefäße und benachbarte Organe eingebrochen, so dass eine vollständige operative Entfernung nicht mehr möglich ist.

Eine frühzeitige Diagnose ist jedoch gerade beim Bauchspeicheldrüsenkrebs überlebenswichtig: Nur wenn der Tumor frühzeitig erkannt wird und noch nicht auf andere Organe übergegriffen hat, kann er chirurgisch entfernt werden. „Eine Operation ist derzeit die einzige Therapieform, die eine Chance auf Heilung verspricht. Um eine effektive Behandlung zu ermöglichen, sollten daher mögliche Symptome so frühzeitig wie möglich abgeklärt werden“, so PD Dr. Kapischke.

Ganz besonders wichtig ist es, Zufallsbefunde in der Bauchspeicheldrüse richtig zu werten und weiter abzuklären. „Durch verbesserte Bildqualität der Ultraschallgeräte oder durch großzügiger durchgeführte Computertomographien und Kernspintomographien im Rahmen anderer Erkrankungen findet man heute viel häufiger durch Zufall Veränderungen in der Bauchspeicheldrüse. Hierbei ist es ganz wichtig, in der weiteren Diagnostik zu unterscheiden, ob es sich um durchgehend gutartige Veränderungen handelt oder um solche, die ein Potential haben, in den nächsten Jahren ein Krebs zu werden“, erläutert PD Dr. Kapischke. „Für diese Unterscheidung ist eine fein abgestimmte Zusammenarbeit zwischen erfahrenen Gastroenterologen und Chirurgen, wie wir sie im Pankreaskrebs Zentrum durchführen, essentiell.“

Die bestätigten Krebsvorstufen, so genannte Präkanzerosen, sollten dann frühzeitig operiert werden, da bei einer zeitnahen Operation die Prognose für den Patienten deutlich verbessert wird. Ist die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs gesichert, bringt den Patienten die Behandlung in zertifizierten Zentren einen entscheidenden Vorteil: „Ein chirurgischer Eingriff an der Bauchspeicheldrüse ist immer eine Herausforderung, weil es sich um eine sehr komplexe Operation handelt. Dies ist unter anderem bedingt durch die Beschaffenheit, die Funktion sowie die Lage der Bauchspeicheldrüse zu den anderen Bauchorganen und erfordert daher auch nach dem Eingriff eine anspruchsvolle und aufmerksame Nachbetreuung“, so Dr. Ute Hegerfeld, Leitende Oberärztin der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und minimalinvasive Chirurgie sowie Zentrumskoordinatorin. „Die Zertifizierung der Deutschen Krebsgesellschaft sichert den Patienten eine große Erfahrung der operierenden Ärzte, aber auch aller anderen beteiligten Fachkräfte zu. Sie ist ein Gütesiegel dafür, dass eine optimale Behandlung gemäß aktuellen wissenschaftlichen Leitlinien durchgeführt wird“, so PD Dr. Gero Massenkeil, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin mit den Schwerpunkten Gastroenterologie, Hämatologie und Onkologie sowie Palliativmedizin. Für die Zertifizierung müssen eine festgelegte Anzahl von behandelten Patienten, die fachliche Qualifikation der zuständigen Ärzte, eine moderne apparative Ausstattung und eine hohe Ergebnis-Qualität der medizinischen Versorgung nachgewiesen werden.

Gerade bei der Behandlung einer derart aggressiven Erkrankung wie dem Bauchspeicheldrüsenkrebs, bei der es durchaus zu Komplikationen kommen kann, ist eine enge Zusammenarbeit von Experten verschiedener Fachrichtungen besonders wichtig. Deshalb wird im Pankreaskrebs Zentrum die Expertise eines interdisziplinären Teams aus Klinikärzten, niedergelassenen Fachärzten, Hausärzten, Fachpflegekräften, Psychoonkologen und anderen Gesundheitsprofessionen gebündelt und die individuell optimale Therapie für den Patienten festgelegt. Wichtige Veränderungen im Krankheitsverlauf werden von einem Team aus Ärzten verschiedener Fachdisziplinen – unter anderem aus der Chirurgie, der Gastroenterologie, der Onkologie, der Radiologie und der Strahlentherapie – in den wöchentlich stattfindenden interdisziplinären Tumorkonferenzen diskutiert. Auch Psychologen, Ernährungsberater, Diabetologen und Sozialarbeiter sind bei der vernetzten Therapie beteiligt. Unter Einbezug der Angehörigen wird gemeinsam die beste Behandlungsmöglichkeit für den Patienten ausgewählt. Durch die Beteiligung des Klinikum Gütersloh an deutschlandweiten und internationalen Studien profitieren die Patienten von der Erfahrung führender Krebszentren.

Das Onkologisches Zentrum am Klinikum Gütersloh
Das Onkologische Zentrum Gütersloh fasst als Dachorganisation die bestehenden Organtumorzentren, die auf einzelne Krebserkrankungen spezialisiert sind, sowie weitere onkologische Bereiche des Klinikum Gütersloh zusammen. Dazu gehören das neue Viszeralonkologische Zentrum mit dem Pankreaskrebs Zentrum und dem Darmkrebs Zentrum, aber auch das Prostatakarzinom Zentrum, das Kooperative Brustzentrum und das Gynäkologische Krebszentrum. Insgesamt gibt es 22 Onkologische Zentren der Deutschen Krebsgesellschaft in Nordrhein-Westfalen, in Ostwestfalen-Lippe hat das Klinikum Gütersloh mit der Zertifizierung ein Alleinstellungsmerkmal.