Neue DGB-Studie

Dringender Handlungsbedarf bei Arbeitszeiten

Bielefeld. Eine aktuelle Studie des DGB NRW zeigt, dass die Arbeitszeiten in den Betrieben aus dem Ruder laufen. „Die Bedürfnisse der Beschäftigten sind in den letzten Jahren aus dem Blick geraten und die Arbeit hochgradig flexibel nach den Bedürfnissen der Unternehmen aus gerichtet. Das muss sich ändern. Der Mensch muss wieder im Mittelpunkt stehen!“, erklärt DGB-Regionsgeschäftsführerin Anke Unger. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Ostwestfalen-Lippe wünschen sich aus Sicht der Gewerkschaften selbstbestimmtere Arbeitszeiten, um Beruf und Privatleben besser in Einklang zu bringen.

Insbesondere die gute wirtschaftliche Lage der Betriebe in Ostwestfalen-Lippe und der digitale Wandel ermöglichten es, den Beschäftigten mehr Freiheit zu verschaffen, ihre Arbeitszeit eigenverantwortlich zu gestalten. Dieser Spielraum sollte aus Sicht des DGB genutzt werden. Daneben seien allerdings auch neue gesetzliche Regelungen erforderlich, um die Beschäftigten vor der Entgrenzung ihrer Arbeit zu schützen. Anke Unger: „Wir müssen dafür sorgen, dass Druck von Beschäftigten genommen wird – Überstunden, Arbeitsverdichtung und Erreichbarkeit rund um die Uhr machen krank.“

Die Gewerkschaften stellten sich den Herausforderungen in der Arbeitszeit und brächten konkrete Vorschläge in aktuelle Tarifrunden ein. Ein gutes Beispiel liefere die IG Metall mit dem Ziel, eine befristete 28-Stunden-Woche in der Metall- und Elektroindustrie tarifpolitisch durchzusetzen. Daneben müsse sich aber auch die Politik der Arbeitszeitfrage annehmen. „Die Gewerkschaften erwarten, dass die neue Bundesregierung das Rückkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit in den ersten 100 Tagen auf den Weg bringt!“, betont Unger.

Der DGB-Arbeitszeitreport macht deutlich, dass fast die Hälfte der Beschäftigten in NRW nach eigenen Angaben regelmäßig Überstunden macht, jede/r Fünfte ohne dafür entlohnt zu werden. Zudem arbeitet fast ein Viertel häufig am Wochenende. Jede/r Fünfte muss sich kurzfristig auf veränderte Arbeitszeiten einstellen und jede/r dritte Beschäftigte in NRW berichtet, von Arbeitsverdichtung betroffen zu sein. Jede/r Fünfte gibt zudem an, in seiner Freizeit erreichbar sein zu müssen. Einfluss auf die eigene Arbeitszeitgestaltung hat weniger als die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in NRW.

Hintergrund: Die Daten stammen aus einer bundesweit repräsentativen Befragung des DGB-Index Gute Arbeit aus dem Jahr 2017. In NRW wurden dazu 798 abhängig Beschäftigte aus allen Branchen, Einkommens- und Altersgruppen, Betriebsgrößen und Beschäftigungsverhältnissen telefonisch befragt.

Den ganzen Report können Sie hier herunterladen: https://nrw.dgb.de/arbeitszeit