Neue Herausforderungen für Kindermedizin durch Migration

Kinderärzte berichten, wie ihre Arbeit sich durch die medizinischen, kulturellen und sozialen Herausforderungen im Umgang mit Flüchtlingsfamilien verändert und welchen Einfluss dies auf die Gesamtversorgung in der Kindermedizin hat

Bielefeld.  Die derzeitige Einwanderungs- und Flüchtlingswelle stellt Deutschland vor vielfältige Herausforderungen – eine davon ist die medizinische Versorgung der Betroffenen, insbesondere auch von Familien mit Kindern und Säuglingen. Die medizinische Fortbildungstagung „Bielefelder Pädiatrietage“, die vom 13. – 15. August im Ravensberger Park stattfindet, greift dieses Thema auf. Im Fokus der Veranstaltung stehen „Neue Herausforderungen in der Pädiatrie“. Leiter der Tagung ist Prof. Dr. Eckard Hamelmann, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Kinderzentrum Bethel, Evangelisches Krankenhaus Bielefeld.

Jeden Tag erreichen uns Nachrichten zur Flüchtlingswelle nach Europa, von der in sehr hohem Maße auch Deutschland betroffen ist. Die Unterbringung, Umverteilung und noch viel schwieriger die Gestaltung der weiteren Zukunft dieser Menschen ist eine der großen aktuellen Herausforderungen.

Neben der großen politischen und gesellschaftlichen Herausforderung bringt diese Migration auch ganz neue und ungeahnte medizinische Probleme mit sich. Familien mit mehreren Kindern und ohne Verständigungsmöglichkeit, die sich bislang vollständig außerhalb eines gut organisierten und durch Impfung und Vorsorgen strukturierten Gesundheitssystems bewegt haben, erreichen unsere Notfallambulanzen und Kliniken. „So werden wir als Ärzte konfrontiert mit fast schon vergessenen oder hier noch weitgehend unbekannten Infektionskrankheiten, massiven sozialen Problemen der Verständigung, der Unterbringung und des kulturellen Hintergrundes sowie auch ganz trivialen Problemen des Versicherungsschutzes“, berichtet Prof. Hamelmann von seinen Erfahrungen. Diese neue Herausforderung in der Pädiatrie wird auch ein Kernthema der Pädiatrietage in Bielefeld sein.

Prof. Rainer Siefen von der Kinderklinik des St. Josef-Hospitals in Bochum, ein ausgewiesener Kenner dieser Thematik, wird in seinem Vortrag „Wie verändert Migration die Kinderheilkunde?“ (Samstag, 15.8., 11.30 – 11.50 Uhr) aktuelle Forschungsergebnisse zu den besonderen Problemen im Umfeld der Migration erläutern. Weiterhin wird das ganz aktuelle Konzept der Stadt Bielefeld zum Umgang mit dieser neuen Herausforderung dargestellt und erläutert. Abschließend werden wir von Kolleginnen aktuelle Erfahrungen aus der der Dritten Welt hören, wo diese im Einsatz mit „Ärzte ohne Grenzen“ besondere medizinische und menschliche Erfahrungen sammeln konnten. „Hoffentlich gelingt es mit diesem Symposium ein wenig dazu beizutragen, dieses wichtige Thema nicht nur als Bedrohung, sondern vor allem als positive Herausforderung auch für uns Pädiater zu begreifen“, wünscht sich Prof. Hamelmann.